Druckartikel: Unterwegs in friedlicher Absicht

Unterwegs in friedlicher Absicht


Autor: Richard Sänger

Herzogenaurach, Donnerstag, 04. Oktober 2018

Mitglieder des Heimat- und Verschönerungsvereins Höchstadt besuchten den Heimatverein in Herzogenaurach.
Foto: Richard Sänger


Die Roidl kämen in friedlicher Absicht zu den Flacken versicherte Georg Römer als er vor der Brauerei Heller von seinem Oldtimer McCormick Baujahr 1968 stieg und vom Vorsitzenden des Heimatvereins Klaus-Peter Gäbelein in "der Kulturstadt Frankens" begrüßt wurde.

24 Teilnehmer

Aber der Vorsitzende des Heimat- und Verschönerungsvereins Höchstadt, Schorsch Römer, kam nicht allein, vom angehängten Erntewagen stiegen singend 24 Mitglieder des befreundeten Vereins aus Höchstadt und sorgten für die entsprechende Aufmerksamkeit bei den Passanten. "Meine Leute sind nicht nur auf Herzogenaurach neugierig, sondern vor allem auf die Hellers-Bratwörschd, das sollen ja die Besten im Landkreis sein", meinte Römer schmunzelnd und die Höchstadter zogen singend in die Gaststube.

Über Wald und Wiesen

Die Gruppe startete mit Musik vom Häfners Hans um 10 Uhr beim Höchstadter Gasthaus Hirschen und wollte gegen 11 Uhr in der Hauptstraße eintreffen, wo bereits Bekannte aus Herzogenaurach warteten. "Vom Schlossberg in Höchstadt über Wald, Weiher und Wiesen bei Wind und Wetter nach Herzogenaurach zur Brauerei Heller", lautete die Einladung des Höchstader Vorsitzenden an seine Vereinsmitglieder. Bei dem über Wald, Weiher und Wiesen hatte sich Georg Römer aber nahm es der Bulldog-Fahrer aber etwas zu genau, denn der Erntewagen kam eineinhalb Stunden nach der Zeit in Herzogenaurach an. "Irgendwo im Wald bin ich einen Weg zu früh abgebogen, obwohl ich den Weg schon mit dem Bulldog abgefahren bin, jedenfalls fuhren wir im Kreis", erzählte Römer schmunzelnd. Erst des Weges kommende Jogger brachten das Gespann wieder auf den richtigen Weg nach Beutelsdorf.

Brauereiführung

Nach dem Mittagessen in der Brauereigaststätte bekamen die Höchstadter noch eine unerwartete Brauereiführung, wofür sich Römer bei Hans Heller herzlich bedankte. "Jetzt treibt uns der Gäbelein noch durch die Stadt und dann gibt es noch einen kulturellen Austausch im Domizil des Heimatvereins am Steinweg", verkündete Römer seinen Mitgliedern.

Von "Roidl" und "Flacken"

In der Gaststube erklärte Gäbelein die Spitznamen "Roidl" und "Flacken", die sich in längst vergangenen Zeiten wie zwei feindliche Stämme gegenüberstanden und wo meist beim Aufeinandertreffen die Fäuste flogen. Wie Gäbelein erklärte, sind "Flacken" minderwertige Tauben, die in fremden Schlägen nisten oder sich einfach einquartieren.

Denn vor Jahrzehnten wurden die Herzogenauracher im Aischgrund bei Kirchweihbesuchen oder bei einer Brautwerbung argwöhnisch beobachtet und eben als "Flacken" bezeichnet.

Natürlich revanchierten sich die Aurachgründer und bezeichneten die Aischgründer abwertend als "grobe, derbe Klötze, die mit einer Reuthacke nach Wurzelstöcken graben oder roden". Wie Gäbelein erklärte, werden noch heute im Fränkischen ein nicht einfach zu zähmendes Kind oder Jugendlicher als "Reudel" oder "Roidel" bezeichnet.

Freundschaftlich verbunden

Aber die Zeiten, in denen beim Aufeinandertreffen die Fäuste flogen, sind längst vorbei und die beiden Vereine sind schon seit Jahren freundschaftlich verbunden. Aber bei Sticheleien, sehr zur Freude der Zuhörer, schenken sich Römer und Gäbelein nichts und reißen ihre Witze über die jeweils anderen Stadtbewohner. Die beiden Vereine arbeiten bei der fränkischen Kultur eng zusammen. So ist Georg Römer mit seiner Hornochsen-Band ein gerngesehener Gast in Herzogenaurach und Klaus-Peter Gäbelein beim Wirtshaus-G'schmarri mit Musik in Höchstadt.