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Woher kommt die Mückenplage in Medbach?


Autor: Andreas Dorsch

Medbach, Montag, 09. Juli 2018

Medbacher Bürger verdächtigen die Kompostieranlage als Quelle für die unerträglichen Zustände. Betreiber und Experten im Landratsamt sehen das anders.
So wird der Biomüll in Medbach angeliefert. Es dauert nur Minuten, bis er abgedeckt wird. Foto: Andreas Dorsch


Die Bewohner des Höchstadter Ortsteils Medbach müssen schon seit Jahrzehnten einiges erdulden. Im Westen rauscht unüberhörbar der Verkehr auf der A3 vorbei. Im Osten grenzen die ehemalige Mülldeponie und der heutige Wertstoffhof an und etwas weiter Richtung Aisch werden Grüngut und der Biomüll aus dem gesamten Landkreis verarbeitet. Diese Kompostieranlage machen zahlreiche Medbacher jetzt für eine Fliegenplage verantwortlich, unter der sie seit einigen Jahren leiden.
Weil es für sie inzwischen unerträglich ist, hat die seit 1979 in Medbach lebende Hannelore Fleischmann einen offenen Protestbrief an den Höchstadter Bürgermeister, den Geschäftsführer der Kompostieranlage und den Zweckverband Abfallwirtschaft Erlangen geschrieben und fordert eine Lösung des Problems.
Dem Brief ist eine Unterschriftenliste angehängt, in der zahlreiche Bürger die Fliegenplage bestätigen und sich wehren wollen. Man habe kaum eine Minute an der frischen Luft, ohne dass man von "Muggen" belästigt wird, schreibt Fleischmann. Nach ihren Feststellungen habe sich der Zustand mit Einführung der Kompostierung von Bioabfällen aus der braunen Tonne in Medbach deutlich verschlimmert.


Essen im Freien unmöglich

"Uns wird ein Stück Lebensqualität genommen, der Garten ist tabu", sagt Michaela Dittrich, die auch auf Hannelore Fleischmanns Liste unterschieben hat. Man brauche erst gar nicht draußen zu essen, Mücken und Schmeißfliegen treten in Scharen auf. "Eklig und lästig", klagt Dittrich. In den letzten drei Sommern habe die Belästigung zugenommen.
Dass die Ursache für die Medbacher Mückenplage auf der Kompostieranlage liegt, bezweifelt deren Geschäftsführer Konrad Kreß. Die Anlage der Kompostier-Betriebs GmbH verarbeite nicht nur Grüngut, sondern schon seit 1992 den kompletten Biomüll aus dem gesamten Landkreis Erlangen-Höchstadt.
An der Verfahrensweise habe sich nichts geändert, sagt Kreß, trotzdem habe man die Abläufe noch einmal überprüft. Dabei habe man auf manchem Rasenschnitt und Grüngut, das von Bürgern angeliefert wird, relativ viele Mücken festgestellt, "aber weit weg von einem Problem". Am Biomüll sind weit weniger Fliegen zu finden. Der wird auch schon kurz nach der Anlieferung mit fertigem Kompost abgedeckt.
Konrad Kreß hält es für möglich, dass es auch andere Quellen für die Mückenplage in Medbach gibt. Die Bürger hat er jedenfalls schon mal zu einer Ortsbesichtigung auf die Kompostieranlage eingeladen.
Schützenhilfe bekommt Kreß vom Umweltamt des Landratsamtes. In einer dem FT vorliegenden Stellungnahme an Hannelore Fleischmann schreibt der Sachgebietsleiter, dass die Kompostieranlage seit 26 Jahren laufend vom Umweltamt überwacht wird. Das Thema Fliegenplage sei bisher nicht relevant. Zwar locke Biomüll Fliegen an, Prüfungsergebnisse und Zertifikate würden jedoch eindeutig belegen, "dass Fliegeneier und Maden während des Kompostierprozesses sicher abgetötet werden". Eine massenhafte Vermehrung von Fliegen sei ausgeschlossen.
Chemische Mittel zur Fliegenbekämpfung seien nicht angebracht und auch nicht zulässig, zumal nicht belegt sei, dass die Plage in Medbach ihre Ursache wirklich in der etwa 600 Meter entfernten Kompostieranlage habe. Einen Zusammenhang mit der Einführung der Biotonne sieht man im Umweltamt auch nicht.