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Wo kann der Hund in Herzogenaurach laufen?


Autor: Pauline Lindner

Herzogenaurach, Dienstag, 11. Sept. 2012

Hund und Mensch sind sich nicht immer ganz "grün". Vor allem, wenn der Hund einem nicht gehört und scheinbar ohne Herrchen durch die Gegend rund um Herzogenaurach (Landkreis Erlangen-Höchstadt) läuft. Vernünftige Hundehalter wissen allerdings um die Problematik.
Die Besitzer dieser Collies achten darauf, dass "Nicht-Hundebesitzer" von ihren Vierbeinern nicht gestört werden.  Foto: Pauline Lindner


Wauzi rennt wie eine Kanonenkugel aus Fell einen Weg am Stadtrand von Herzogenaurach entlang. Das darf er. Zumindest dann, wenn der Weg nicht zu einem Spielplatz oder eine Grünanlage gehört.
"Dort müssen Hunde angeleint werden. So steht das in unserer Grünordnungssatzung", sagt dazu Heike Kraus, die stellvertretende Leiterin des Ordnungsamts. Sie hält eine generelle Anleinpflicht für unnötig. Sie haben zum Beispiel Adelsdorf und Baiersdorf festgelegt. Nur auf einigen Wegen ist dort die Anleinpflicht aufgehoben. Sie sind ausgeschildert, um alle Benutzer zu informieren, dass hier Hunde freilaufen dürfen.
Ausgesprochen wurde in Herzogenaurach die Leinenpflicht allerdings schon für einzelne Hunde. Wenn etwas vorgefallen war. Solche Vorfälle halten sich nach Kraus in Grenzen. "Das waren einige wenige Hunde; wenn es fünf Fälle in den letzten Jahren waren, war das viel."
In der "Wildnis" bei Hauptendorf: Claudia Kern hat ihren Schäferhundrüden angeleint. Er gehört nicht zu den vom Ordnungsamt zur Leine verdonnerten. Und dennoch geht er angeleint bei Fuß neben seinem Frauchen.

"Es ist doch selbstverständlich, dass ich einen Hund anleine, wenn sich ein Radfahrer, ein Jogger, Kinder oder ein anderer Hund nähert."

Angst vor Hunden


Der Rede vom "Derdudnix" schenkt die erfahrene Hundehalterin, die zudem die stellvertretende Vorsitzende des Vereins für Deutsche Schäferhunde ist, keinen Glauben. Bei einem Tier wisse man es nie und da sei Vorsicht immer besser als Nachsicht.
Hundehalter, die nicht so denken und vor allem nicht so handeln, hält sie einfach für "sehr leichtsinnig." Darin steckt schlicht auch der Aspekt der Haftung für Schäden. "Man muss doch miteinander leben", sagt Kern und nimmt gedanklich die Position des Gegenübers zu einem Herrchen mit freilaufendem Hund ein. Ob mit oder ohne Hund, der sorglose Hundehalter stoße auf Unverständnis.
Und: "Es gibt mehr Leute als man denkt, die Angst vor Hunden haben." Ihr Vater gehöre zu dieser Gruppe. "Er bekommt panische Angst selbst bei ganz kleinen Hunden", weiß und achtet die Halterin einer großen Rasse.
Sie hat aber ihrerseits auch eine Bitte - an die Radfahrer: "Macht euch bemerkbar, wenn ihr von hinten kommt!" Kürzlich geriet sie in so eine Situation und sagt ehrlich: "Da bin ich mehr erschrocken als der Hund." So war's bei ihr. Aber ob nicht ein anderer Hund richtig aufgeschreckt wäre und wütend losgebellt hätte?
Erschrecken und damit Stress - dazu fällt Kern noch ein Punkt ein. "Spazierengehen in der belebten Innenstadt ist für einen Hund Stress pur". Selbstverständlich müsse man einen Welpen mit Menschengruppen und Verkehr vertraut machen, aber eine Erholung sei der Aufenthalt in der Stadt für Tiere nicht. Wegen der Reizüberflutung, meint sie. Und: "Hunde wollen doch in Ruhe Zeitung lesen." So nennt sie das Schnüffeln und Beinchen heben, mit dem Hunde nun mal ihre sozialen Kontakte pflegen. Ungestört. Ungestört von menschlichen Anordnungen, sprich weiterzerren, weil's halt am Laternenpfahl nicht ginge.
Da sei es doch für einen Innenstädter viel besser, Richtung Beutelsdorf oder Haundorf zu laufen oder in den Dohnwald. Da kann Wauzi nach Herzenslust laufen oder schnüffeln.