Druckartikel: Wo der Sterbende in den Mittelpunkt rückt

Wo der Sterbende in den Mittelpunkt rückt


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 05. Oktober 2017

Sterbende sollen nicht alleingelassen werden. Der Hospizverein Höchstadt bietet jetzt öffentliche Sprechstunden an, um Angehörige zu sensibilisieren.
Bürgermeister Gerald Brehm (2.v.r.) ist stolz auf die ehrenamtlichen Helfer des Hospizvereins.  Foto: privat


"Es ist immer schwierig, über den Tod zu sprechen", sagt Anita Wedel, die Vorsitzende des Höchstadter Hospizvereins. Weil Gespräche mit und über Sterbende nicht einfach sind, bietet der Hospizverein Hilfe an. "Wir möchten aus den Privatzimmern heraus und an die Öffentlichkeit", begründet Zweiter Vorsitzender Dr. Hans-Joachim Laugwitz die Einführung einer öffentlichen Sprechstunde des Hospizvereins Höchstadt.

Für den Internisten und Palliativmediziner Laugwitz werden Sterbende zu oft alleine gelassen. Mit dem Ziel, Totkranke zu begleiten und deren Angehörige zu unterstützen, wurde 2004 der Hospizverein Höchstadt und Umgebung gegründet. Allein in diesem Jahr hat der Verein schon 37 Menschen aus der Region um Höchstadt auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleitet. Dabei ziehen sich manche Fälle laut Laugwitz bis zu einem Jahr hin.


Auch Trauerarbeit

Auch wenn der Sterbende für sie im Mittelpunkt steht, beraten die Vereinsmitglieder die Angehörigen und leisten Trauerarbeit. Das geschieht in der Regel im ambulanten Bereich bei den Sterbenden zu Hause oder in Altenheimen. Aber auch mit der Palliativstation im Höchstadter Krankenhaus arbeitet der Verein eng zusammen.

Um Angehörigen die Scheu zu nehmen, mit dem Hospizverein in Kontakt zu treten, wird ab sofort eine monatliche Sprechstunde eingerichtet. Diese findet jeden ersten Dienstag im Monat von 17 bis 18.30 Uhr im kleinen Sitzungssaal im Kommunbrauhaus statt. Weil im Oktober der erste Dienstag ein Feiertag war, ist diesmal die erste Sprechstunde am kommenden Dienstag, 10. Oktober, angesetzt.
"Jeder kann kommen und sich beraten lassen", sagt Laugwitz. Unter der Handynummer 0172/1335555 ist auch immer jemand vom Verein zu erreichen.


Rechtzeitig melden

Vorsitzende Wedel bedauert, dass sich viele Angehörige zu spät melden. Den Helfern ist es lieber, wenn sie Zeit haben, um die Menschen noch näher kennenzulernen. Dann könne der Begleitende auch besser auf die meist Totkranken eingehen. Besonders wichtig sei es, für die begleitete Person da zu sein, wenn das Leben zu Ende geht. Die Vorsitzende des Hospizvereins ist fest überzeugt, dass der Sterbende spürt, ob jemand neben ihm sitzt.

Die ehrenamtlichen Helfer vom Verein wissen, was auf sie zukommt. Sie alle haben drei Wochenenden mit bis zu 120 Stunden Schulungen hinter sich. Diese Ausbildung kostet dem Verein auch richtig Geld. Der Höchstadter Schatzmeister Bernd Ehrlicher profitiert allerdings davon, dass ein Facharzt, zwei Geistliche, ein Bestatter und ein Notar Mitglieder sind und vorgeschriebene Unterrichtseinheiten übernehmen können.