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Wachenrother wollen Energie sparen


Autor: Evi Seeger

Wachenroth, Montag, 27. April 2015

Während sich die Bürger von einer Expertin der Energieagentur Nordbayern Tipps anhören, wie sie ihren Strom- und Wasserverbrauch senken können, will sich die Gemeindeverwaltung ein Konzept zur sinnvollen Energienutzung erstellen lassen.
Bürger der Gemeinde interessieren sich in der Ausstellung für dreifach verglaste Fenster. Foto: Evi Seeger


Würden die Stromverbraucher mit offenen Augen durchs Haus gehen, könnten in Deutschland zwei Großkraftwerke eingespart werden. Denn sie arbeiten allein für elektrische Geräte, die auf "Stand by" laufen. Etwa 130 Euro im Jahr könnte ein Vierpersonenhaushalt an Stromkosten sparen, würden alle Geräte nach der Nutzung vom Netz getrennt.

Wenn auch vieles im Vortrag von Nicola Polterauer schon bekannt war, diese Nachricht überraschte nun doch. Die Energie-Managerin von der Energieagentur Nordbayern referierte im Rahmen des so genannten Energiecoachings in der Wachenrother Ebrachtalhalle.

Joachim Fahsl, der bei der Regierung von Mittelfranken für das Energiecoaching zuständig ist, freute sich, dass Wachenroth für diese kostenlose Beratung ausgewählt wurde. Das Coaching könne "eine Initialzündung" für die Marktgemeinde sein. Denn bei dem von der Energieagentur erarbeiteten Konzept ging es zunächst darum, der Kommune einen Überblick für die Zukunft an die Hand zu geben.

Potenzial ist nicht ausgeschöpft

Nicola Polterauer hatte errechnet, dass Wachenroths 2100 Einwohner pro Kopf und Jahr 1760 Kilowattstunden verbrauchen. Rechnet man jedoch die gewerblichen Sondervertragskunden dazu, erhöht sich der Verbrauch auf 7260 Kilowattstunden pro Einwohner und Jahr. Mit dem aktuell aus verschiedenen Anlagen in der Gemeinde erzeugten regenerativen Strom könnten 1600 Vier-Personen-Haushalte versorgt werden. 10.830 Haushalte könnte man jedoch rein rechnerisch versorgen, würde das in der Gemeinde vorhandene Potenzial voll ausgeschöpft. Polterauer hat dafür die Flächen für die Windkraftanlagen, Dachflächen, Photovoltaikfreiflächen und Biogasanlagen berechnet.

Nicht ganz so leicht sei der Wärmeverbrauch der 598 Wohngebäude mit insgesamt 105.377 Quadratmetern Wohnfläche zu erfassen. Durch Gebäudesanierungen könne er jedoch um rund 30 Prozent sinken. "Clever Energie sparen" titelte der Vortrag, und die Referentin stand auch gerne Rede und Antwort. Gut zu wissen, dass ein Grad Raumtemperatur mehr ein Plus von sechs Prozent bei der Energie bedeutet. Bei einem Großteil der Heizungsanlagen wären die Schaltzeiten nicht auf die Nutzung des Gebäudes abgestimmt, betonte Polterauer.

Umwälzpumpen wären häufig zu groß dimensioniert. Der Einbau einer neuen drehzahlgeregelten Umwälzpumpe spare bis zu 80 Prozent an Strom und habe sich in dreieinhalb Jahren amortisiert. Tipps gab die Beraterin auch zum Lüften, zum effizienten Wasserverbrauch und zu stromsparender Beleuchtung. Die Kosten für eine individuelle Energieberatung im eigenen Haus könnten im Übrigen gefördert werden.

Wie in der Gemeindeverwaltung zu erfahren war, will sich Wachenroth ein Konzept zur Energienutzung erstellen lassen, um damit tiefer in die Materie vorzudringen. Dies könnte auf eine zentrale Wärmeversorgung für die gemeindlichen Gebäude hinauslaufen. Denn Feuerwehr, Bauhof, Rathaus, Ebrachtalhalle verbinden kurze Wege. Eine Hackschnitzelheizung wäre eine Möglichkeit. Hauptsache jedoch - weg vom Öl! Dies könne eine Aufgabe für den neuen Gemeindeentwicklungsausschuss sein, der im vergangenen Jahr ins Leben gerufen wurde, betonte Bürgermeister Friedrich Gleits-mann (CSU).

Die Ausstellung in der Ebrachtalhalle mit "Mitmachmodellen" kann bis zum 8. Mai besichtigt werden.