Wirte wollen genormte Karpfen von den Aischgründer Teichwirten
Autor: Evi Seeger
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 11. April 2014
Die Teichwirte aus dem Aischgrund wählten einen neuen Vorstand und besprachen ihre Probleme mit Biber und Kormoran.
Noch ist es nicht so weit, dass man die Teichwirte "als aussterbende Rasse unter Schutz stellen" müsste, damit sich der Naturschutz für sie interessiert. Rudolf Groß, Vertreter des Bayerischen Bauernverbands, entwarf diese heiter-ironische Vision in der Versammlung der Teichgenossenschaft Aischgrund. Groß war einer von vielen Rednern, die durch ihre Statements eine lebhafte Diskussion in Gang brachten.
Viele Themen beschäftigen die Teichwirte, darunter die bekannten Probleme mit Biber und Kormoran. Neues Ziel der Teichgenossenschaft ist die Zertifizierung der Karpfenbetriebe. Die geografisch geschützte Angabe (g.g.A.) "Aischgründer Spiegelkarpfen" soll beworben werden.
Walter Jakob, Vorsitzender der Teichgenossenschaft, und Martin Oberle von der Höchstadter Außenstelle für Teichwirtschaft setzen sich dafür ein, dass die Teichwirte sich dieser Idee anschließen. Bislang haben sich nur 68 dazu entschlossen.
Offensichtlich sind sie noch zurückhaltend. Ob sie die stichprobenhafte Überprüfung fürchten, die alle drei bis fünf Jahre ansteht? Die Kosten übernimmt jedenfalls für die nächsten drei Jahre die Teichgenossenschaft. Weiter voraus wollte man sich nicht festlegen, denn dann stehen wieder Wahlen an.
Mit dem Gütesiegel erhofft man sich bessere Verkaufspreise. "A guts Produkt muss a Geld kosten, a Schweinslenden kostets auch", meinte die frisch gebackene Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt (FW). Für Martin Oberle ist die derzeitige Preissituation "miserabel".
"Das ist kein fairer Handel. Die Preise sind nicht angemessen für dieses hervorragende Naturprodukt", betonte er. Wie die Gastronomie mit der Karpfen-Zertifizierung umgehen wird, muss sich noch zeigen.
Der Röttenbacher Georg Fuchs will erst einsteigen, wenn die Teichwirte "marktfähige Karpfen" liefern. Was für ihn bedeutet, dass die Fische ein gleichmäßig mittleres Gewicht haben. Zu fette Karpfen wären praktisch unverkäuflich.
"Was ist, wenn ich keine Aischgründer mehr habe? Muss ich dann die Speisekarte austauschen", stellte Fuchs in den Raum. Um besser vermarkten zu können, ist nach den Worten der Karpfen-Experten der Bau von Hälterungen unerlässlich.
Bei Biber und Kormoran war man sich einig: Es muss im Schulterschluss mit den Jägern gehandelt werden. "Der Biber gehört ins Jagdrecht", forderte die Landtagsabgeordnete. Eindeutig ist auch ihre Stellung zum Kormoran: "Die Vöchela kenna keine Grenzen", daher will sie bayernweit gleiche Regularien.
4578 Euro habe die Teichgenossenschaft im letzten Jahr ausgegeben, um des Kormorans Herr zu werden, ließ Geschäftsführerin Gisela Dahms hören. 717 Tiere seien vergrämt worden. Walter Nussel fällt immer wieder die Ungleichheit von Stadt und Land auf. "Wir sind keine schlechteren Menschen, nur weil wir unser Eigentum bewirtschaften!"
Kooperation zwischen Behörden und Teichwirten versprach der künftige Landrat Alexander Tritthart (CSU). Dunkle Wolken über dem Aischgrund sieht ein Erlanger Professor aufziehen, aus dessen Prognose Walter Jakob zitierte: Die kleinstrukturierte Teichwirtschaft werde zusammenbrechen, nur eine Handvoll großer Betriebe überlebe. Die Teiche würden aufgelassen oder für Freizeitzwecke genutzt, Arbeitsplätze verschwänden und die spezifische Kulturlandschaft des Aischgrunds werde "zu einer ganz normalen Auspendler-Region".
Eberhard Irlinger versicherte, auch nach seiner Amtszeit "durch den einen oder anderen verspeisten Karpfen Wirtschaftsförderung für die Teichwirte zu betreiben". Wirtschaftsförderung sind die 1,8 Millionen Fördergelder, die laut Irlinger von 2000 bis 2013 an die Teichwirte gingen. Die Grundstimmung zwischen Teichwirtschaft, Naturschutzverbänden und Landratsamt habe sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. 2006 seien im Landkreis 23 Biber getötet worden. Die Fischverluste durch den Kormoran, 2007 noch bis zu 80 Prozent, seien auf 10 bis 25 Prozent zurückgegangen.
Ehrenmitglied
"In Anerkennung seines unermüdlichen Einsatzes für den Aischgründer Karpfen" wurde der "Rote Kormoran" zum Ehrenmitglied ernannt.
Bei den Neuwahlen wurden Walter Jakob aus Mühlhausen als Vorsitzender und Lorenz Jordan aus Falkendorf als Stellvertreter im Amt bestätigt. Zu Beiräten gewählt wurden Hans Frischmann, Höchstadt; Lorenz Möhring, Boxbrunn; Christoph Oberle, Kosbach; Wolfgang Popp, Weisendorf; Thomas Ruhmann, Buch; Gerhard Schmidt, Biengarten; Marcus Steger, Weppersdorf und Martin Drechsler aus Sauerheim.