Von der Querflöte zum Trommelstock
Autor: Bernhard Panzer
Herzogenaurach, Sonntag, 06. Oktober 2019
Eigentlich begann Mareike Wiening als Kind ganz klassisch mit Klavier und Flöte, doch mit 14 Jahren entdeckte sie das Schlagzeug. Heute ist sie mit 32 Jahren eine gefragte Jazz-Musikerin.
"Schuld" war ein junger Franzose, dass die zarte 14-jährige Gymnasiastin die Querflöte mit Trommelstöcken tauschte und Schlagzeug lernte. Florent war damals ihr Austauschschüler, sagt Mareike Wiening, und beim Aufenthalt in Sainte Luce hat die Siebtklässlerin ihr Talent für das "Männer-Instrument" entdeckt. "Er wohnte abgelegen auf dem Dorf draußen und wir konnten den ganzen Tag Schlagzeug spielen", erinnert sie sich.
Heute ist die 32-jährige Herzogenauracherin eine international anerkannte Schlagzeugerin, lebte und musizierte zuletzt sechs Jahre in New York und kehrt jetzt mit ihrer Band aus der Hauptstadt des Jazz zurück nach Deutschland. Am kommenden Montag gastiert das Mareike Wiening Quintett in der Tafelhalle in Nürnberg - der vierte Auftritt einer langen Tournee mit mehr als 40 Konzerten in fünf Ländern.
"Schuld" waren aber auch ihre Eltern, dass die junge Frau heute in der ganzen Welt zuhause ist. In ihren vielen Bands spielen Musiker aus allen möglichen Nationen - in einem Quartett sind beispielsweise drei Instrumente, aber vier Länder vereint - und Mareike pendelt viel umher, jettet schon mal zu einem Konzert nach Kanada.
Als sie sechs Jahre war, zog die Familie Wiening von Franken nach Norwegen, wo der Vater als Ingenieur arbeitete. Die ersten beiden Grundschulklassen verbrachte sie dort, spricht heute noch fließend norwegisch. Seither ist sie immer offen für andere Länder und Kulturen.
Dabei begann die zweifache Kulturförderpreisträgerin ganz klassisch, wie sie sich erinnert. Zurück in Deutschland, Mareike besuchte die Grundschule am Burgstaller Weg, hat sie Klavier gelernt, bei Thomas Fink an der Musikschule. Mit zehn Jahren wurde das Mädchen an der gleichen Schule bei Gabriele Haberberger in Querflöte unterrichtet. Und dann kam das Gymnasium, und der Schlagzeuger Florent.
Zurück aus Sainte Luce, spielte der Zufall eine Rolle. "Ein Freund meines Bruders verkaufte damals ein Schlagzeug", erinnert sich Mareike. Und schon war's geschehen. "Ich hab noch beim Toni im Chor gesungen", sagt sie. Und ihre bisherigen Instrumente lernte sie weiterhin. Also hat's die Familie erlaubt. Als 15-Jährige begann sie den Unterricht bei Tillmann Uhl, ebenfalls an der Musikschule. Am Gymnasium trommelte sie dann in der Big Band und in den Musicals von Matthias Zell.
Der Kontakt zu Thomas Fink hat die junge Mareike in die Welt des Jazz gebracht. "Ich bin da ziemlich schnell reingerutscht", sagt sie, dazu trug auch einer der legendären Oster-Workshops bei Rainer Glas in Erlangen bei. Bei Werner Treiber an der Städtischen Musikschule in Nürnberg hat die Herzogenauracherin dann ein Stipendium erhalten. Zweimal die Woche sei sie gependelt, zwischen Kollegstufe und Nürnberg. Nach dem Abi studierte Mareike Wiening zwei Jahre lang Schlagzeug an der renommierten Musikhochschule in Mannheim, bevor es sie erneut hinaus zog, für zwei Semester zum Auslandsstudium nach Kopenhagen. Zurück in Mannheim "habe ich den Bachelor gemacht". Und dann kam, was kommen musste - New York.