Weltneuheit aus Franken: In der Uniklinik Erlangen röntgen Roboter Menschen
Autor: Nikolas Pelke
Erlangen, Donnerstag, 29. Oktober 2015
Roboter röntgen die Patienten der Zukunft. Der "Multitom Rax" von Siemens wurde in Forchheim und Erlangen entwickelt - und läuft im Testbetrieb an der Uniklinik bereits erfolgreich.
Weltpremiere für Roboter-Röntgensystem in Erlangen: Siemens Healthcare und das Uniklinikum Erlangen haben am Donnerstag eine Weltneuheit in der Medizintechnik vorgestellt. Mit dem neuen Roboter-Röntgensystem stelle Siemens eine "komplett neue Klasse und komplett neue Technologie" vor.
Das neue Röntgengerät der Zukunft ist elegant unter der Decke angebracht. Zwei Roboterarme wirbeln wie von Geisterhand vollautomatisiert durch den Raum. Per Fernbedienung fahren die Roboterarme um den Patienten.
Die Technik funktioniere wie beim "Mars-Roboter" und arbeitet mit einer Genauigkeit von 0,1 Millimeter. Untersuchungen sollen dadurch viel komfortabler werden. "Das Gerät bewegt sich um den Patienten", sagt Bernd Montag, CEO von Siemens Healthcare.
Schmerzhafte Umlagerungen gehörten für Patienten fortan der Vergangenheit an. Röntgenaufnahmen seien nun sowohl bei stehenden als auch liegenden Patienten möglich.
Seit wenigen Monaten wird die Weltneuheit schon im Universitätsklinikum Erlangen erfolgreich in der Praxis getestet. "Für uns stellt Multitom Rax ein Universalgerät dar, das die komplette Röntgendiagnostik abdeckt", sagt Michael Lell, Oberarzt am Radiologischen Institut, bei der Vorstellung des neuen Roboter-Röntgensystems am Donnerstag in Erlangen.
Das neue Gerät sei das "Schweizer Taschenmesser der Radiologie". Neben der Qualität soll mit dem neuen Gerät auch die Wirtschaftlichkeit der medizinischen Versorgung verbessert werden. Statt viele Geräte in vielen Räumen bräuchten Kliniken fortan nur ein Gerät in einem Raum. Mit dem neuen Roboter-Allround-Röntgensystems können außerdem die Arbeitsabläufe verbessert werden, weil das neue Gerät neben konventionellen Röntgenaufnahmen beispielsweise auch Fluoroskopie-Untersuchungen (Durchleuchtungen) und sogar 3D-Aufnahmen wie beim Computertomographen ermöglichen.
Zehn Geräte sind derzeit bereits weltweit im Einsatz. Ende November wird das Produkt in Amerika auf der ganz großen Bühne präsentiert. Der neue Röntgen-Roboter wird allerdings wohl nicht in kleinen Arztpraxen zu finden sein. Die Weltneuheit sei für große Medizin-Zentren mit tausenden Betten entwickelt worden.
Was das Gerät kostet? Diese Frage wollte Bernd Montag noch nicht genau beantworten. "Es ist seinen Preis wert", sagt der Chef von Siemens Healthcare bei der Vorstellung der Weltneuheit am Donnerstag in Erlangen. Der neue Roboter-Röntgenapparat sei ungefähr so teuer wie ein Computertomograph der Mittelklasse. Der Preis für das neue Wundergerät spiele sowieso nicht die Hauptrolle. "Die Anschaffungskosten sind für die großen Kliniken nicht das Problem", ist sich Montag sicher.
Vielmehr gehe es um langfristige Verbesserung der Wirtschaftlichkeit. Weltweit stünden die Gesundheitssysteme unter einem enormen Kostendruck. Eine immer bessere Versorgung bei höherer Effizienz sei das Ziel. Die "industrielle Logik" in der Krankenversorgung nehme überall zu. Trotzdem wollten die großen Krankenhäuser weiter individuell auf die Patienten eingehen. "Es wird für die Krankenhäuser deutlich teuer, das neue Gerät nicht zu haben", ist sich Montag sicher.
Erdacht wurde das neue Gerät in den vergangenen fünf Jahren in Erlangen. Die Röntgengeräte werden seit vergangenem Jahr in Forchheim gebaut. Besonders an den fränkischen Standorten von Siemens Healthcare hoffen die Mitarbeiter auf den Erfolg der Weltneuheit.