Druckartikel: Windrad-Diskussion in Wachenroth dreht sich im Kreis

Windrad-Diskussion in Wachenroth dreht sich im Kreis


Autor: Evi Seeger

Wachenroth, Freitag, 19. Februar 2016

Bei einer Informationsveranstaltung zur geplanten Windkraftanlage bei Weingartsgreuth gab es keine Annäherung zwischen Gegnern und Befürwortern.
Bürgermeister Friedrich Gleitsmann muss in diesen Tagen viel über Windkraft diskutieren. Foto: Evi Seeger


"Wos glaabst, wie sich die Windräder dreha täten bei dem Wind, der grod in unnera Gmaa gemacht wird!" Lorenz Dietsch, Claudia Lechner und Johannes Schmid machten die viel diskutierten Windräder zum "Wirtshausgespräch" in einem Sketch. Humoristisch verpackt brachten sie in der Wachenrother Ebrachtalhalle ihre Meinung über Infraschall, Zappelstrom und Bürgerentscheid an den Mann und an die Frau. Auf Einladung der Gemeinde saßen neben dem Hausherrn, Bürgermeister Friedrich Gleitsmann (CSU), auf dem Podium Stefan Jessenberger (Verein Energiewende), Dieter Emmerich (Ewerg), Helmut König (Bund Naturschutz) sowie die Projektierer Erich Wust und Stefan Paulus (Wust, Wind und Sonne).

Zweieinhalb Stunden lang versuchten sie, die Besucher in der gut besetzten Halle mit Argumenten, Erfahrung, Fachwissen und Studien von der Notwendigkeit der Windkraft, insbesondere vom Wachenrother Projekt zu überzeugen. Ob das gelungen ist, darf bezweifelt werden. Denn die Fronten sind verhärtet, die Meinungen festgefahren. In der nachfolgenden Diskussion, die bis nach 22 Uhr dauerte, war festzustellen, dass auch viele Gegner des Wachen-rother Windkraftprojekts in der Halle waren.

Die Befürworter der Windenergieanlagen, zu denen übrigens auch der Bund Naturschutz zählt, kämpften damit gegen die sprichwörtlichen Windmühlen. Die Projektgegner argumentierten offensichtlich mit den gleichen Aussagen wie schon bei der Podiumsdiskussion des FT am Tag zuvor in Weingartsgreuth.


Nicht gegen die Menschen

"Wir haben die Schnauze voll davon, wer letztendlich Recht oder Unrecht hat", rief der Wachenrother Helmut Weinig in die Runde. Vor allem wolle er nicht "stigmatisiert" werden, wenn er gegen die 10-H-Regelung sei. Wäre er Millionär, er würde dem Bürgermeister gerne das Geld schenken, das durch die Anlagen eingehen soll. Er sei für Windräder, aber nur, wenn die Menschen dazu "Ja" sagen, betonte Weinig. "Nicht jedoch, wenn uns ein Drittel der Gemeinde für immer verloren geht."

Ja, es werde ein Keil zwischen die Dorfgemeinschaft getrieben, bestätigte Erich Wust. Auslöser sei der bayerische Sonderweg, "diese unsägliche 10-H-Regelung", die besagt, dass die Windräder mindestens das Zehnfache ihrer Höhe von Wohnbebauung entfernt sein müssen. "Dieser Graben, der in der Gemeinde aufgebrochen wurde, ist Herrn Seehofer zu verdanken." Dabei sei gar nicht sicher, ob 10 H noch lange Bestand habe. Zwei Klagen würden gegen diese Gesetzesvorgabe, die es nur in Bayern gebe, laufen. "Wenn man für 10 H ist, ist man eben gegen Windkraft", kommentierte Dieter Emmerich. Denn durch diese Regelung würden nur ganz wenige Windkraftstandorte übrig bleiben.

Rede und Gegenrede, Argumente und Gegenargumente ließen erkennen, dass sich die Standpunkte auf beiden Seiten auch nach drei Stunden nicht geändert hatten. Über das "Scheißgeblinke" regte sich ein Bürger auf, der in der Nacht mit seinem Hund Gassi geht. Projektgegner Wolfgang Knorr führte an, es gebe bereits ein zugelassenes System, mit dem die Anlagen nur bei der Annäherung von Flugzeugen blinken. Obgleich Wust versicherte, die Windräder nachzurüsten, sobald das System Marktreife habe, meint Knorr, es sei dem Projektierer einfach zu teuer.

Der Wachenrother Gerhard Schmidt zeigte "kein Verständnis dafür, wenn eine zukunftsfähige Politik torpediert wird". Bereits die Biogasanlage in Weingartsgreuth sei verhindert worden. An den Bürgermeister richtete Schmidt die Frage, ob die Gemeinde auf die Einnahmen aus der Windkraft verzichten könne. "Wir sind dankbar für jeden Euro", antwortete Gleitsmann. Kommen die Windräder nicht, würden vielleicht Gebührenanpassungen notwendig, die ansonsten durch die Einnahmen aus den Anlagen "abgefedert" werden können.

"Ich habe nichts zu verschenken", räumte Erich Wust auf die Frage nach seinen Vorleistungen ein. Sollten die Anlagen durch den Bürgerentscheid verhindert werden, gebe es "einen Plan B". Eine Verschiebung, bei der die Zuwege und Verkabelung dennoch genutzt werden könnten.

Wie sagte doch Lorenz Dietsch so schön in seinem Sketch: "Du glaubst doch net, dass der Staat sich das Geld entgehen lässt, wenn unsere Anlagen nicht gebaut werden." Das Windrad im Staatsforst werde auf jeden Fall realisiert.