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Zu Besuch in der zweitkleinsten Stadt


Autor: Redaktion

Herzogenaurach, Donnerstag, 10. Oktober 2019

Warum Ummerstadt noch immer eine Stadt ist und was dem Herzogenauracher Heimatverein daran so gefällt.
Die Reisegruppe des Heimatvereins Herzogenaurach besuchte die kleinste Stadt Thüringens: Ummerstadt. Das kleine Städtchen wird von den vielen Fachwerkhäusern geziert. Foto: privat


Die kleinste Stadt Thüringens und gleichzeitig die zweitkleinste Stadt Deutschlands war das Ziel einer Studienfahrt des Heimatvereins am vergangenen Wochenende. Die Rede ist von Ummerstadt südlich von Hildburghausen und im südthüringischen Becken gelegen.

Ähnlich wie Herzogenaurach hat der Ort im Mittelalter das Stadtrecht bekommen und hat es behalten, obwohl das Städtchen im Laufe der Jahrhunderte zwar gewachsen aber auf Grund seiner unmittelbaren Lage zur innerdeutschen Grenze nach 1949 von 1000 unter 500 Einwohner geschrumpft ist.

1319 waren dem Städtchen die Stadtrechte verliehen worden. Danach lag es im Spannungsfeld der Landgrafen von Thüringen und der Markgrafen von Meißen. Im 30-Jährigen Krieg brandschatzten die Truppen Wallensteins den Ort, der sich erst im 18. Jahrhundert erholte. Ummerstadt hat allerdings immer seine Stadtrechte behalten und wurde durch seine Töpferwaren bekannt.

Nach Gründung der DDR kümmerte der kleine Ort vor sich hin und litt unter der Grenzziehung unmittelbar an der Grenze zum Westen gelegen. Der Ort verkleinerte sich infolge der deutsch-deutschen Teilung auf seine jetzige Größe und stellt heute ein bauliches Kleinod nahe der Landesgrenze zu Bayern dar.

Das Besondere an dem verträumten, kleinen Ort ist sein einheitliches Stadtbild: Gut erhaltene Fachwerkhäuser, die seit der politischen Wende bestens restauriert wurden, zieren den gesamten Ort, der heute von einer parteilosen Bürgermeisterin und sechs Gemeinderäten regiert wird.

Nur wenige Kilometer entfernt liegt die Stadt Hildburghausen. Ähnlich wie in Erlangen nahm man hier nach 1700 hugenottische Glaubensflüchtlinge auf. Wie viele kleine Städte in Thüringen leistet sich Hildburghausen auch heute noch ein eigenes Theater.

Der Ort ist zudem eng mit der bayerischen Geschichte verbunden: Therese, eine Tochter des örtlichen Herzogshauses, heiratete 1810 den Bayernherzog Ludwig, den späteren König Ludwig I. Diese Theresienwiese ist heute noch Schauplatz des traditionellen Münchner Oktoberfestes. Das Ganze ist auch der Anlass, in Hildburghausen jährlich ein Theresienfest, eine kleinere Ausgabe des Münchner Oktoberfestes, zu feiern. Letzter Höhepunkt der Studienfahrt des Heimatvereins war der Besuch des Deutschen Burgenmuseums auf der Heldburg in Bad Colberg-Heldburg. Auf der Heldburg konnte die Herzogenauracher Reisegruppe einen nachhaltigen Eindruck gewinnen, wie Burgen gebaut wurden, wer auf Burgen wohnte und wie man dort lebte. Schließlich waren die deutschsprachigen Länder Europas einst mit 25000 Burgen übersät, die heute teilweise nur noch als Ruinen von der mittelalten Geschichte und Bedeutung künden, aber immer noch einen großen Reiz auf Geschichtsinteressierte ausüben. Rüstungen, Waffen, Möbel und Geschirr, Modelle unterschiedlichster Burgen geben hier Eindrücke vom Leben auf Burgen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit.

Das Burgenmuseum veranschaulicht zudem, wie sich das Leben auf einer Burg vom Mittelalter bis heute verändert hat. Schließlich sind zahlreiche Burgen in ganz Deutschland bis heute noch von Menschen bewohnt.Klaus-Peter Gäbelein