Zuviel Restmüll in der Biotonne
Autor: Andreas Dorsch
Medbach, Montag, 04. Januar 2021
Die Müllsünder im Landkreis Erlangen-Höchstadt sitzen vorwiegend in dichter besiedelten Gebieten.
Plastiktüten ohne Ende, Joghurtbecher, Fisch- und andere Konservendosen aus Blech, Gurkengläser und die unterschiedlichsten Metallteile - Müll, der zu verschiedenen Fraktionen gehört, aber sicher nicht zu der, mit der er auf der Kompostieranlage in Medbach angeliefert wird: Biomüll. In den Biotonnen in Erlangen-Höchstadt landet immer mehr Abfall, der dort nichts verloren hat.
"Das Problem ist da", sagt Konrad Kreß, Geschäftsführer der Kompostier Betriebs GmbH, die auf der Anlage in Medbach den Biomüll der Bürger in Kompost verwandelt. Kreß bestätigt, was auch aufmerksame Beobachter sehen, die nebenan ihren Heckenschnitt anliefern. Seit Jahren registriert sein Unternehmen eine abnehmende Bereitschaft der Bürger, ihren Müll sauber zu trennen.
Große Mehrheit trennt genau
Trotzdem gibt es für Kreß noch die große Mehrheit von Leuten, die ihren Müll sehr genau und gewissenhaft auseinander sortiert und sogar nachfragt, ob Bananenschalen und Zitrusfrüchte auch im Biomüll landen dürfen.
Die Mitarbeiter der Kompostieranlage betreiben einen großen, kostspieligen Aufwand, um die Fremdstoffe aus dem Biomüll wieder herauszubekommen. Zunächst wird der Müll auf Haufen gekippt, mehrmals umgeschichtet und verrotten lassen. Am Ende werden aus dem Kompost alle Fremdstoffe herausgesiebt. Würde man den Biomüll vorher schon zerkleinern, entstünde noch viel mehr unerwünschtes Mikroplastik.
Alle zahlen mit
Auch der aus dem Inhalt der Biotonnen in Medbach erzeugte Kompost - neben dem davon getrennt produzierten Mebakomp aus reinen Gartenabfällen - wird regelmäßig überprüft, bekommt ein Gütesiegel und geht zu hundert Prozent in die Landwirtschaft. Der Kompost bringe viel für die Wasserhaltefähigkeit des Bodens, sagt Kreß.
Mit dem Grad der Fremdstoffe im Biomüll steigen auch die Kosten der Verarbeitung. Kreß: "Der Bürger hat es in der Hand, über die Gebühren zahlen alle mit."
Jede Fuhre, die in Medbach ankommt, wird in Augenschein genommen und bewertet. Da man genau weiß, wo der Müll eingesammelt wurde, weiß man auch, wo die Sünder sitzen.
Keine Kontrollen mehr
In dieser Frage verweist Kreß ans zuständige Landratsamt Erlangen-Höchstadt. Auf Anfrage des FT teilt die Pressestelle mit: "In Bereichen mit verdichteter Bauweise ist in der Regel die Qualität des Biomülls schlechter." In Städten und dicht besiedelten Gebieten sind mehr Fremdstoffe in der Biotonne als auf dem Land und dort, wo die Tonne nur von einem Haushalt genutzt wird. Dem Amt liege eine Qualitätsbilanz für 2020 aber noch nicht vor; im langjährigen Vergleich habe man eine "geringfügige Verschlechterung" festgestellt.
Die früher üblichen regulären Kontrollen der Mülleimer habe das Landratsamt coronabedingt phasenweise einstellen müssen. Sie würden aber schon eine Verbesserung der Qualität bringen.
Hauptgrund Gedankenlosigkeit
Werden generell bei Mülltonnen-Kontrollen Störstoffe festgestellt, gibt es einen gelben Aufkleber. Bei gravierender oder wiederholter falscher Befüllung bekommt die Tonne einen roten Aufkleber und bleibt ungeleert stehen.
Plastiktüten und Kunststoffe im Biomüll sieht auch das Landratsamt als Problem, zudem Tüten aus sogenannten Biokunststoffen, die doch nicht so schnell verrotten wie propagiert.
Einen Hauptgrund für falschen Müll in der Biotonne sieht das Amt in der Gedankenlosigkeit der Bürger. Dass diese mit Fehlbefüllungen Gebühren sparen wollen, glaubt man im Amt nicht, da die Sünder vorwiegend in Gebieten sitzen, wo für den Restmüll große Tonnen und Container vorhanden sind.