Uniklinik Erlangen rettet Leben von schwerkrankem Bub aus Afghanistan - "sehr komplex"
Autor: Isabel Schaffner
Erlangen, Samstag, 13. Januar 2024
Dass Mohib aus Afghanistan sein achtes Lebensjahr erreicht hat, nennt der Leiter der Kinderkardiologischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen "ein kleines Wunder". Nach mehreren Operationen kann der Junge "gerettet in das neue Jahr" gehen.
Der achtjährige Mohib aus Afghanistan hat einen angeborenen Herzfehler. "Es ist ein kleines Wunder, dass Mohib mit diesem Herzfehler so lange leben konnte. Normalerweise werden Kinder, bei denen diese Erkrankung unbehandelt bleibt, leider höchstens fünf Jahre alt." So wird Sven Dittrich, Leiter der Kinderkardiologischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen, in einer Pressemitteilung des Klinikums mit dem Titel "Gerettet in das neue Jahr" zitiert.
Zwei Wochen lang sei Mohib unter der Obhut seines Pflegevaters Ajmal Farman am Uniklinikum Erlangen gewesen. Ein Aufenthalt im Rahmen der Aktion "Kinderherz-OP", bei der die Spezialisten Oliver Dewald (Direktor der Herzchirurgischen Klinik des Uniklinikums Erlangen) und Dittrich Kindern, die aufgrund der äußeren Umstände schlechte Überlebenschancen haben, lebensrettende Therapien zugänglich machen.
Uniklinik Erlangen gelingt komplexe Behandlung - herzkranker Afghane hatte bereits "diverse Folgeerkrankungen"
In Deutschland wäre Mohib spätestens im sechsten Lebensmonat behandelt worden, betont das Klinikum. "Es war ein sehr komplexer Eingriff, weil Mohib bereits unter diversen Folgeerkrankungen und Infekten litt", so Dewald. Der Junge sei mit der Fallot'schen Tetralogie geboren, einem der häufigsten angeborenen Herzfehler. Dabei sei das Blutflusssystem zum und vom Herzen nicht korrekt ausgebildet. "Zusätzlich stellten wir mehrere Löcher in der Herzkammerscheidewand fest sowie eine weitere Fehlbildung an den Herzkranzgefäßen", erläutert Dewald die Herausforderungen des Eingriffs.
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"Uns ist es dennoch gelungen, die Durchblutung zur Lunge wieder zu normalisieren und ein großes Loch in der Herzkammerscheidewand zu schließen." Eine Woche später habe Dittrich mit seinem Team bei einem zweiten Eingriff im Herzkatheterlabor zwei weitere kleine Löcher in der Herzspitze, die bei der ersten großen OP nicht erreicht werden konnten, repariert.
Der Einriff müsse nun lebenslang halten. "Weil wir uns nicht auf eine medizinische Nachsorge in Mohibs Heimatland verlassen können, haben wir den Eingriff so nachhaltig konzipiert, dass die Behandlung damit erfolgreich abgeschlossen ist", so Dewald. Bald gehe es für den kleinen Patienten dann wieder zurück in die Heimat.
Spenden ermöglichen lebenswichtige Operationen für Kinder aus dem Ausland
Die finanziellen Mittel für die aufwendige Behandlung am Uniklinikum Erlangen stammten vollständig aus Spendengeldern der Aktion "Kinderherz-OP". "Leider ist es uns als Anstalt des öffentlichen Rechts nicht erlaubt, die Behandlung bedürftiger Kinder aus eigenen Mitteln zu finanzieren", erläutert Dittrich. "Deshalb wird das gespendete Geld ohne Abzüge ausschließlich für die medizinischen Leistungen verwendet."
Spenden für herzkranke Kinder aus dem Ausland
Für die 2007 gestartete gemeinsame Aktion hat das Uniklinikum Erlangen ein eigenes Spendenkonto eingerichtet: