Druckartikel: Wohin mit dem Geld? Sparkasse Erlangen stellt Bilanz vor

Wohin mit dem Geld? Sparkasse Erlangen stellt Bilanz vor


Autor: Christian Bauriedel

Erlangen, Montag, 09. Februar 2015

Die Stadt- und Kreissparkasse Erlangen hat ihre Jahresergebnisse vorgestellt. Viele Kunden lassen ihr Geld auf dem Girokonto liegen in der Hoffnung auf bessere Zinsen. Doch Vorstandsmitglied Walter Paulus-Rohmer eine eher ernüchternde Aussicht auf das Jahr 2015.
Eine Mutter mit Kinderwagen steuert den Haupteingang der Sparkasse am Hugenottenplatz in Erlangen an. Foto: Christian Bauriedel


Angesichts der kargen Zinslage muss man zur Zeit kein Krösus sein, um sich zu fragen: Wohin bloß mit dem Geld? "Es gibt viele Kunden, die sagen: Buchen Sie es aufs Cashkonto, es gibt ja kaum noch Zinsen", sagt Walter Paulus-Rohmer, Vorstandsmitglied der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen bei der Vorstellung der Bilanz des vergangenen Jahres. Vor ihm liegen die wichtigsten Zahlen. Sie zeigen, wohin die Menschen in Erlangen und dem Landkreis ihr Geld bringen. Worin sie vertrauen, wie viel Kredite sie brauchen.

An frischem Geld mangelt es der Sparkasse Erlangen nicht: Die Einlagen von Privatkunden seien im Jahr 2014 um 83 Millionen Euro gestiegen, sagt Paulus-Rohmer. Insgesamt 3,5 Milliarden Euro umfassten die Einlagen bei der Sparkasse Erlangen letztes Jahr. Ein Wert der ungefähr auf dem des Vorjahres liegt. Zwar sei Geld von Unternehmen und öffentlichen Haushalten für Investitionen abgezogen worden. Allerdings sei dies im Vorfeld angekündigt gewesen.

Insgesamt entwickle sich die Region blendend: Die Großfirmen in Erlangen und Herzogenaurach wirken wie ein Magnet auf Vermögen und Bevölkerungszuwachs. Man sei in einer privilegierten Position, sagt Paulus-Rohmer. Acht Millionen Euro Überschuss hat die Sparkasse 2014 erwirtschaftet. Für jene Kunden, die ihr Geld auf dem Girokonto geparkt haben und auf steigende Zinsen hoffen, stellt das Vorstandsmitglied eine ernüchternde Aussicht an: Es sei damit zu rechnen, dass das Niedrigzinsniveau auch 2015 anhalten wird. Zu unwägbar sei die anhaltende Staatsschuldenkrise, zu erdrückend die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).

Also doch lieber nach einer Eigentumswohnung umschauen oder gar ein Häuschen kaufen? "Es gibt die Tendenz zur Immobilie. Stichwort Betongold", sagt Paulus-Rohmer. Haus und Grund hätten einen viel höheren Stellenwert als noch vor zehn Jahren. 270 Objekte für über 71 Millionen Euro hat die Sparkasse in der Region vermittelt. Damit liegt man auf Platz 5 der bayerischen Sparkassen. In der Region Erlangen-Höchstadt gebe es allerdings Probleme, die hohe Nachfrage nach Immobilien bedienen zu können. Gerade an Baugrund herrsche Mangel.


Bausparer werden weniger

Bei den Bausparverträgen habe es im Jahr 2014 einen Rückgang gegeben. Etwa 3500 Verträge mit rund 111 Millionen Euro wurden neu abgeschlossen. Im Jahr zuvor waren es noch über 4000 Kunden, die Verträge im Gesamtwert von rund 123 Millionen abgeschlossen haben. "Der Kunde ist zunehmend nicht mehr bereit, sich fünf bis sechs Jahre zu binden", sagt Heinz Gebhardt, Vorstandskollege von Paulus-Rohmer. Zu schlecht seien die Zinsen für das Guthaben. Was die Darlehenszinsen bei Bausparern anbetrifft, sei allerdings gerade jetzt eine günstige Periode zum Abschluss.

Einen Zuwachs gibt es bei den Girokonten, einem Feld, auf dem die Sparkasse hart mit den verlockenden Angeboten von Direktbanken im Internet konkurriert. Im letzten Jahr habe die Sparkasse einen Marktanteil an Girokonten von mehr als 52 Prozent erreichen können. 3800 Konten wurden letztes Jahr eröffnet. Insgesamt 150 000 Girokonten führt die Stadt- und Kreissparkasse damit.

Das Internet sei zwar die Zukunft, sagt Vorstand Gebhardt. Dass man in Zukunft auf eine Onlineberatung im Videoformat zurückgreifen könnte, wie in Nürnberg, sei nicht ausgeschlossen. Er habe aber die Erfahrung gemacht, dass eine Anlageberatung im persönlichen Gespräch immer noch gewünscht werde, sagt Gebhardt. Daher sei das Filialnetz der Sparkasse ein entscheidender Vorteil, den es zu erhalten gelte. Man kann das als ein Plädoyer für den Erhalt der momentan 918 Mitarbeiter verstehen.

Intern werde es allerdings eine Umstellung geben, kündigt Paulus-Rohmer an. Es solle geschult werden, damit künftig Mitarbeiter, die mit Schaltertätigkeiten beschäftigt sind, mehr beraten können. Ein Zugeständnis an die moderne Zeit, denn bereits die Hälfte der Girokonten werden online geführt. Bedenken, dass es zu Filialschließungen kommen könnte, räumt Paulus-Rohmer aus: "Eine Direktbank light werden wir nicht. Wir passen auf, dass wir das, was die Sparkasse ausmacht, nicht über Bord schmeißen."

Gebhardt und Paulus-Rohmer leiten die Stadt- und Kreissparkasse erst seit kurzem. Der Posten des Vorstandsvorsitzenden ist seit dem überraschenden Tod von Peter Buchmann im September vakant.

Bei der Frage nach einem Nachfolger verweist die Sparkasse auf Erlangens OB Florian Janik (SPD), gleichzeitig Verwaltungsrat. "Es handelt sich um eine gewichtige Personalentscheidung", sagt Janik auf FT-Anfrage. Seit Dezember lägen Bewerbungen vor. Zu Person und Zeitpunkt der Nachfolge könne er noch nichts sagen. Spekulationen, dass die Sparkassen Erlangen und Höchstadt fusionieren könnten, gibt Janik eine Absage: "Da bin ich mir mit dem Landrat absolut einig."