11.600 Kilometer für Gigaliner
Autor: Josef Hofbauer
Kirchehrenbach, Dienstag, 03. Januar 2017
Bei der Forchheimer Spedition Pohl sind die Lang-Lkw kein Thema. Die "Bürgerinitiative pro Wiesenttal ohne Ostspange" zeigt sich skeptisch.
Angesichts der Freigabe von Gigalinern für ganz Deutschland durch das Bundesverkehrsministerium warnt Heinrich Kattenbeck, Vorsitzender der "Bürgerinitiative pro Wiesenttal ohne Ostspange" (Biwo) vor "immensen Gefahren für Autofahrer, Radler und Fußgänger". Der Umwelt-Aktivist fordert ein Durchfahrverbot der 25,25 Meter langen Riesen-Brummis auf der Burgenstraße.
Für das Forchheimer Speditionsunternehmen Pohl sind die Gigaliner laut Norbert Gebhardt, Leiter der Niederlassung Hemhofen, "derzeit kein Thema". "Wir beobachten die Entwicklung, aber wir haben keine Kunden, zu denen ein Lang-Lkw passen würde", erklärt Gebhardt. Von den in Forchheim ansässigen Logistikern Simon Hegele und Geis Global Logistics war zu diesem Thema kein Ansprechpartner zu erreichen.
Meist auf Autobahnen
Stefanie Kotschenreuther von der Bamberger Spedition Elflein, die mit 25 Gigalinern bereits am Modellversuch teilgenommen hat, ist begeistert von den Mega-Trucks. "Sie machen aber nur dann Sinn, wenn sie jeden Tag auf der gleichen Strecke eingesetzt sind, etwa zwischen Bautzen und Rastatt oder zwischen Leipzig und Landshut." Transportiert werden auf diesen Strecken leichte Autoteile wie Stoßdämpfer, Radkappen und ähnliches. So werde die vorgeschriebene Maximallast nicht überschritten. Edina Brenner, Geschäftsführerin des Landesverbandes Bayerischer Spediteure, sieht das Haupt-Einsatzgebiet der Lang-Laster auf der Autobahn. Ob die Mega-Brummis auf Bundes-, Staats- und Landkreisstraßen fahren dürfen, gehe aus der "Positiv-Netzkarte" des Bundesverkehrsministeriums hervor.
"Wenn wir einen Gigaliner hätten, würde ich sicherheitshalber die Strecke erst einmal abfahren, ob der Fahrer auch durchkommt", zeigt sich Norbert Gebhardt von der Spedition Pohl vorsichtig.
Tonnagen-Beschränkung
Eindeutig widerspricht die Geschäftsführerin des Landesverbandes der Logistiker Befürchtungen, wonach die Infrastruktur durch die mehr als 25 Meter langen Lastwagen überproportional beansprucht werde. "Durch die Tonnagen-Beschränkung dürfen Gigaliner nicht schwerer sein als herkömmliche, 18 Meter lange Lastwagen." Deshalb könnten längere Fahrzeuge die Straßen auch nicht stärker schädigen, erklärt Edina Brenner. Der von der Bundesanstalt für Straßenwesen in Auftrag gegebene Feldversuch mit den Gigalinern habe gezeigt, so Brenner, dass es wegen der längeren Brummis zu keiner Häufung von Verkehrsunfällen gekommen sei. Die Tests und ein umfangreiches Gutachten hätten die Bedenken der Gegner entkräftet, betonte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Weil nun zwei Lang-Lkw drei herkömmliche Lastwagen ersetzen könnten, werde auch bis zu 25 Prozent Kohlendioxid eingespart, sagte der Minister. Die Infrastruktur nehme keinen Schaden, weil die Gigaliner nicht schwerer sein dürften als die bisherigen. Und: Weil sich die Last bei den Lang-Fahrzeugen auf acht statt auf fünf Achsen verteile, seien diese Fahrzeuge sogar sicherer, findet die Sprecherin des Landesverbandes.
Bis zehn Prozent
Die Bamberger Spedition Elflein sieht in den Gigalinern eine optimale Ergänzung zu den heute eingesetzten Equipments. Sie fügten sich ohne Probleme in die Logistikabläufe ein und sparten zwischen 15 bis 25 Prozent Energie. Es sei auch nicht zu befürchten, dass Gigaliner die herkömmlichen Lkw ersetzten, findet Edina Brenner vom Logistiker-Verband. Sie geht davon aus, dass der Anteil der Gigalinier nicht höher sein wird als zehn Prozent.Der Kirchehrenbacher Heinrich Kattenbeck dagegen bleibt skeptisch. Die Freigabe für Gigaliner für ganz Deutschland werde zu noch mehr Verkehr führen. Er prognostiziert: "Es wird nicht lange dauern, dann werden aus den 25,25 Meter langen Straßenmonstern 30 Meter lange Schwerlaster und von 44 Tonnen geht es dann auf 60 Tonnen oder gar 90 Tonnen Ladegewicht. Aber Kreuzungen, Kreisverkehre, Bahnübergänge, Parkbuchten und Brücken sind auf solche Kolosse nicht ausgelegt." Der Schrei nach noch mehr Umgehungsstraßen werde zum Gebrüll nach Verkehrsentlastung.
Momentan dürfen Gigaliner (noch) nicht durch die Fränkische Schweiz fahren. Sie dürften nur ein 11.600 Kilometer langes, festgelegtes Straßennetz benutzen. "Liegt ein Kunde außerhalb der Positiv-Netzkarte muss beim zuständigen Ministerium eine Erlaubnis beantragt werden", erklärt Stefanie Kotschenreuther von der Spedition Elflein. Dieses Verfahren dauere mindestens ein halbes Jahr.