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Widerstand in Wachenroth gegen neuen Ortskern


Autor: Evi Seeger

Wachenroth, Dienstag, 13. Sept. 2016

Eine Bürgerinitiative wehrt sich gegen die geplante Umgestaltung des Ortskerns und befürchtet hohe Kosten, mehr Verkehr und ein verschandeltes Ortsbild.
Den Grünstreifen in der Ortsdurchfahrt möchten einige Wachenrother nicht missen. Laut Planung soll an seine Stelle eine Mauer treten, die ebenfalls begrünt werden soll . Foto: Evi Seeger


Es rumort in Wachenroth! Vor einigen Wochen hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die die geplante Verlegung der Staatsstraße 2260 (Ortsdurchfahrt) abwenden möchte. Notfalls sogar durch ein Bürgerbegehren. Nach Meinung der Gruppe würde eine Sanierung der vorhandenen Straße mit einer überarbeiteten Dorferneuerung ausreichen. Diese Variante käme wesentlich kostengünstiger, finden die Mitglieder der Initiative.

Reinhold Murk, der sich zunächst der Bürgerinitiative angeschlossen hatte, ist inzwischen von der Umgestaltung des Ortskerns überzeugt und hat sich aus der Initiative zurückgezogen. Künftig will er nur noch "die Wogen glätten" und als Vermittler zwischen Gemeinde und Initiative in Erscheinung treten.

Bei einer Zusammenkunft führten die Kritiker unterschiedliche Argumente für ihre Ablehnung an. Ein Grund, die mögliche finanzielle Doppelbelastung von Anwohnern der Hauptstraße, ist inzwischen jedoch vom Tisch. Entlang der Ortsdurchfahrt gibt es Grundstücke, die von der Hauptstraße bis in die parallel dazu verlaufende Ortsstraße "Am Graben" reichen.

Die Anlieger fürchteten, sowohl für die Umgestaltung der Hauptstraße als auch für den Graben zur Kasse gebeten zu werden. Vor einigen Tagen ließ die Gemeinde jedoch am Graben eine Oberflächensanierung der Straße durchführen. Für diese Unterhaltsmaßnahme werden die Bürger nach Aussage von Bürgermeister Friedrich Gleitsmann (CSU) nicht zur Kasse gebeten. Der Ausbau habe sich damit erledigt. Wie Gleitsmann weiter mitteilte, müssen die Bürger auch nicht für die öffentlichen Flächen bezahlen. Auf sie komme lediglich der umlagefähige Anteil der Gehsteige zu. Für die Hauptstraße müssen nach bisherigen Berechnungen rund 350 000 Euro auf die Bürger umgelegt werden.

Zweiter Bürgermeister Josef Wichert (CSU), den man zum Treffen herbeigerufen hatte, stand der Gruppe Rede und Antwort, wobei die Meinungen beider Seiten sehr auseinander gingen. Sehr umstritten ist der im Bereich der bisherigen Staatsstraße geplante "Multifunktionsplatz". Ein Platz, den niemand brauche, wie von den Kritikern zu hören war. Die Kirchweih, bisher nur auf einem Behelfsplatz gefeiert, solle wieder in den Ort geholt werden, erklärte dazu Wichert. "Ob der Platz gebaut wird oder nicht, merkt ihr gar nicht. Ihr zahlt nur eure Gehsteige."


Grünstreifen soll bleiben

Auch die Frage, wer den Platz pflege oder den Schnee wegräume, wurde aufgeworfen. Zwei Bürger betonten, es gehe ihnen vor allem um das Ortsbild. Der Grünstreifen, der in der Ortsdurchfahrt die beiden Straßen trennt, gehe verloren. Die geplante Mauer ist überhaupt nicht nach ihrem Geschmack. Neue Bäume könnten auch nicht gepflanzt werden, da die Wurzeln die Oberfläche anheben. Überhaupt fürchten sie, dass der Verkehr durch die Verlegung der Staatsstraße nach Süden und den Ausbau der Kurve wesentlich schneller, Lärm- und Umweltbelastungen für die Bürger größer werden.

Ein Bürger aus der Kirchgasse beschwerte sich über mangelnde Information: "Die Leute sind einfach nicht mitgenommen worden!" Dagegen verwehrte sich nicht nur Zweiter Bürgermeister Wichert. Auf Nachfrage erklärte Bürgermeister Friedrich Gleitsmann, es hätten mehrere Informationsveranstaltungen stattgefunden.

Gleitsmann und sein Stellvertreter sind ohnehin überzeugt davon, dass viel mehr Anwohner die Umgestaltung befürworten als ablehnen. "Wir haben zehn Jahre lang geplant. Es wäre schade, diese einmalige Chance, den Ort aufzuwerten, nicht zu ergreifen", so Wichert. Wie Bürgermeister Gleitsmann wissen ließ, ist der Antrag auf Förderung im Rahmen einer "Sonderbaulast" bereits nach München gegangen.

Ganz festgefahren ist der Karren aber noch nicht: Wie mitgeteilt wurde, will sich die Bürgerinitiative noch einmal zum Austausch mit den Bürgermeistern treffen.