Vom Chefdesigner zum Unternehmensberater
Autor: Manuel Stark
Herzogenaurach, Donnerstag, 12. Sept. 2013
Reiner Seiz begann seine berufliche Karriere mit einer Lehre als Schuhfertiger. Bei Puma war er Chefdesigner, dann Mitglied im fünfköpfigen Vorstand. Ein Leben aus dem Koffer und wenig Zeit für Frau und Kinder. Im Februar dieses Jahres ist Seiz ausgestiegen - und blickt "in Stolz" zurück.
Was ist das berufliche Ziel im Leben? Diese Frage stellt sich jedes Jahr aufs Neue zig Absolventen verschiedener Schulen. Nach dem Urteil so mancher Berufsberatungen ist man nur dann erfolgreich, wenn man sich rechtzeitig Gedanken über das Berufsziel macht. Anstelle der Freude am eigenen Tun in der Wahl des passenden Berufes zu folgen, denken wir stattdessen an Aufstiegschancen, Einstiegsgehälter und Zukunftssicherheit.
In dieser Situation sah sich auch Reiner Seiz nach seinem Schulabschluss. Für seine Zukunft hatte er "nicht unbedingt einen sicheren Plan". Umso erstaunlicher sein Werdegang. Mit einer Lehre als Schuhfertiger fing er seine herausragende Karriere an. Zumindest bei den Schuhen blieb es auch lange Zeit.
Gerne erinnert er sich daran zurück, wie alles begann. Burgkunstadt ist Nachbarstadt seines damaligen Wohnortes und war um die 1980er Jahre noch Standort zweier Schuhfabriken. Von Kreativität und Eigenleistung war die Rede.
Ehrgeiz und Fleiß wurden belohnt. Schnell waren seine Modelle sehr beliebt und er als Gestalter eine gefragte Person. Das entging auch einem Headhunter von Puma nicht. Und somit stellte sich 1989 der nächste Karriereschritt ein. Als "Chefdesigner Schuhe" arbeitete er fortan in Herzogenaurach für den damals 250 Millionen Umsatz schweren Großkonzern. Reiner Seiz zog in den Landkreis Erlangen-Höchstadt, in dem er noch heute lebt.
Europaweite Tätigkeit
In den Folgejahren war er nicht nur in Deutschland und Herzogenaurach, sondern europaweit tätig: "Schuhentwicklung, Textilauswahl, Einkauf und Produktion. Schnell hatte ich zu diesen Bereichen Kontakt und wurde für sie verantwortlich." Auch bei den Verhandlungen mit Lieferanten und Geschäftspartnern bewies er großes Geschick. Vom Leisten bis zur Sohle, er kannte sich aus mit den Schuhen. Das blieb auch der Führungsriege nicht verborgen.
Seine Aufgaben konzentrierten sich immer mehr im kaufmännischen und Managementbereich. In den Jahren 1995 bis 1999 ging es dann rasant voran für Reiner Seiz: Er wurde zum Einkaufsdirektor von Puma in Europa ernannt. Schnell folgte die Verantwortung für den gesamten Weltverkauf. Durch den neuen Posten begann eine fast dauerhafte Reise rund um die Welt.
Mit dem Ziel, die Qualität der Markenartikel zu verbessern, ging Seiz diese Aufgabe an. Mit dem reinen Produkt ist es für ihn dabei nicht getan. Die Sozialstandards in den Fabriken und angemessene Löhne liegen ihm am Herzen. Ziele, die mit viel Arbeit und vielen Treffen in verschiedensten Ländern verbunden sind.
Doch was sagt eigentlich die Familie dazu? Reiner Seiz ist schließlich nicht nur erfolgreicher Manager, sondern auch treusorgender Vater zweier Kinder. Natürlich sei er oft weit entfernt von zu Hause, doch "dieser Umstand hat sich lange entwickelt. Daher konnten wir uns gut darauf einstellen". Einen festen Schnitt gab es nicht, sagt Seiz. Zudem habe er eine starke und selbstständige Frau. "Sicher, man kann Stunden zählen. Für uns war hingegen immer wichtig, was wir aus der gemeinsamen Zeit machen."
Qualität statt Quantität
Qualität ist wichtiger als Quantität. Mit dieser Einstellung ging es auch beruflich weiter bergauf. 2007 wurde er als Mitglied in den fünfköpfigen Vorstand berufen. Von nun an Entscheidungen für den gesamten Konzern zu treffen, war für ihn "nochmal eine ganz andere Dimension". Als Vorstand folgten "Jahre harter Arbeit", in denen er von einem Flugzeug ins nächste springen musste.
Oft waren die wenige Zeit und die große Verantwortung auch sehr belastend. Aber die Arbeit brachte auch Spaß und schöne Erinnerungen mit sich: In Shanghai konnte er 2004 Michael Schuhmacher seine ersten Puma-Formel-1-Rennfahrerschuhe übergeben. Als Motorsport- Fan blieb Seiz gerade diese Erinnerung sehr deutlich im Gedächtnis: "Das war für mich ein wahnsinnig tolles Erlebnis", erzählt er.
Auf eigenen Wunsch hin verließ er Puma im Februar. Er blickt dabei "in Stolz zurück". Jetzt wird es Zeit für neue Herausforderungen. Jeden Tag pendelt er von Erlangen nach Forchheim zum Sitz seiner neu gegründeten Unternehmensberatung "Seiz Consulting". Hier will er sein Wissen zur Verfügung stellen, gemäß dem Grundsatz wie jeher: "Den eigenen Weg gehen und authentisch bleiben."