Unbegründete Ängste bei Infoveranstaltung in Herzogenaurach
Autor: Michael Busch
Herzogenaurach, Mittwoch, 07. Oktober 2015
Skepsis und besorgte Fragen bestimmten das Bild eines Informationsabends des Landkreises zur aktuellen Situation der Flüchtlinge im Landkreis, speziell der Planungen in Herzogenaurach.
Blöder Spruch im Grunde. "Vor dem Wetter kannst Du ja nur flüchten!" Blitz und Platzregen machten für manchen Besucher des Vereinshauses am Dienstagabend bereits den Weg vom nahgelegenen Parkplatz zum Vereinshaus zum kleinen Abenteuer. Ein kleines Abenteuer, denn im Vereinshaus ging es um viel mehr. Abenteuerliche Routen, die Flüchtlinge hinter sich bringen mussten, um aus ihrer Heimat zu fliehen. Um dann in einem europäischen Staat unterzukommen, um sich eine Zukunft aufzubauen.
Fragen der Nachbarn
Landrat Alexander Tritthart (CSU) hatte die Bevölkerung des Landkreises Erlangen-Höchstadt eingeladen, um über die Flüchtlinge zu sprechen. Über vorhandene und geplante Unterkünfte, über Zahlen, über Vorurteile und Ängste.Knapp über 100 Bürger waren gekommen. Besorgte Bürger, echte besorgte Bürger, helfende Bürger. Sie alle hörten zunächst die grundsätzlichen Ausführungen von Tritthart, der auf dem Podium Platz genommen hatte neben Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker (SPD), den stellvertretendem Polizeichef Norbert Wetz und weiteren Vertretern der Verwaltung und Verantwortlichen, die mit der Flüchtlingsproblematik beschäftigt sind.
In der Summe seien es zurzeit etwa 1200 Flüchtlinge, die im Landkreis untergebracht seien - ohne die Herzogenauracher Einrichtung. "Wir suchen händeringend Wohnraum, um diese Menschen menschenwürdig unterzubringen", betont Tritthart.
Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker ergänzte, dass die Hilfsbereitschaft bisher "unglaublich hoch ist". Dennoch gebe es Fragen, die es zu beantworten gebe. Wie können Ehrenamtliche es schaffen, die Flüchtlinge zu betreuen? Es gebe Fragen zur Sicherheit. Wie reagieren Nachbarn an den Lagern? Gibt es zum Beispiel einen Sichtschutz, wenn gewünscht? Tritthart bat, dass die Betroffenen bitte fragen sollen.
Offene Arme gewünscht
Die Zuschauer nutzten nach den Ausführungen der diversen Fachleute zur Versorgung der Flüchtlinge, zu den polizeilichen Anmerkungen, zu den medizinischen Ausführungen auch die Gelegenheit, genau diese Fragen zu stellen. Ein Herzogenauracher Geschäftsmann wollte gleich zu Anfang wissen, ob die Polizei neue Kräfte erhalte, aber auch welche Befugnisse der Sicherheitsdienst habe. Es ging darum, wie die Familien nachts geschützt seien und wer zu Hilfe kommt, wenn was passieren sollte. Auch der Lärmschutz, vor allem in den Ruhezeiten beschäftigte einen Teil der Besucher. Die Antworten relativierten die Ängste. So erklärte Hacker, dass die Erhöhung bei der Polizei zwei Prozent betragen müsse. Das ist nämlich die Zahl, um die die Bevölkerung von Herzogenaurach steigt. "Zwei Prozent heißt, dass ein halber Polizist mehr, hier Dienst schieben müsste", führt Hacker aus.
Zu dem Sicherheitsdienst gab es zu sagen, dass er bisher die Polizei noch nicht ein einziges Mal im Landkreis gebraucht habe. Tritthart ergänzte: "Es kommen keine Verbrecher zu uns." Er rief auf, die Flüchtlinge mit offenen Armen zu empfangen und sie willkommen zu heißen. "Bei allen berechtigten Ängste findet sich immer eine Erklärung und eine Lösung." Das Landratsamt stehe dafür immer zur Verfügung.
Kommentar von Redakteur Michael Busch:
Lob an die Vertreter auf dem Podium. Sie ließen sich nicht provozieren von Bürgern, die unter dem Mäntelchen des Spießbürgertums Fragen stellten, die nur dazu dienten, Ängste zu schüren, statt sie zu beseitigen. Darf ich nachts noch auf die Straße bei 500 Asylanten? Kann ich noch in Ruhe auf der Terrasse sitzen...?Ich persönlich hätte mehr Angst durch Herzogenaurach zu gehen, wenn Kirchweihzeiten sind. Da sind 5000 Menschen auf engstem Raum zusammen, da ist der Alkoholpegel hoch, die Hemmschwelle oft niedrig. Die Asylanten, die hier nach einer Flucht ankommen, haben sicher alles andere im Sinn, denn "kleine Kinder" zu fressen.
Entschuldigung liebe besorgten Bürger, auch der Hinweis, dass die Presse ja nicht alles erzähle und regierungstreu viel verschweige, ist ein blödes Argument. Denn gerade die Presse vor Ort bekommt Probleme sehr schnell mit und schreibt auch darüber - ohne Hemmungen. Aber diese Probleme werden nicht herbeigeschrieben, weil es sie hier eben nicht gibt.