Urlaub auf vier Rädern in Höchstadt
Autor: Sabine Memmel
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 19. August 2014
Otto Scherf und seine Frau aus Rosenheim kommen jedes Jahr mit ihrem Wohnmobil nach Höchstadt. Urlaub im Hotel können sie sich nicht mehr vorstellen. Ehepaar Weichert bedauert die Entfernung des Stellplatzes zur Innenstadt.
Gerade erst sind sie in Höchstadt angekommen. Direkt von der Autobahn. Der Motor ist noch warm. Genauso wie der Kaffee, den sie sich in ihrer kleinen Küche hinter dem Steuer frisch gebrüht haben. Ihr Wohnmobil hat den Stellplatz am Eisstadion ganz für sich allein. Kein Mensch und kein Camper weit und breit. Seit 20 Jahren sind Otto und Helga Scherf bereits damit unterwegs. Auch wenn sie nur auf der Durchreise sind, ihre Station in Höchstadt lassen sie dabei so gut wie nie aus: "Wir waren hier insgesamt bestimmt schon zehn oder 15 mal", erinnert sich Otto Scherf (74).
Früher haben sie auch in Hotels Urlaub gemacht. Das kommt für die beiden inzwischen aber nicht mehr in Frage. "Beim Schlafen braucht jeder seinen eigenen Bereich", lacht Otto Scherf und deutet auf die zwei Schlafgelegenheiten in seinem Wohnmobil - die eine vorne über dem Lenkrad, die andere im hinteren Teil des Campers.
In den ersten Jahren sind sie mit ihrem Wohnmobil, gekauft in Schlüsselfeld, Richtung Mittelmeer gefahren. Inzwischen bevorzugen die Rosenheimer genau die andere Richtung. Angefangen in ihrer Heimat, ging es über Landau, Neuenburg, Vohenstrauß und Bayreuth bis nach Höchstadt. Von dort fahren sie morgen weiter über Schlüsselfeld, Hammelburg, Erfurt, Magdeburg, Berlin, Wismar, Lübeck, Eckernförde bis nach Schleswig. "Da oben bleiben wir dann 14 Tage", sagt Helga Scherf.
Und was ist das Besondere am Urlaub im Wohnmobil? "Die Unabhängigkeit! Ich kann kommen und gehen, wie ich will", sagt Otto Scherf. Das Ehepaar hat seine eigene Heizung, seinen eigenen Stromgenerator, sein eigenes Wasser. Mal gehen die Scherfs essen, mal greifen sie selbst zum Kochlöffel. "In Höchstadt gehen wir immer im Schwimmbad essen. Das ist schon Tradition", sagen die Scherfs und trinken weiter ihren Kaffee.
Am Abend bekommen sie schließlich doch noch Gesellschaft. Inzwischen regnet es, als Brigitte und Harald Weichert ihr Wohnmobil auf dem Stellplatz parken. Auch sie sind auf der Durchreise. Von Limburg an der Lahn fahren sie bis nach Österreich, wo sie unter anderem am Walchen- und Wolfgangsee ihren Urlaub verbringen. In Höchstadt haben sie bisher noch nie übernachtet: "Die Karpfenteiche gefallen mir", sagt Brigitte Weichert (55). Ihre Eltern sind gebürtige Bamberger. Ihr Wohnmobil haben sie aus Aschbach.
Den Stellplatz in Höchstadt finden sie okay - für eine Nacht. Dort für mehrere Tage zu bleiben, können sie und ihr Mann sich allerdings nicht vorstellen: "Zum Urlaubmachen ist das hier, mitten im Industriegebiet, nicht wirklich geeignet", findet Brigitte Weichert. Eine Rolle spielt für sie auch der Verkehr im Kieferndorfer Weg: "Es fahren immer wieder Laster vorbei. Das ist nicht so toll." Einen Stellplatz in Stadtnähe würde sie deswegen begrüßen. "Allein zum Essengehen", findet Harald Weichert (65).
Günter Schulz (SPD), der derzeit Bürgermeister Gerald Brehm (JL) vertritt, sieht die unmittelbare Nähe zum Wellenfreibad als Vorteil. "Und in die Stadt sind es ja keine großen Entfernungen", findet er.
Unabhängig davon gebe es im Rahmen des Stadtentwicklungskonzepts schon seit längerer Zeit die Überlegung, den Stellplatz am Eisstadion wegen der zunehmenden Nutzung zu vergrößern. "Ob er dann dort bleibt, wo er jetzt ist, oder woanders hinkommt, muss im Stadtrat diskutiert werden", erklärt Schulz. Zur Sprache bringt er dabei unter anderem den Engelgarten.