Vogelgrippe: Erlangen-Höchstadt bisher verschont
Autor: Christian Bauriedel
, Montag, 14. November 2016
Im Landkreis Erlangen-Höchstadt ist noch keine Vogelgrippe-Warnstufe erreicht. Doch die Erinnerungen an die Jahre 2006 und 2007 sind geweckt.
Auch bei Frankens Geflügelhalter sind die Sorgenfalten derzeit groß. Grund: Nach mehreren Vogelgrippefällen im Landkreis Lindau etwa hat das Landratsamt die Bürger gebeten, tote Tiere umgehend beim Veterinäramt zu melden. Wer tote Vögel findet, solle diese zudem nicht berühren - "auch nicht mit dem Schuh", sagte eine Behördensprecherin. Zwar bestehe derzeit keine Gefahr für Menschen. Aber das Virus könne sich sonst weiter ausbreiten.
In Bayern wurde bisher bei acht Tieren die Vogelgrippe festgestellt. Das sagte ein Sprecher des Landesamtes für Gesundheit in Erlangen. Bei zwei Vögeln im Landkreis Lindau wurde auch bereits die hochansteckende Variante vom Typ H5N8 nachgewiesen. Eine Stallpflicht für Geflügel im Radius von circa 2,5 Kilometern um das Ufer des Bodensees gilt weiter.
Noch herrscht Unklarheit, ob und wann die Stallpflicht auch auf Gebiete in Franken ausgedehnt werden könnte.
Vögel vor Wildtierkot schützen
Im Landkreis Erlangen-Höchstadt sei bisher noch keine Warnstufe ausgelöst worden, sagt Hannah Reuter, Sprecherin des Landratsamts. "Wir nehmen die Sache sehr ernst und sind wachsam. Generell wird jedem Tierhalter empfohlen, den Kontakt zu Wildtieren zu vermeiden", so Reuter. Tiere in Außenanlagen sollen vor Exkrementen von außerhalb geschützt werden. Doch wie kann man seine Hühner, die auf dem Gelände frei laufen, schützen? "Das ist von Züchter zu Züchter unterschiedlich", sagt Johannes Weiß, Vorsitzender des Geflügelzuchtvereins Adelsdorf. Manche hätten eine Voliere, überdacht mit Drahtgeflecht. In diesem Fall könne man eine Folie als Schutz vor dem Kot der Wildtiere anbringen. Größer werde das Problem für Züchter, die eine größere Auslauffläche für Hühner, Enten oder Gänse haben.
Eine Stallpflicht wäre zunächst kein Problem, sagt Weiß. Allerdings seien in den meisten Fällen die Ställe der Züchter eigentlich nur als Nachtquartier für die Tiere gedacht und für eine längere Unterbringung nicht ausgelegt.
"Bei uns kleinen Hobbyhaltern ist ja so ein Fall sowieso noch nie vorgekommen", sagt Weiß. Er selbst hat rund 60 Vögel, darunter Annaberger Haubenstrupphühner und Appenzeller Spitzhauben. Er und seine Kollegen hätten einen Vorteil: "Wir haben wesentlich geringere Mengen. Wir haben den Überblick, welchem Tier es schlecht geht und können es separieren."
Die Kleinen trifft es als erstes
Anders sieht es allerdings bei den großen landwirtschaftlichen Betrieben aus. Robert Ort, Kreisobmann des Bauernverbands in Erlangen-Höchstadt, sieht vor allem ein Problem für die kleinen Direktvermarkter. Denn während in großen Geflügelbetrieben die Tiere in großen Ställen untergebracht sind, gebe es noch viele kleine Bauern, bei denen Gruppen von nur ein paar Dutzend Hühnern oder Enten unter freiem Himmel leben. "Problematisch wird es, wenn wir zum Sperrgebiet gezählt werden sollten", so Ort. Dann heißt es: Stallpflicht. Wer dann keine ausreichenden Räumlichkeiten hat, für den werde es schwierig, den Bestand zu halten. Doch noch gibt es im Landkreis keinen Zwang die Tiere einzusperren.
Das war jedoch schon einmal anders.
Erinnerung an 2006 und 2007
Im Jahr 2006 sorgte der Herrenweiher bei Sterpersdorf für Schlagzeilen. Aus einer Population von etwa 70 Höckerschwänen verendeten zahlreiche Tiere, mindestens acht trugen das gefährliche H5N1-Virus in sich. Im Sommer 2007 schlug die Vogelgrippe in Erlangen-Höchstadt erneut zu. Damals mussten 160 000 Enten in einer Großmästerei in Warmersdorf gekeult werden. Auch dort war die Vogelgrippe aufgetreten. Seit 2007 gab es nach Auskunft des Landratsamtes aber keinen Fall mehr im Landkreis. Seit Sonntag gibt es in Sachsen einen ersten Vogelgrippe-Fall. Eine am Cospudener See bei Leipzig gefundene Wildente habe den H5-Virus, bestätigte ein Stadtsprecher. Ob es sich dabei um den aggressiven Typ H5N8 handle, sei unklar. Auch in Schleswig-Holstein sind Wildvögel betroffen. In Mecklenburg-Vorpommern muss Geflügel in Ställen gehalten werden. In Nordrhein-Westfalen soll von Dienstag an in bestimmten Risikoregionen eine Stallpflicht gelten.