Druckartikel: Wie aus den eigenen Äpfeln Saft wird

Wie aus den eigenen Äpfeln Saft wird


Autor: Dr. Manfred Welker

Herzogenaurach, Donnerstag, 01. Oktober 2020

Eine mobile Mosterei bietet Bürgern aus Herzogenaurach und der Umgebung die Möglichkeit, ihr Obst zu verwerten.
Andreas Schönfelder befüllt die Anlage.    Foto: Manfred Welker


Fast jedes Jahr im Herbst werden die Besitzer von Gärten und Obstbäumen vom Erntesegen überflutet. Wohin zum Beispiel mit dem ganzen Obst? Es können unmöglich alle Äpfel für Kuchen oder Apfelmus verwendet werden. Früher konnten die Herzogenauracher noch im "Brennheisla" ihre Äpfel selber auszupressen. In der heutigen Zeit besteht die Möglichkeit, bei Angis mobiler Mosterei, die dieser Tage im Weihersbach stand, Vitamine für den Winter zu konservieren.

Unsere Großeltern und Urgroßeltern kannten noch Apfelsorten, gegen die sich das heutige Angebot als sehr dürftig erweist. Zudem besitzen diese Äpfel auch nicht den Geschmack wie die alten Sorten. Früher gab es vermutlich in jedem Hausgarten oder Gartengrundstück einen Apfelbaum. Erinnert sei hier nur an den Martin Luther zugesprochenen Ausspruch: "Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, so würde ich noch heute einen Apfelbaum pflanzen."

Unterschiedliche Sorten

Wer die Möglichkeit hatte, pflanzte mehrere Sorten an. Dafür gab es unterschiedliche Gründe. Zum einen erhielt man Äpfel in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Zum anderen blühten diese Bäume zu unterschiedlichen Zeiten. Kam ein später Frost dazwischen, dann vernichtete dieser nicht gleich die ganze Ernte. Außerdem konnten die Äpfel zu unterschiedlichen Zeiten verbraucht werden. Jakobiäpfel bzw. Kornäpfel wurden als erste reif und mussten gleich verarbeitet werden. Die Ernte der anderen Sorten erstreckte sich über den restlichen Sommer und den Herbst.

Meistens wollte man auch Äpfel zum Einlagern haben. Diese waren dann neben Birnen die einzigen Vitaminspender für die Winterszeit. Es gab ja bis in die 1960er Jahre kaum die Möglichkeit, in einem Laden Südfrüchte oder gar Bananen zu kaufen.

Äpfel am Weihnachtsbaum

Die Äpfel wurden roh gegessen oder zum Kochen und Backen verwendet. Aus ihnen wurde Apfelmus und Dörrobst (Hutzel) hergestellt, sie wurden aber auch als Apfelsaft gepresst. Auch an den Ästen des Weihnachtsbaumes hingen auf Hochglanz polierte Äpfel zur Dekoration.

Im alten "Brennheisla" wurden die Äpfel zuerst zerkleinert und dann gepresst. Allerdings musste alles von Hand gemacht werden. Das Haus gehörte 31 Anteilseignern der Obst- und Gartenbaugenossenschaft. Deren Anzahl blieb immer gleich. Nur wenn einer ausschied, konnte jemand nachrücken. Dieser Nachrücker stammte meist aus der eigenen Familie.

Sehr viel moderner geht es bei Firmenchef Edwin Billing aus Weißenburg mit seiner mobilen Mosterei und seiner Fruchtsafttechnikerin Caroline Mack und einem weiteren Mitarbeiter, zu. Im Herzogenauracher Weihersbach standen die Obstbauern schon in einer Schlange an. Aber ohne einen zugeteilten Termin ging gar nichts. Die Kunden kommen aus Herzogenaurach und der Umgebung in den Weihersbach. Ihnen ist es ganz wichtig, dass jeder den Saft seiner eigenen Äpfel mit nach Hause nimmt.

Dazu zählte auch Hans Schönfelder mit seinem Sohn Andreas aus Alterlangen. Die Familie besitzt einen großen Obstgarten bei Marloffstein mit sieben verschiedenen Apfelsorten. Die Ernte war in diesem Jahr gut und die Familie will zu Hause ihren eigenen Saft genießen statt eines Apfelsaftkonzentrates aus dem Tetrapack. Außerdem planen sie, aus einem Teil des Safts eigenen Wein und Essig herzustellen.

Die Äpfel werden auf ein Förderband gelegt, gewaschen, zerkleinert und dann entsaftet. Damit der Saft keimfrei ist, muss er auf eine Temperatur von 82 Grad erhitzt werden. Die Vitamine bleiben bei diesem Verfahren erhalten.

Der ausgepresste Rest der Äpfel wandert per Förderband auf einen Anhänger. Die Jäger aus der Umgebung verwenden ihn für die Wildfütterung im Winter. Zur Haltbarmachung wird alles siliert. Verwenden können den Trester Peter Wölfle aus Hüttendorf und Franz Gumbert aus Pahres.

Zwei Jahre haltbar

Wie Edwin Billing feststellte, handelt es sich heuer um ein mittleres Apfeljahr, was den Ertrag angeht. "Die Ernte ist durchwachsen. Es gibt Ecken, da gibt es fast nichts, andernorts ist das Obst gut gediehen."

Bei Angis mobiler Mosterei wird der Apfelsaft in "Bag in Box"-Behältnissen zu drei, fünf oder zehn Liter abgefüllt. Kühl und dunkel gelagert, bleibt der Saft darin bis zu zwei Jahre genussfähig. Die noch heißen Behältnisse werden von den Äpfelanlieferern in ihre Fahrzeuge verstaut und und sie machen sich auf den Heimweg, um die konzentrierten Vitamine zu Hause einzulagern. Man wird sehen, wie der Ertrag der Apfelbäume im nächsten Jahr ist. Vielleicht muss der Saft auch für zwei Jahre ausreichen.