Wer erweckt die Höchstadter Galstervilla?
Autor: Andreas Dorsch
Höchstadt a. d. Aisch, Sonntag, 28. Dezember 2014
Das denkmalgeschützte Gebäude soll nicht weiter verfallen. Die Stadt Höchstadt macht Druck auf den Eigentümer Landkreis Erlangen-Höchstadt. Dieser hatte das Gebäude 1977 als Erweiterungsmöglichkeit für das benachbarte Krankenhaus gekauft.
Schon von außen zählt die seit Jahren im Dornröschenschlaf liegende Galstervilla in der Rothenburger Straße zu den schönsten Gebäuden in Höchstadt. Betritt man die Eingangshalle, empfängt einen selbst heute noch sofort das herrschaftliche Flair längst vergangener Zeiten.
Gewohnt hat in dem dreigeschossigen Anwesen schon lange niemand mehr. Das benachbarte Kreiskrankenhaus St. Anna nutzt lediglich einige Räume als Lager. Langsam aber sicher verfällt die Bausubstanz. Diesen Verfall möchte Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL) lieber heute als morgen stoppen.
1977 vom Kreis gekauft
Noch sind ihm aber die Hände gebunden. Eigentümer der Galstervilla ist der Landkreis Erlangen-Höchstadt.
Der Kreis hatte das Anwesen mit dem weitläufigen Grundstück schon 1977 gekauft, um eventuell einmal Erweiterungsflächen für das Krankenhaus zu haben.
Erweitert wurde zwar, aber das Grundstück mit der Galster-villa blieb verschont und ist auch bei der aktuell geplanten Erweiterung und Strukturverbesserung des Krankenhauses nicht einbezogen. Pläne, auf dem hinteren Teil des Geländes die neue Rettungswache des BRK anzusiedeln, wurden nicht umgesetzt. Lediglich ein kleiner Parkplatz für die Krankenhaus-Mitarbeiter ist angelegt worden.
Gebaut hat die Jugendstilvilla im Jahr 1908 Dr. Günther, der damalige Chefarzt des Höchstadter Krankenhauses. Seinen Namen bekam das Bauwerk vom Höchstadter Schuhfabrikanten Josef Galster, der es Ende der 1930er Jahre erwarb. Prägend sind die etwa drei Meter hohen, repräsentativen Räume, das schmucke Treppenhaus mit einem dekorativ gestalteten Rundfenster und der gut erhaltenen Treppe samt Geländer.
Die Villa, die bei ihrer Erbauung noch den Stadtrand zierte, wurde erst im vergangenen Jahr vom Landesamt für Denkmalpflege auf die Denkmalschutzliste gesetzt. Dies geschah gegen den Willen des Landkreises, wobei dieser vom Höchstadter Stadtrat unterstützt wurde. Begründung für die ablehnende Haltung war, dass nach der Aufnahme in die Denkmalliste alle Veränderungen an dem Bauwerk vom Landesamt für Denkmalpflege genehmigt werden müssen. Landkreis und Stadt wollten sich alle Möglichkeiten offen halten.
Für Patienten nicht geeignet
Der neue Landrat Alexander Tritthart (CSU) hat inzwischen signalisiert, dass man sich darüber Gedanken machen wolle, ob und eventuell wie das Anwesen vom Landkreis genutzt werden könnte.
Der ebenfalls neue Krankenhaus-Verwaltungschef Albert Prickarz hat die Villa bereits genau inspiziert. Für Patienten sei sie schwierig zu nutzen, stellt er fest. Für Bereiche, die keinen direkten Patientenkontakt haben, schon eher. Ein solcher wäre die Verwaltung, aber die ist bereits im geplanten Neubau situiert.
"Ich kann nicht mehr länger zusehen, wie ein solches Gebäude verfällt", sagt Bürgermeister Brehm. Er drängt auf eine rasche Sanierung und Nutzung der Villa, an der auch die Höchstadter Bürgerschaft großes Interesse habe. Ein bisschen Druck müsse sein, meint Brehm Richtung Landkreis. Während man sich im Kreis weiter Gedanken macht, sollte die Stadt eingreifen, meint der Bürgermeister.
Bürger könnten sich beteiligen
"Die Stadt könnte die Galstervilla übernehmen, sanieren und in Form eines Kommunalunternehmens verpachten", schlägt der Bürgermeister vor. Daran könnten sich auch die Bürger beteiligen. Bei den aktuell niedrigen Zinsen und den Fördermöglichkeiten dürfte das nach Einschätzung des Höchstadter Bürgermeisters kein Problem sein. "Der Ball liegt jetzt beim Landrat", sagt Brehm.
Unterdessen warten die repräsentativen Räume auf den drei Etagen der Galstervilla auf neues Leben. Es müsste schon kräftig investiert werden, aber trotzdem scheint die Bausubstanz noch besser zu sein, als von manchen befürchtet. In dem sanierten Gebäude wäre dann alles mögliche denkbar: Arztpraxen ebenso wie Anwaltskanzleien, Immobilien- und Versicherungsbüros, oder auch Räume, die von der Krankenhaus-Verwaltung genutzt werden.