Wohin mit den Karpfen?
Autor: Andreas Dorsch
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 17. November 2020
Die Zwangsschließung der Gaststätten stellt manchen Teichwirt im Aischgrund vor Probleme.
"Was tun wir jetzt mit den Fischen? Wir wissen es nicht", sagt Walter Jakob, Karpfenzüchter und Vorsitzender der Teichgenossenschaft Aischgrund. Normalerweise weiß das Jakob sehr wohl - doch im Moment herrscht Corona.
Die in der Teichgenossenschaft organisierten Fischzüchter könnten jetzt in der Hochsaison 1600 Tonnen Karpfen aus den Weihern fischen, doch noch sind viel mehr Weiher als sonst um diese Zeit nicht abgefischt. Der Grund: Die Nachfrage nach Karpfen ist gewaltig eingebrochen. Der vorübergehende Lockdown in der Gastronomie schlägt auf die Fischzüchter durch.
Mit blauen Augen
Wenn sich die Schließung der Gaststätten auf den November beschränkt, kämen die Teichwirte mit zwei blauen Augen davon, sagt Jakob. Geht sie darüber hinaus, werde es eng. "Wir schieben Mengen von Karpfen vor uns her und niemand kann prognostizieren, wie es weiter geht."
Noch schwimmen die Karpfen munter in Teichen, die eigentlich abgefischt werden müssten. Vor allem flache Himmelsweiher, die über keinen Zulauf verfügen, sollten nun geleert werden, um sie bis zum Frühjahr mit Niederschlagswasser wieder voll zu bekommen und neu besetzen zu können.
Für den Winter zu flach
"Viele Teiche sind nicht geeignet, um Karpfen darin überwintern zu lassen", sagt Martin Oberle, Leiter der Höchstadter Außenstelle für Teichwirtschaft des Landwirtschaftsministeriums. Sind sie zu flach und ohne Zulauf, komme es unter einer schneebedeckten Eisschicht schnell zu Sauerstoffmangel. Ein milder Winter ohne Eis wäre dagegen weniger problematisch. Oberle weiß von einigen Teichwirten, die nicht abfischen, weil sie nicht wissen, wohin mit ihren Karpfen.
Erst ein Drittel seiner Weiher hat der Biengartener Teichwirt Gerhard Schmidt abgefischt. Er hat noch acht Hektar Teichfläche mit Fischen drin, allein fünf Tonnen in einem großen Weiher. Weil er keine ausreichende Hälterungsmöglichkeit hat, hofft er, dass ihm sein Großabnehmer bis Ostern die Karpfen abnimmt.
Probleme, seine Fische loszuwerden, hat auch der Bund Naturschutz. Selbst wenn die Menge seiner "Karpfen pur Natur" weitaus kleiner ist als die professioneller Teichwirte, suchen die Naturschützer nach Abnehmern. Die alle zwei Wochen geplanten Karpfenpartien in größerer Runde mussten für November und Dezember erst einmal gestrichen werden, teilt BN-Kreisvorsitzender Helmut König mit. Die BN-Karpfen warten jetzt in einer Hälterung darauf, dass sich jemand findet, der sie bäckt und verkauft.
Von Glück in der aktuellen Lage spricht der Höchstadter Teichwirt Konrad Scheubel, der aus seinen Weihern jedes Jahr mehrere Tonnen Karpfen erntet. Er hat schon Anfang September mit dem Abfischen begonnen und einen Großteil bereits an seine zwei Stamm-Ausflugslokale vermarktet, die die fettarme Qualität seiner Fische besonders schätzen. Scheubel ist zuversichtlich, den Rest seiner Fische bis Karfreitag absetzen zu können.
Martin Oberle betont einmal mehr, dass man sich Karpfengerichte aus Gaststätten holen oder auch zu Hause zubereiten kann.Tipps gibt dazu die Teichgenossenschaft auf ihrer Homepage "teichgenossenschaft-aischgrund.de". Hier erfährt man auch, wo es Karpfen zu Kaufen gibt. Rezepte und alles Wissenswerte, um Karpfen zu Hause zuzubereiten, präsentiert die Teichgenossenschaft auf der Seite "aischgruender-karpfen.com"