"Wildes Holz" fährt auf der unpathetischen Klangautobahn
Autor: Pauline Lindner
Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 20. Januar 2014
Das Trio aus Recklinghausen befreit in der Fortuna Kulturfabrik die Blockflöte vom schäbigen Ruf eines Kinderinstruments. Am 13. Februar tritt es in der evangelischen Kirche von Weisendorf erneut in Franken auf.
Sie "klauen" wie die Raben: Melodien, Rhythmen, Satzformen und formen stets ein eigenes daraus: Wildes Holz, die Drei-Mann-Combo mit Blockflöten, Gitarre und Kontrabass aus Recklinghausen. Oder wie es Markus Conrads, Bassist und Komponist, selber beschrieb vor einem italienischen Tanz aus der Barockzeit: "Wir nahmen eine andere Melodien, wechselten die Akkorde und änderten den Rhythmus."
Und heraus kommt: eine fulminante Mischung aus Jazz, Klezmer, Balkanblues, einer Portion Klassik und Folkloreanklängen aus vielen Teilen der Welt. Beschreibt man das abgedeckte Spektrum nach den Stücken, kann man einen Bogen von Beethovens Pathétique bis zu Lady Gaga mit einem Abstecher über die Hölle (Highway to Hell) spannen. Nicht außer Acht lassen sollte man dabei die vielen Eigenkompositionen mit ihren ironischen Titeln und behaupteten Kompositionsanlässen.
Vollendete Spieltechniken
"Wildes Holz" erfüllt die selbst gestellte Aufgabe, die Blockflöten aus dem Kinderzimmer zu holen, mit Bravour. Das Trio bleibt dabei recht bescheiden, als wäre die umfassende Beherrschung der Spieltechniken am Bass, an der Gitarre und vor allem an den Blockflöten eine Selbstverständlichkeit.
Markus Conrads erklärte denn auch ihre Adaptionen von Orchesterwerken so: "Wir wählten die Melodien, die wir für würdig erachteten, also die, die wir spielen konnten, und arrangierten die Stücke für drei einfache Holzinstrumente."
Mehr Untertreibung geht nicht. "Wildes Holz" verkörpert eine gelungene Mischung aus Spielfreude und technischem Können auf höchstem Niveau. Und: einer Riesenmenge an Gelassenheit und Auf-einander-eingespielt sein.
Das Augenmerk - im ganz wörtlichen Sinn - ist auf die verwendeten Flöten zu richten. Tobias Reisige besitzt eine Sammlung allein schon optisch überzeugender Blockflöten. Vom Subbass bis zum Sopranino stellte er sie mit all ihren Klangfacetten vor. Bevorzugt verwendet er Instrumente mit Renaissancebohrung, die im Vergleich zur barocken Version einen lauteren und auch härteren Klang haben, aber dadurch die Charakteristika von im Jazz und in der Musik des Balkan eingesetzten Blasinstrumenten adäquat wiedergeben.