Untrennbar mit der Caritas verbunden
Autor: Manfred Welker
, Freitag, 21. Dezember 2012
Johann Brandt, der Geschäftsführer des Sozialverbandes für die Stadt Erlangen und den Landkreis Erlangen-Höchstadt, geht in den Ruhestand. In fast 33 Jahren hat er unter anderem die Sozialstation in Höchstadt ins Leben gerufen.
Zu seiner Verabschiedung ist er dorthin zurückgekehrt, wo vor beinahe 33 Jahren sein berufliches Engagement in der Caritas begann. Johann Brandt, der Geschäftsführer der Caritas der Stadt Erlangen und des Landkreises Erlangen-Höchstadt, wurde in den Ruhestand verabschiedet.
Alle Laudatoren waren sich über Brandt einig: "Er hat große Schuhe hinterlassen." Dekan Kilian Kemmer, der neue Vorsitzende des Verbandes, dankte Brandt für den Dienst in der Caritas und damit an den Menschen. Denn diese Institution sei Ausdruck der Nächstenliebe. Außerdem habe es Brandt verstanden, das Schiff Caritas auch auf betriebswirtschaftlich gesunde Beine zu stellen.
Daneben wirkte er noch als Aushilfsorganist in Kirchen und Kapellen der Region. Man müsse sich wundern, wie er die Zeit dazu aufgebracht habe.
Diözesancaritasdirektor Gerhard Öhlein erinnerte daran, dass Brandt Pionierarbeit auf mehreren Felder geleistet habe, wozu für ihn besonders die Gründung der Caritas regio gGmbH zum 1. Januar 2012 zählte. Für Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) war er der Vordenker, der es aber auch in die Praxis umsetzte und mit Hartnäckigkeit seine Ideen verfolgte. "Wenn es der Brandt macht, dann wird es schon irgendwie funktionieren", resümierte er. Als streitbarer und konstruktiver Gesprächspartner wird er dem Bundestagsabgeordneten Stefan Müller (CSU) in Erinnerung bleiben. Brandt habe das Schiff der Caritas in rauhen und stürmischen Zeiten sicher geleitet, wie Elisabeth Scherbel für die Mitarbeiter sagte.
Start am 1. Januar 1980
Das letzte Wort hatte Johann Brandt selber: "Die Grußworte waren Balsam für mich und die Caritas", merkte er augenzwinkernd an. "Ich danke dem Herrgott, dass ich trotz dem Namen Brandt keinen Burnout bekommen habe." Von seinen Mitarbeitern erhielt Brandt für seine Passion, für die er in Zukunft hoffentlich mehr Zeit hat, ein Rennrad verehrt. Brandt hatte wohl einiges geahnt, denn er hatte seinen Radlerdress unter dem Anzug und schwang sich auf den Drahtesel, um eine Runde im Saal des Roncallistifts zu drehen.
Johann Brandt stammt aus der Region und wurde in Großdechsendorf geboren, das damals noch zum Landkreis Höchstadt gehörte. Der diplomierte Betriebswirt war zunächst in der Industrie tätig, bevor er ab dem 1. Januar 1980 beim Caritasverband der Stadt Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt als Verwaltungsleiter im Roncallistift und als Leiter der Kreiscaritasberatungsstelle Verantwortung übernahm.
Bereits 1980 bereitete er mit dem Schwesternhausverein in Adelsdorf, der Gemeinde Adelsdorf sowie der Stadt Höchstadt die Gründung der Caritas-Sozialstation in Höchstadt vor und setzte sie um. Seit fast schon 33 Jahren hat er diesen Pflegedienst stetig ausgebaut und mit den Mitarbeitern an die Bedürfnisse der Zeit angepasst. Erst vor wenigen Tagen wurde ein neues Gebäude eingeweiht. Vom Zentrum Höchstadt aus werden die Gemeinden Gremsdorf, Adelsdorf, Hemhofen, Röttenbach und Wachenroth versorgt. Da Brandt mit Röttenbach familiär verbunden ist, soll dort vermutlich 2014 ein Pflegestützpunkt entstehen.
Brandt entwickelte das Modell der "Tagespflege mobil", mit dem Angehörige entlastet werden. In Kooperation mit dem Kreiskrankenhaus St. Anna in Höchstadt regte er für die Palliativversorgung sozialpädagogische Betreuung an.
Die Stadt Herzogenaurach ist quasi ein Leuchtturm für die Caritas mit einem Wirkungskreis, der Großenseebach, Aurachtal, Heßdorf und eigenen Pflegestützpunkten in Oberreichenbach und Weisendorf mit einbezieht. In Herzogenaurach wurde die Arbeit der Mallersdorfer Schwestern weitergeführt und in die Caritas mit ihrer Sozialstation übergeleitet. Inzwischen gibt es auch eine eigene Sozialstation in Bubenreuth.
Beratungsstellen wachsen
Seit 1980 wurde unter der Ägide der Caritas aus kleinen Anfängen die Erziehung-, Jugend- und Familienberatung aufgebaut, ein besonderes Anliegen von Johann Brandt, genauso wie die Allgemeine Soziale Beratung in Erlangen mit Außenstellen in Herzogenaurach, Höchstadt und Eckental. Auf seine Anregung hin entstand 1992 eine Analyse der Sozialarbeit und der Sozialstrukturen von Herzogenaurach, erforderlich besonders durch das Spätaussiedlerwohnheim an der Bamberger Straße.
Spenden für die Flutopfer
Unter seiner Ägide wurde ab 1987 eine Schuldnerberatung aufgebaut, die inzwischen aus der sozialen Infrastruktur des Landkreises nicht mehr wegzudenken ist. Auf Vermittlung von Brandt konnten nach der Flutkatastrophe aus Caritassammlungsmittel und einer zentralen Sammlung in den Kirchen mehr als 80 000 Euro in Baiersdorf und Bubenreuth verteilt werden, um erste Schäden zu lindern. Die Caritas als sichtbares Zeichen der praktischen Nächstenliebe im Landkreis Erlangen-Höchstadt zu etablieren, sei mit seinem Namen verbunden, waren sich alle Redner einig. Dabei vergaß er nie, beide Landkreishälfte zu berücksichtigen. Ein wichtiger Faktor sei für ihn eine gute Kommunikation gewesen. Durch die Gründung eines Arbeitskreises für Wohlfahrtsverbände wurde die Kooperation untereinander gestärkt.
Brandt brachte sich auch als stellvertretendes beratendes Mitglied im Jugendhilfeausschuss des Kreistages und im Ausschuss für soziale Angelegenheiten im Landkreis Erlangen-Höchstadt ein. Um die Caritas auch in Zukunft gut aufgestellt zu sehen, stieß er die Gründung der Caritas regio gGmbH zum 1. Januar 2012 an.