Zu Besuch in einem fränkischen Trauercafé: Gemeinsam die Trauer ertragen
Autor: Franziska Rieger
Höchstadt a. d. Aisch, Samstag, 16. November 2019
Stirbt ein geliebter Mensch, klafft im Leben der Verbliebenen oft eine große Lücke. Auch lange Zeit nach dem Verlust wird dies besonders an Feiertagen wie Allerheiligen schmerzhaft bewusst. Im Höchstadter Trauercafé finden Betroffene Halt.
Der Raum im Haus der Höchstadter Caritas ist hell beleuchtet, an den zitronengelben Wänden hängen Schmetterlinge und Fotos. Ein großer Tisch - gedeckt mit Kerzen, Servietten und einer Brotzeitplatte - lädt zum Verweilen ein. Nach und nach öffnet sich die Eingangstüre, Besucher kommen herein.
Zu Beginn gibt es eine tröstliche Umarmung, einen herzlichen Händedruck. Verena Zepter und Sandra Kötter, Pädagoginnen der Caritas, begrüßen die Besucher des Trauercafés. Viele kommen aus der Region, trauern erst seit kurzem oder schon länger um den Verlust eines geliebten Menschen.
Seit 2014 gibt es das Trauercafé der Caritas in der Höchstadter Steinwegstraße. "Wir haben festgestellt, dass es kein offenes Trauerangebot gibt", sagt Zepter. Bis heute ist es das einzige in der Region Höchstadt.
Seitdem treffen sich in dem hellen Raum jeden vierten Montag im Monat Trauernde. Die Treffen sind bewusst offen gestaltet, eine An- oder Abmeldung ist nicht nötig. Zu Beginn fragen die Pädagoginnen, wie es den Besuchern geht, wie ihr Tag war. Im Mittelpunkt steht das gemeinsame Abendessen - ein Erlebnis, das gerade Witwer oder Witwen schmerzlich vermissen.
Trauer ist keine Krankheit
"Man muss nichts erklären", sagt Kötter. Die Trauercafé-Besucher sind schließlich in einer ähnlichen Lage. Wem bei einem Treffen nicht nach reden ist, der kann einfach zuhören. Oder weinen. Oder lachen. Denn Gefühle zeigen, trauern und weinen sind Dinge, für die es in unserer Gesellschaft oft keinen Platz gebe. "Sterben und trauern finden in der Gesellschaft nicht statt. Trauern ist keine Krankheit. Es ist eine Fähigkeit", sagt Zepter. Vorsorge, Patientenverfügung: Dinge, über die gerade in jungen Jahren nicht gerne gesprochen wird.
Trauer ist nicht zeitlich begrenzt
Wie lange nach dem Verlust eines geliebten Menschen darf man ins Trauercafé kommen? Völlig unwichtig, sagen Zepter und Kötter. Trauer sei schließlich nicht zeitlich begrenzt, auch nach vielen Jahren schmerzt der Verlust eines nahe stehenden Menschen.