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Wachenrother pilgert zu Fuß nach Rom


Autor: Evi Seeger

Wachenroth, Sonntag, 16. März 2014

Willi Schmitt aus Wachenroth hatte sich die Stadt Rom als Ziel seiner Pilgerreise ausgesucht. 74 Tage war er unterwegs mit einem 17 Kilogramm schweren Rucksack.
Der 64-Jährige aus Wachenroth auf dem Petersplatz in Rom.Fotos: privat


"Nein, es war keine Suche nach dem eigenen Ich", sagt Willi Schmitt. Was ihn getrieben hat, 2011 zu Fuß nach Rom zu gehen, sei "eine gewisse Neugier" gewesen, und Dankbarkeit. Denn der 64-Jährige, der in Thüngfeld geboren ist und in Wachenroth lebt, war gerade in den Ruhestand gegangen und erfreute sich bester Gesundheit.

Sportlich war er immer schon gewesen. Einmal eine große Tour zu Fuß zu gehen, hatte er sich vorgenommen. Santiago de Compostela schied aus. Da waren ihm zu viele Pilger unterwegs. Rom war die Alternative.
"Ich bin nicht als Pilger gestartet, aber als Pilger zurückgekommen", sagt er heute. Die vielen positiven Erlebnisse und Erfahrungen waren das eigentlich Wesentliche an dieser Pilgerschaft.

Unterwegs habe er so viele nette, außergewöhnliche Menschen kennengelernt, dass sich daraus echte Freundschaften entwickelt haben.

Leute aus Holland, aus Singapur, Italiener natürlich und sogar Menschen aus seiner Heimatregion, aus Frensdorf und aus Weisendorf.

Geboren wurde die Idee auf einer der Fußwallfahrten der Thüngfelder nach Gößweinstein. 50 Kilometer werden da am ersten Tag gelaufen. Lange hat sich Willi Schmitt mit seiner Rom-Tour auseinandergesetzt. Hat Probewanderungen durchgeführt, sich mit GPS vertraut gemacht, in nächtelangen Sitzungen im Internet alle Daten zusammengetragen und seine eigene Route abgesteckt. Über die Höhenwege der Dolomiten, denn die Passstraßen zu gehen, wäre ja langweilig gewesen. Schließlich ist er auf den Franziskus-Weg gestoßen, über den es genügend Literatur gibt.

Zunächst habe niemand so recht an sein Vorhaben geglaubt, er selbst auch nicht, sagt er. "Aber dann hatte ich mich so reingefressen, da gab's kein Zurück mehr."
Nein, ein Abenteuer sei so eine Tour heute nicht mehr - dank GPS. Eine Portion Selbstüberwindung und etwas Mut gehöre aber schon dazu.

Rucksack wog 17 Kilo

In Italien und auch in Rom sei er schon früher gewesen und mit der Sprache komme er einigermaßen zurecht, erzählt Schmitt. In seinem Rucksack - 17 Kilo schwer, und das über die Alpen - waren neben dem Notwendigsten an Kleidung auch ein Laptop und eine kleine Zeltplane. Für den Notfall, wenn er keine Bleibe für die Nacht finden sollte. Aber das Glück ist mit ihm gelaufen. Schmitt fand jeden Tag eine Hütte im Gebirge, einen Gasthof oder ein Hotel, ja einmal sogar eine Kirche für die Nacht.

Auch Petrus war ihm hold. Während der 74 Tage, die er am Stück von Rosenheim bis Rom gegangen ist, hatte er nur vier Regentage. Ansonsten immer strahlend blauen Himmel. Die Strecke von Wachenroth bis Rosenheim hatte er zuvor an Wochenenden oder in Tagesetappen und Ende Juli noch fünf Tage am Stück zurückgelegt.
Am 21. August wurde es dann ernst. 1260 Kilometer lagen vor ihm. Eine Internetseite habe er sich "gebaut" und Tag für Tag alles aufgeschrieben, so dass seine Lieben zu Hause immer nachlesen konnten, wo er war und wie es ihm ergangen ist. Im Schnitt sei er 25 Kilometer am Tag gelaufen. Die längste Tagesetappe betrug 38 Kilometer.

Stolz auf die Pilgerurkunde

Und welche Gefühle stellten sich am Ziel auf dem Petersplatz ein? "Es ist gar nichts passiert. Ich war nur erschöpft." Erst am nächsten Tag habe er realisiert, was hinter ihm lag. Voller Stolz durfte er am 5. November im Sakristei-Büro des Peterdoms seine Pilgerurkunde in Empfang nehmen. Ist etwas geblieben von der Pilgerschaft? Ja, er habe sich verändert. "Ich sehe manche Dinge heute viel gelassener und ruhiger."