Wo das Abwasser nach Tee duftet
Autor: Andreas Dorsch
Hermersdorf, Freitag, 06. Sept. 2013
Die Firma Martin Bauer nimmt im Vestenbergsgreuther Ortsteil Hermersdorf eine eigene, hochmoderne Kläranlage in Betrieb. Hier wird nur Tee-Abwasser gereinigt.
Gerüche, wie sie sonst den Besuchern auf solchen Anlagen in die Nase steigen, waren am Freitag um die Mittagszeit im Vestenbergsgreuther Ortsteil Hermersdorf nicht zu vernehmen. Oberhalb der gemeindlichen Kläranlage übergab die Martin Bauer Group eine eigene, nagelneue Abwasserreinigungsanlage offiziell ihrer Bestimmung.
Über 4,5 Millionen Euro hat sich Martin Bauer die Anlage kosten lassen, mit der auch eine "nachhaltige Unternehmensphilosophie" gelebt werden soll. Dass es auf der Anlage nicht stinkt, liegt daran, dass hier nur Abwasser behandelt wird, das aus dem Produktionsprozess des Werkes in Vestenbergsgreuth kommt, erklärte Arpard Brezovski, Mitglied der Maba-Geschäftsführung und Projektleiter für die Kläranlage.
Brezovski wertete die Investition vor einer größeren Gruppe geladener Gäste auch als "Bekenntnis zum Standort" Vestenbergsgreuth. Damit habe man eine vorzeigefähige Abwasseranlage gebaut, mit der man Direkteinleiter-Qualität erreichen wolle. Das Mitglied der Geschäftsleitung bedankte sich bei der Stadt Höchstadt, die in Spitzenzeiten mit der Übernahme von in Tankwagen angeliefertem Abwasser für Entlastung in Vestenbergsgreuth sorgte.
Ziel des Projekts sei ein Verfahren gewesen, um das Tee-Abwasser zu reinigen, erklärte Regine Schatz vom planenden Ingenieurbüro Resch und Partner. Das Abwasser aus den Sanitärbereichen auf dem Firmengelände werde weiterhin in der gemeindlichen Kläranlage entsorgt. Das gereinigte Tee-Abwasser, von dem pro Tag 250 bis 350 Kubikmeter anfallen, werde über den Exelbach direkt in die Kleine Weisach geleitet, berichtete Schatz.
Über das Bekenntnis zum Standort freute sich Bürgermeister Helmut Lottes (UB). Die Firma habe sich selbst um das Know-how gekümmert und das Grundstück gekauft. Den Bürgern möchte Lottes die Angst nehmen, dass durch die eigene Kläranlage von Martin Bauer die Abwassergebühren jetzt enorm steigen.
Keine drei Euro pro Kubikmeter
Bisher hatte die Firma aufgrund ihrer Größe und der Menge des eingeleiteten Abwassers 86 Prozent der laufenden Kosten der gemeindlichen Kläranlage übernommen. Jetzt müssten die Sätze neu berechnet werden. Lottes versicherte aber, dass die Bürger künftig trotzdem "keine drei Euro pro Kubikmeter" bezahlen müssen.
Er lobte die "offene und faire Zusammenarbeit" zwischen Martin Bauer und der Gemeinde und würde sich freuen, wenn in zehn Jahren wieder die Kapazitätsgrenze der Kläranlage erreicht wäre.
Weil die Anlage der Gemeinde am Ende ihrer Kapazität war, hatte sich die Martin Bauer Group dazu entschlossen, eine eigene Kläranlage zu bauen. In dieser Anlage werden aber nur Abwässer aus dem Produktionsprozess gereinigt.
Diese Reinigung erfolgt mit modernsten umweltschonenden Techniken in zwei Schritten. Einer Membran-Belebungsanlage ist ein so genannter Anaerob-Reaktor vorgeschaltet. In einem ersten Schritt wird unter Ausschluss von Sauerstoff aus den Tee-Abwässern ein Großteil der organischen Kohlenstoffverbindungen entfernt. Dabei entsteht Biogas, das auf der Anlage in einem Blockheizkraftwerk oder auch in einem Heizkessel Strom und Wärme erzeugt. Mit diesen Energien wird die Anlage betrieben, was Betriebskosten spart und die CO2 -Emissionen reduziert.
In der zweiten Reinigungsstufe, der Membran-Belebung, erfolgt die Endreinigung. Hier werden die restlichen Kohlenstoffverbindungen abgebaut und die Feststoffe abgetrennt.