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Windhose bläst Vermögen weg


Autor: Andreas Dorsch

Wind, Donnerstag, 03. Januar 2019

Im Pommersfeldener Ortsteil Wind leiden Betroffene noch an den Folgen des Tornados vor einem Jahr.
Wilfried Sauer  musste monatelang warten, ehe er mit dem Rohbau für seine neue Halle (im Hintergrund) beginnen konnte.  Foto: Andreas Dorsch


Der ganze Spuk vor genau einem Jahr hat gerade mal eineinhalb Minuten gedauert. Dann war der kleine Pommersfeldener Ortsteil Wind nicht mehr wiederzuerkennen. Eine Windhose war durch Wind gepflügt und hatte eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Die Folgen sind für viele Bewohner noch allgegenwärtig.

Der größte Schaden entstand damals auf dem Anwesen von Wilfried Sauer. Er wird diese Sekunden nie vergessen. Kurz vor neun Uhr am Morgen erfasste der Tornado das Dach seiner Scheune, hob es an und ließ es wieder herabfallen. Von dem ehemals 15 Meter hohen Bau mit einer Grundfläche von 24 mal 12 Meter blieb nicht mehr viel übrig. Die Scheune wurde komplett zerstört, samt der darin untergebrachten Baumaschinen.

"Drei Minuten vorher war meine Frau noch drin und wollte Hühnerfutter holen", erinnert sich Sauer. Dann hat er einen "Schnorchel" auf sein Anwesen zurasen sehen: "Es wurde stockdunkel und wieder hell." Er stand nebenan in der Tür des Wohnhauses und brachte sich in Sicherheit, als die ersten Ziegel im Hof herumflogen.

Der Schaden, den Sauer zu beklagen hatte, geht in den sechsstelligen Bereich. Allein den Wert der demolierten Maschinen beziffert er auf bis zu 70 000 Euro. Sein großes Pech: Das Gebäude war nicht mehr versichert. Wie er sagt, hatte er wohl aus Versehen die falsche Versicherung gekündigt. Auf dem größten Teil des Schadens bleibt er jetzt sitzen, auch wenn ihn eine Spendenaktion in der Gemeinde wenigstens etwas lindern konnte.

Am Jahrestag nach dem verhängnisvollen Sturmtief Burglind steht Sauer auf dem Gerüst und arbeitet am Ersatzneubau für die zerstörte Scheune. Dabei ist er immer noch sauer auf das Landratsamt Bamberg, musste er doch monatelang warten, ehe er die Baugenehmigung für eine neue Halle bekam. Zum schnellen Aufräumen des Schutts sei er verpflichtet gewesen, aber dann durfte er den ganzen Sommer über nichts machen. Erst mit Bescheid vom 25. September wurde sein Bauvorhaben "Wiederaufbau einer Unterstell-/Mehrzweckhalle nach Sturmschaden" vom Landratsamt Bamberg genehmigt.

Von den Behörden im Stich gelassen fühlte sich Sauer auch, weil er für die Entsorgung des Bauschutts auch noch eine Gebühr bezahlen musste, obwohl ihm hier eine Ausnahmesituation avisiert worden war.

Mehr Glück mit ihren Versicherungen hatten Sauers Nachbarn. "Es war Wahnsinn", erinnert sich Günter Schlicht. Bei ihm wurden Eternitplatten, Fenster, Garagentore und Dachziegel demoliert. Manche Ziegel schlugen nicht nur Löcher in die Fassade, sondern durchschlugen auch Fenster samt geschlossener Rollos und landeten im Wohnzimmer. 24 Scheiben mussten ausgetauscht werden. Die Schäden in Höhe von knapp 100 000 Euro wurden übernommen.

Rund 50 000 Euro Schäden bekam Ingrid Birkner "von der Versicherung problemlos ersetzt". Der Tornado hatte unter anderem die Photovoltaikanlage auf ihrem Scheunendach und ein großes Fenster demoliert. Sogar der Dachstuhl der Scheune war vom Wind verschoben worden.

Ein weiteres Haus in der Nachbarschaft wurde - beschädigt wie es war - verkauft.