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Uniklinikum Erlangen: Hund Luna stärkt Kindertherapie bei ADHS


Autor: Redaktion

Erlangen, Mittwoch, 10. Sept. 2025

Ein neues Projekt am Uniklinikum Erlangen testet den Einsatz von Therapiebegleithund Luna in der Kinder- und Jugendpsychotherapie.
Von links: Dr. Wilhelm Polster (Stiftungsvorstand der Manfred-Roth-Stiftung), Prof. Dr. Oliver Kratz (kommissarischer Leiter der Kinderpsychiatrie), Sarah Bertelshofer (LESKO-Projektleiterin) mit Hündin Luna, Klaus Teichmann (Stiftungsrat der Manfred-Roth-Stiftung) und Prof. Dr. Stephan Achenbach (Vorstandsvorsitzender der Forschungsstiftung Medizin).


Ein neues Forschungsprojekt der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit (kommissarischer Leiter: Prof. Dr. Oliver Kratz) des Uniklinikums Erlangen untersucht, ob ein Therapiebegleithund die Wirksamkeit psychotherapeutischer Gruppenbehandlungen verbessern kann. Konkret geht es um Harzer-Fuchs-Mischlingshündin Luna, die für die Arbeit in der Psychotherapie speziell ausgebildet und zertifiziert ist.  Sie soll im Rahmen der Machbarkeitsstudie "LESKO" künftig in der Gruppentherapie mit Kindern und Jugendlichen zwischen 9 und 13 Jahren eingesetzt werden, die Störungen des Sozialverhaltens sowie Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) zeigen.

Ziel ist es, zu prüfen, ob Luna dazu beitragen kann, soziale und emotionale Kompetenzen wie Impulskontrolle, Kommunikationsfähigkeit und prosoziales Verhalten zu stärken. Die Manfred-Roth-Stiftung fördert LESKO jetzt mit einer Spende in Höhe von 7.000 Euro an die Forschungsstiftung Medizin am Uniklinikum Erlangen. Dank des Matching-Funds-Programms des Uniklinikums Erlangen wird dieser Betrag auf insgesamt 9.165 Euro aufgestockt.

Therapiehund Luna hilft Kindern mit sozialen Schwierigkeiten

Die Idee zum Projekt stammt von der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Sarah Bertelshofer, die ein spezielles hundegestütztes gruppenpsychotherapeutisches Programm entwickelt hat. "Für Luna spielt es keine Rolle, ob jemand zuvor laut, wütend oder unruhig war. Sie nimmt die Kinder immer wieder wertfrei an. Diese Erfahrung kann das Selbstwertgefühl stärken und die Bereitschaft fördern, neue Wege im Umgang mit anderen zu erproben", erklärt die Projektleiterin.

Die Forschung zeigt, dass der Erfolg tiergestützter Interventionen besonders auf spezifische Wirkfaktoren zurückgeht – dazu zählen die motivationale Anziehungskraft des Tieres, die Erfahrung unbedingter Akzeptanz, aber auch die Möglichkeit, in der Interaktion mit dem Tier soziale Regeln praktisch einzuüben. "Die Kinder erleben im Umgang mit Luna, dass sie unmittelbar Feedback erhalten: Klare Kommandos führen zu Kooperation, Wertschätzung wird durch Nähe und Zuwendung belohnt. Diese Erfahrungen können ein wichtiger Brückenschlag für therapeutische Lernprozesse sein", sagt Sarah Bertelshofer.

"Ein gestörtes Sozialverhalten, etwa Aggressionen, sowie ADHS und ADS zählen zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter und können zu einer lebenslangen Beeinträchtigung führen – bis hin zu dissozialem und kriminellem Verhalten", erklärt Funktionsoberarzt Dr. Stefan Mestermann, der ebenfalls am Projekt beteiligt ist. "Umso wichtiger ist es, den Kindern und Jugendlichen früh Therapien anzubieten und diese hinsichtlich ihrer Nutzbarkeit und Wirksamkeit wissenschaftlich zu evaluieren. Eine hundegestützte Therapie hat das Potenzial, die Behandlung erheblich zu verbessern."

Erstes derartiges Projekt im deutschsprachigen Raum

Mit LESKO entsteht am Uniklinikum Erlangen das erste standardisierte Manual für hundegestützte Gruppenpsychotherapie im deutschsprachigen Raum. Fragen, die sich die Forschungsgruppe stellt, sind u. a.: Sind die Abläufe mit Hündin Luna im Klinikalltag umsetzbar? Wie wirkt das therapeutische Gruppenprogramm?  Und wie zufrieden sind die Kinder, Jugendlichen und Familien damit?

Daran anschließen soll sich eine randomisiert-kontrollierte Studie mit noch mehr Patientinnen und Patienten und einer Kontrollgruppe. Das Manual soll künftig auch anderen Behandlungsteams zur Verfügung stehen, um die hundegestützte Therapie systematisch und auf wissenschaftlicher Grundlage weiterentwickeln und nutzen zu können.

Mit ihrer Spende fördert die Manfred-Roth-Stiftung – vertreten durch Stiftungsvorstand Dr. Wilhelm Polster und Stiftungsrat Klaus Teichmann – u. a. spezifische Materialien für Therapeutin Sarah Bertelshofer, ihren Hund Luna sowie eine studentische Hilfskraft.