Wird im Kreis Erlangen-Höchstadt zu viel Salz gestreut?
Autor: Andreas Dorsch
, Donnerstag, 14. Januar 2016
Kreisbauhofleiter Ertl weist den Vorwurf, das Salzstreuen manchmal zu übertreiben, zurück. Er muss sich auf die Wettervorhersagen verlassen. In diesem Winter wurden auf den Kreisstraßen in Erlangen-Höchstadt erst 145 Tonnen Salz eingesetzt. 2500 Tonnen sind gebunkert.
Der aktuelle Winter hat bisher weder die in ihn gesetzten Erwartungen, noch die Befürchtungen erfüllt. Vom Schnee fehlt fast jede Spur und auch Straßenglätte war nur selten ein Thema. Ein Gradmesser dafür sind die Streusalzlager in den Kommunen.
So hat beispielsweise der Kreisbauhof in Heßdorf rund 2500 Tonnen Streusalz eingelagert. Wie Landratsamt-Sprecherin Hannah Reuter auf Anfrage mitteilt, sind von dieser Menge erst 145 Tonnen verbraucht. Kreisstraßen und dazu gehörende Radwege wurden damit eisfrei gehalten.
Wird dabei "übermäßig" viel gestreut? Ein Anwohner der Aischer Straße in Adelsdorf - übrigens eine Kreisstraße - vertritt diese Meinung. In einem Brief an den FT beklagt er, "dass auch schon mal das Zeug auf (vorher) trockene Straßen abgeladen wird", wenn das Thermometer in die Nähe von null Grad oder etwas darunter fällt.
Der Adelsdorfer zitiert das Bayerische Straßen- und Weggesetz, wonach aus Umweltschutzgründen vorrangig umweltfreundliche Streumittel verwendet werden sollten und der Einsatz von Streusalz auf das notwendige Maß zu beschränken sei. Er sei nicht gegen das Streuen bei Gefahr und Glätte, sondern nur gegen den "übermäßigen Einsatz" von Streusalz. Die Gemeinde habe zur gleichen Zeit auf ihren Straßen auf eine Salzstreuung verzichtet, teilt der besorgte Bürger noch mit.
Laut Kreisbauhofleiter Jürgen Ertl gelten für überörtliche Kreisstraßen andere Kriterien als für Gemeindestraßen. Er geht davon aus, dass es sich am Silvestermorgen in Adelsdorf "mit großer Sicherheit um eine Vorsorgestreuung" handelte. Diese werden durchgeführt, wenn der amtliche Wetterdienst Glättegefahr meldet. Leider sei das Wetter nicht hundertprozentig vorhersehbar. "Wir müssen uns aber auf den Wetterbericht verlassen", sagt Bauhofleiter Ertl.
15 Gramm pro Quadratmeter
Auf der Kreisstraße in Adelsdorf war allerdings kein Streufahrzeug des Landkreises im Einsatz. Um Leerfahrten zu reduzieren, hat der Kreisbauhof eine Winterdienstkooperation mit der Straßenmeisterei Höchstadt des Staatlichen Bauamts Nürnberg. Die Landkreis-Mitarbeiter streuen auch auf Staatsstraßen, dafür übernimmt die Höchstadter Straßenmeisterei den Winterdienst auf Kreisstraßen-Abschnitten, wie der Aischer Straße in Adelsdorf.Beide Einrichtungen verwenden grundsätzlich nur angefeuchtetes Salz. In der Regel werden 15 Gramm pro Quadratmeter gestreut, teilt Pressesprecherin Reuter mit. Dabei beherzige der Landkreis die Regel, "so viel wie nötig, so wenig wie möglich". Splitt oder andere konventionelle Streumittel werden auf überörtlichen Straßen nicht verwendet. Ertl: "Wir bräuchten mehr Streumittel, müssten Großkehrmaschinen anschaffen und das eingesammelte Material als Sondermüll entsorgen." Zudem würden die Streugeräte viel stärker abgenutzt.
In einem durchschnittlichen Winter verbraucht der Kreisbauhof 1500 bis 2000 Tonnen Streusalz. Im vergangenen Winter waren es 830 Tonnen, im Winter 2013/2014 nur 470 Tonnen.
Eine rechtliche Verpflichtung, generell für schnee- und eisfreie Straßen zu sorgen, hat der Landkreis übrigens nicht. Nur an für den Verkehr wichtigen und Gefahrenstellen muss geräumt und gestreut werden. Der Winterdienst des Kreisbauhofs kümmert sich aber trotzdem um alle Kreisstraßen - allerdings nicht 24 Stunden am Tag. Ist Straßenglätte angesagt, beginnt für die erste Schicht der Dienst um 3 Uhr. Von 12 bis 20 Uhr geht die zweite Schicht auf Tour. Falls aufgrund der Witterung erforderlich, wird deren Einsatz bis maximal 22 Uhr verlängert.