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Von der Idee zum Lonnerstadter Windpark


Autor: Pauline Lindner

Lonnerstadt, Sonntag, 10. Juli 2016

Seit Dezember sind die fünf Windräder bei Lonnerstadt schon am Netz. Die Einweihung war Anlass für einen Rückblick und eine Besichtigung der Anlage.
Ein Blick von unten in den Masten des Windrades Fotos: Pauline Lindner


Nach fünf Jahren der Planung und sechsmonatiger Bauzeit laufen seit 30. Dezember die fünf Windräder bei Lonnerstadt. Eines von ihnen ist das 200., das der Hersteller Nordex im Süden Deutschlands aufgestellt hat. Am Samstag wurden sie mit einer Segnung durch die beiden Geistlichen, Pfarrer Andreas Sauer und Dekan Kilian Kemmer, offiziell "eingeweiht". Bei "bestem Wetter - Sonne und Wind" - begrüßte Projektant Erich Wust die Eigentümer des Bürgerwindparks Lonnerstadt, Ehrengäste aus der Politik und viele Ortsansässige und Besucher.

"Die fünf Räder laufen innnerhalb der Prognosewerte", blickte er auf die kurze Betriebszeit zurück. 13 Millionen Kilowattstunden haben sie schon erzeugt. Errechnet ist für sie ein Jahreswert von 25 Millionen. Den Eignern übermittelte er eine gute Botschaft: Die Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes betreffen sie nicht.


Idee kam nach Fukushima

Dafür hätte sie beinahe die "Zehn-Horst-Regelung", so Herbert Krafft, der Initiator der Bürgerwindparkanlage, ausgebremst. "Wir hatten schon 700 000 Euro investiert, was tun?", schilderte er die momentane Ratslosigkeit im Jahr 2013, als aus München die neue Entfernungsvorschrift publik wurde und die Behörden laufende Genehmigungsverfahren schon so bewerten sollten, ob der Abstand zur Bebauung der zehnfachen Höhe der Windräder entspreche. Doch der damalige Landrat Eberhard Irlinger unterstützte das Vorhaben weiterhin. Am 31. Juli 2014 erteilte das Landratsamt die Baugenehmigung - auf der Basis der geltenden Rechtsvorschriften. Erst im November 2014 wurde die neue Entfernungsregelung rechtlich bindend.

Die Idee eines Windparks wurde, so Krafft, 2011 nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima geboren. Der genaue Anstoß war ein Auftritt von Minister Markus Söder (CSU) in Vestenbergsgreuth, wo er 1500 Windräder für Bayern prophezeite. Schnell entwickelten sich in Lonnerstadt, Höchstadt und Wachenroth Pläne für 18 Windräder. "Ohne Großkonzerne", wie Krafft betonte. Er dankte ausdrücklich dem damaligen Lonnerstadter Bürgermeister Theo Link für dessen Vertrauen in die Bürgeridee.

Im Januar 2013 gab es eine erste Bürgerversammlung und schon im März die Gründungsversammlung. Nicht leicht sei es gewesen, so Krafft, die nötigen Grundstücke zusammenzubekommen. Doch im September konnte auch die Betreibergesellschaft gegründet werden. Ein Miteigentümer ist Gerrit Hoppe. Er macht mit, weil " ... ich Loschäder bin und sogar im Gemeinderat. Windräder helfen bei der Energiewende. Hier dürfen wirtschaftliche Aspekte nicht im Vordergrund stehen".

"Lonnerstadt hat sich optisch verändert", stellte Bürgermeister Stefan Himpel (FW) fest. Er gestattet sich auch, über die Form zu streiten, gab aber zu bedenken: "Jede Art der Energiegewinnung ist mit Einschnitten in die Landschaft verbunden." In einem Bürgerentscheid hatten sich die Lonnerstadter zuvor mit großer Mehrheit gegen Photovoltaikanlagen ausgesprochen.

Nach einem Glas Sekt zum Anstoßen auf den gelungenen Bau hatten Interessierte Gelegenheit, ins Innere des 140 Meter hohen Mastes zu blicken und den Transformator anzusehen. Eine Auffahrt mit dem Aufzug zum Generator konnte nicht stattfinden, wegen eines Unglücksfalls andernorts. Deshalb musste man sich mit den Erläuterungen von Reinhard Kirchner begnügen.

Der Generator erzeugt 660 Volt Gleichstrom. Am Fuß des Radmastes wird der "hochtransformiert" auf 20 KV oder 20 000 Volt. Über eine zehn Kilometer lange Leitung wird dann der Strom im Umspannwerk Höchstadt in das Netz eingespeist. Die Rotorblätter fangen sich zu drehen an, wenn ein Wind mit mehr als drei Metern pro Sekunde bläst. Das entspricht der Windstärke zwei, wobei Null auf der zehnstufigen Skala Windstille bedeutet. Messen die Sensoren eine höhere Windgeschwindigkeit als 20 Meter pro Sekunde, wird das Windrad abgeschaltet. Diese Geschwindigkeit liegt knapp unter Windstärke 9 und das ist schon ein ordentlicher Sturm. Musikalisches Vergnügen im Festzelt, Infostände von Firmen, die mit ihren Produkten zur Energiewende beitragen wollen, und eine Schau mit historischen Traktoren der Bulldog-Freunde Buch rundeten das Festprogramm ab.