Druckartikel: Viele Birken sind schon kahl

Viele Birken sind schon kahl


Autor: Pauline Lindner

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 12. August 2015

Die Bäume leiden bereits sichtbar unter dem seit vielen Wochen anhaltenden Wassermangel. Förster Peter Pröbstle hofft jetzt auf drei, vier Tage schlechtes Wetter mit Dauerregen.
An der Straße zwischen Buch und Poppenwind haben Birken schon ihre Blätter abgeworfen. Foto: Pauline Lindner


Manchmal kommt es vor, dass man eine Straße, die man sonst eher selten befährt, innerhalb weniger Tage zweimal nutzt. In diesem Fall betrifft es die Verbindung von Hemhofen nach Poppenwind über Heppstätt, Neuhaus und Buch. Sie führt über weite Strecken durch Wald. Bei der ersten Fahrt Anfang letzter Woche wirkten die Bäume noch recht grün. Doch am Wochenende hatten die Birken am Waldrand ganz braune Blätter und etliche waren fast kahl.

"Birken sind die erste Baumart, die auf Trockenheit reagiert", sagt dazu Forstdirektor Peter Pröbstle. Zwar vertragen die hiesigen Sandbirken etwas Trockenheit, aber als Flachwurzler reagieren sie auf fehlendes Wasser zuerst.

"Für alle Bäume ist inzwischen die Grenze überschritten", fährt er fort und vergleicht die Situation mit der Ende August 2003. Auch in dem Jahr - und sonst in keinem - kam es zu solche auffälligem Laubabwurf vor der Zeit.

Der Eiche geht es noch relativ gut; bei der Buche sind die Blätter graugrün und rollen sich. Unter Fichten fallen viele grüne Nadeln auf.

"Die Blätter fallen grün vom Baum; das ist keine Herbstfärbung", macht Pröbstle aufmerksam. Das gelbe und rote Herbstlaub entsteht, weil die Bäume ihre Nährstoffe, besonders das Chlorophyll, in ihre Wurzeln zurückholen. Das können die Bäume jetzt nicht. Damit sinkt ihr Nährstoffvorrat. Sie kommen nächstes Jahr dann in Bedrängnis, vor allem wenn im Frühjahr wieder Trockenheit, späte Kälte oder ein Schädlingsbefall dazukommen.
Bei der Fichte tritt das auch schon jetzt auf. Hier greift der Borkenkäfer massiv an. "Wenn eine Fichte gut mit Wasser versorgt ist, ertränkt sie die Käfer mit ihrem Harz", erklärt Pröbstle das Problem. In nächster Zeit erwartet er viele "rote" Fichten. Das ist der Fachausdruck, wenn die Nadeln braun werden und der Baum abstirbt. Pröbstle ist deshalb froh, dass im besonders trockenen Raum um Höchstadt verhältnismäßig wenige Fichten wachsen.


Gefahr für junge Bäume

Besonders von Hitze und Wassermangel betroffen sind die jungen Bäume, ganz besonders die, die vor noch nicht mal einem Jahr auf Freiflächen oder bei Wiederaufforstungen ausgepflanzt wurden. Hier trifft es die im Höchstadter Raum vermehrt. Wo es geht, so weiß Pröbstle, gießen manche Waldbesitzer den Jungbestand.
Auf drei Arten können Jungbäume Schaden nehmen: Sie können nicht genug Knospen für das nächste Jahr treiben. Sie können nur wenig Reservestoffe einlagern und es trocknen gar ihre Feinwurzeln aus. Zu sehen sind die Schäden, sprich: tote Bäumchen, erst im kommenden Frühjahr.

Deswegen wünscht sich Pröbstle drei, vier Tage "so richtig schlechtes Wetter mit Dauerregen." Ein sanfter Landregen sollte es sein, denn ein Gewitterguss läuft bei dem ausgetrockneten Boden einfach oberflächlich ab.


Kommen neue Schädlinge?

Wenn es weiterhin so heiße Sommer gibt, rechnet der Waldfachmann mit neuen Baumschädlingen, vor allem flugfähigen. Er kann sich vorstellen, dass sich beispielsweise der Kiefern-Prozessionsspinner künftig auch nördlich der Alpen wohlfühlen werden.