Wo landet die Erde aus dem "Seeside" in Adelsdorf?
Autor: Christian Bauriedel
Adelsdorf, Montag, 19. Juni 2017
Verfüllt die Gemeinde Adelsdorf eines ihrer Grundstücke mit angeblich belastetem Erdaushub von der Seeside-Baustelle? Ein Gerücht, auf Sand gebaut.
60.000 bis 100.000 Kubikmeter Erde, in etwa so viel verdränge das Wohngebiet Reuthsee in Adelsdorf nach Auskunft von Investor Ralph Munck. Ein Klacks seien dagegen die 700 bis 800 Kubikmeter Lehm, die die Gemeinde Adelsdorf für einen Wall zum Hochwasserschutz an den alten Bahngleisen davon verbauen will.
Der Löwenanteil des Erdmaterials verteile sich in der ganzen Region und lande beim Bau von Lärmschutzwällen an der Autobahn, bei Bauern, die ihre Äcker ausgleichen, in einer Sandgrube oder in einer Ziegelbrennerei. Auch zur Erneuerung von Fischweihern sei die Reuthsee-Erde, die sehr lehmhaltig ist, eingesetzt worden, sagt Munck.
Schadstoffe sind "Gigaquatsch"
Als "Gigaquatsch" bezeichnet er jedoch Spekulationen um Schadstoffbelastungen des Erdreichs vom Reuthsee-Gebiet, auf dem zuvor das Aldi-Zentrallager samt Tankstelle stand. "Wir haben keinen kontaminierten Erdaushub. Alles, was abtransportiert wird, wird beprobt."Einzige Ausnahme sei Erdmaterial, das kürzlich auf ein gemeindeeigenes Gewerbegrundstück an der Holzäckerstraße (nahe dem neuen Aldi-Lager) abtransportiert wurde. Hiermit habe man aber nichts zu tun, sagt Munck. Die Erde gehöre der Gemeinde, die sie längere Zeit auf dem Reuthseegelände zwischengelagert hatte.
Genau zu diesem Erdmaterial sieht Joachim Wildenauer aktuell Klärungsbedarf. Zwar wohnt Wildenauer nicht mehr in Adelsdorf, aber Verbindungen hat er in seinen ehemaligen Wohnort noch, in dem er, CSU-Mitglied, schon mehrfach für den Gemeinderat kandidiert hatte.
Was auf dem Gemeindegrund im Gewerbegebiet geschieht, habe ihn aufmerken lassen und werfe einige Fragen auf, so Wildenauer. Er bezweifelt, dass es sich um unbelastete Erde handelt. Zum Beweis hat er am Sonntag Fotos gemacht. Aus den Hügeln lugen Plastikplanen hervor, Steinbrocken und Rohrstücke befinden sich darin. Sein Verdacht: Hier werde von den Seeside-Erbauern mit Genehmigung der Gemeinde günstig abgekippt, was eigentlich teuer entsorgt werden müsste.
Ein Anruf bei Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) klärt auf: Nein, es handle sich nicht um Erde von der Baustelle des Seeside-Wohngebiets. Die Erde stamme aus der Erschließung von vier Einfamilienhäusern durch die Gemeinde und sei dort zwischengelagert gewesen, bis Munck mit dem Bau begonnen hat. Fischkal versichert: "Es handelt sich um Material der Z0-Klassifikation." Z0 bedeutet: unbelastetes, sauberes Erdreich. Darin enthaltene, einzelne Baureste würden noch aussortiert.
Die Senke soll verschwinden
Die Gemeinde möchte mit dem Erdreich ihr 1,6 Hektar großes Grundstück im Gewerbegebiet um einen Meter auffüllen. Das Gefälle zur Straße sei extrem hoch. Für eine neue Erschließungsstraße müsse man durch die Angleichung nicht extra einen teueren Damm bauen. Auch die umliegenden Grundstückseigner würden eine Anhebung auf Straßenniveau erwägen. Laut Fischkal eine Wertsteigerung: Ebenerdig sei ein Gewerbegrundstück leichter zu verkaufen, als eines in einer Senke. Bei der Reuthsee-Erde, die noch angeliefert wird, profitiere die Gemeinde. Die Erde koste sie nichts, sagt Fischkal. Dazu bekomme man eine Komplettleistung: Abkippen, Verdichten, Bodengutachten und Lastplattenprotokoll.
Schwer ranzukommen
Man habe sogar "großes Glück", den Erdaushub vom Seeside zu bekommen, so Fischkal. Es sei momentan schwer an geeignetes Füllmaterial zu kommen. Fischkal betont: "Alles, was verbaut wird, wird durch Bodenproben geprüft." Es gebe zur Reuthsee-Erde ein Gutachten sowie mehrfache Bestätigungen der Landesgewerbeanstalt. "Sollten uns Zweifel an der Reinheit kommen, würden wir selbstverständlich sofort das Umweltamt des Landratsamtes hinzuziehen", sagt Fischkal. Auch ein weiterer Verdacht von Joachim Wildenauer erhärtet sich nicht: Wildenauer wies auf die ehemalige Tankstelle auf dem alten Aldi-Geländes hin. Für solches Erdreich würden strenge Auflagen gelten. Laut Fischkal und Munck wurde 2015 diese Erde bereits entsorgt. Beide beteuern: fachgerecht und unter Aufsicht.