Weiherketten bei Bösenbechhofen sind ein Kleinod
Autor: Pauline Lindner
Bösenbechhofen, Montag, 01. Juli 2013
Die gut erschlossenen Weiherketten im Naturschutzgebiet bei Bösenbechhofen können Besuchern und Einheimischen die Geheimnisse der Weiherlandschaft nahebringen. Im Zusammenwirken mit den Fremdenführern könnten die ungefütterten Karpfen als Spezialität vermarktet werden.
In Berlin wird man meist von einem "Stadtbilderklärer" zu den Sehenswürdigkeiten geführt. Ein etwas sperriges Wort. Trotzdem sollte man die gerade ausgebildeten Fremdenführer für den Aischgrund mit einem ähnlichen Begriff benennen. Wie wäre es mit Karpfenerklärer? Denn die Geheimnisse der Weiherlandschaft erklären sich nicht von selbst.
Man braucht eine gute Beobachtungsgabe und - besser noch - gute Fach- und Ortskenntnisse. Ein solcher Fachmann ist der Biologe Hans Krautblatter. Er gab am vergangenen Samstag sein Wissen an Mitglieder des Bunds Naturschutz und eben auch die neuen Fremdenführer weiter.
Touristisch interessant
"Hier sind verschiedene Lebensräume auf engstem Raum beieinander. Das ist touristisch interessant.
Beinahe Mülldeponie
In den Kopfweihern kommt noch ein Laichkraut vor: das Alpenlaichkraut. Es liebt, wie der Name schon sagt, die höheren Gebirgsregionen mit kühlerem Wasser. Die schattigen Waldweiher sagen der Pflanze offenbar zu.
Die Weiher bei Bösenbechhofen waren einmal schon sehr bedroht, als in den 80ern die Absicht bestand, zwischen der B 505 und der Straße nach Zentbechhofen eine Sondermülldeponie einzurichten. "Genau auf der Wasserscheide. Ich habe damals eine Karte gezeichnet, wohin das Wasser fließt", sagt Krautblatter. Das Kartenblatt beweist es: Die Bösenbechhofner Weiher liegen unmittelbar in der Hauptfließrichtung des Grundwassers und der Bäche.
Ohne Zufütterung
Die reiche Flora um die zwei Weiherketten wurde dadurch bekannt. "Sie ist in den Jahrhunderten der Bewirtschaftung entstanden", erinnert Siegfried Liepelt, der Kreisvorsitzende des Bunds Naturschutz (BN). Vor zwei Jahren erließ die Regierung eine Veränderungssperre, bevor der Raum 2012 als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde.
Die Ausweisung bringt Beschränkungen für die Teichwirte. Sie dürfen nur 300 bzw. 600 Karpfen pro Hektar einsetzen, erhalten aber einen finanziellen Ausgleich. Die Mengen sind so festgelegt, dass die Fische ohne Zufütterung genügend Nahrung finden und trotzdem in drei Jahre gut tellergroß werden. Dass das funktioniert, beweisen die Weiher im Mohrhof, die der BN seit etlichen Jahren so bewirtschaftet.
Der BN vermarktet diese Karpfen unter dem Namen "Karpfen pur Natur". "Der Mehrpreis, den die Abnehmer zahlen, gleicht die geringere Stückzahl pro Hektar in etwa aus.". Liepelt lädt die Teichwirte von Bösenbechhofen ein, gemeinsam etwas "aus diesem speziellen Produkt zu machen." Dem BN-Chef schwebt eine Art konzertierter Aktion vor. Dazu möchte er auch den Tourismusförderverein "Karpfenland Aischgrund" mit ins Boot holen. Auch Krautblatter kann es sich vorstellen, dass die geschulten Fremdenführer ihre Touren nicht "trocken" enden lassen. So wie die Weinprobe im Anschluss an die Weinbergwanderung üblich ist, sollte eine Karpfenverkostung das Naturerlebnis Aischgrund abrunden. Hier böte sich der ungefütterte Karpfen an, dessen "Wohnort" die Touristen gerade besichtigt haben.
Naturschutzgebiete Im Aischgrund stehen 175 Hektar Weiher samt Umgriff unter Naturschutz. Das größte Areal ist im Mohrhof; bei Krausenbechhofen sind es 24 Hektar. Das kleinste Gebiet liegt mit 23 Hektar nördlich von Bösenbechhofen.
Vergleich Im Aischgrund gibt es insgesamt 2300 Hektar Weiher. Rein rechnerisch machen die geschützten Räume 7,4 Prozent aus; abzüglich der geschützten Umgriffe stehen weniger als fünf Prozent der Weiher unter Naturschutz.
NSG Bösenbechhofen Hier stehen 19 kleine Weiher unter Schutz. Zwei Drittel der Fläche sind Wasser. Dazu gehören ein Erlenbruchwald, eine orchideenreiche Waldwiese und ein abgelegener Moorweiher. Das Areal wurde am 5. Dezember unter Schutz gestellt.
Seerosenweg Zur Tausendjahrfeier richtete die Stadt Höchstadt in ihren interessantesten Naturräumen Wanderwege ein. Einer führt am Nordrand des NSG Bösenbechhofen vorbei und erschließt die Weiherlandschaft und die umgebenden Wälder. Seinen Namen hat der Wanderweg von den Seerosen, die in einigen der Weiher blühen. Am kleinen Parkplatz nördlich des Ortes steht eine Tafel mit Landkarte und Wegbeschreibungen.