Umzug der Brucker Gaßhenker steht vor der Tür
Autor: Kai Link
Bruck, Montag, 04. Februar 2013
Der Karnevalsverein Brucker Gaßhenker steckt in den letzten Vorbereitungen für den großen Faschingsumzug am Sonntag.
Der Franke an sich gilt ja als wenig humorvoll. Ein Klischee, das aber schnell widerlegt werden kann. Das beweisen die Brucker Gaßhenker seit 43 Jahren - unter anderem mit ihrem großen Festumzug. Vor dem Umzug steht jedoch die Vorbereitung. "Ich organisiere den Festumzug jetzt seit elf Jahren", sagt Yvonne Ladwig. Das fängt an mit dem Kontaktieren von über 300 Karnevalsgruppen und endet mit der Klärung von Sicherheitsfragen mit der Polizei. "Das ist mittlerweile mein Baby und geht soweit, dass ich in der Nacht vor dem Umzug nicht schlafe, sondern noch CDs für den Königswagen zusammenstelle."
Kein Umzug ohne Wagen. Das Prunkstück des Umzuges am Sonntag, 10. Februar, ist natürlich der große Wagen der Brucker Gaßhenker, auf dem die Empore für das Prinzenpaar installiert ist. Die Wagen werden alle zwei Jahre neu gestaltet. Rainer Dallmann und sein Team haben für den aktuellen Wagen wieder Unmengen an Holz verbaut. "Die ganzen Gestelle sind aus Holz, die Verschalungen sind aus Pappe", erklärt Ladwig. Zusätzlich zu Holz und Pappe wurden noch etliche Meter Lichtschläuche und Wasserleitungen verlegt. "Die Gaß speit blaues Wasser", freut sich Bauteamleiter Rainer Dallmann in der Bauhalle.
Acht Mann und zum ersten Mal seit diesem Jahr eine Frau haben jeden Dienstag- und Donnerstagabend geopfert, um einen repräsentativen Wagen zu bauen. "Wir haben hier auch noch fast jeden Samstag gewerkelt. Das ist fast schon ein zweiter Beruf, aber es macht ja auch Spaß", so Dallmann. Ein Jahr dauert es in der Regel, bis die Wagen fertig sind.
Rund 1000 Tüten fliegen von den Wagen
Nicht nur der Wagenbau geht an die Substanz, auch die Organisation des Umzuges verlangt den Mitgliedern einiges ab. "Wir organisieren alles selbst. Das ist alles ziemlich anstrengend, aber guter Stress", sagt Yvonne Ladwig lachend. Die 35-Jährige besorgt beispielsweise die Auswurfware. "Dieses Jahr gibt es wieder Chips und Süßigkeiten". Insgesamt werfen die Karnevalisten knapp 1000 Tüten in die Menge.
Die Vorbereitung der Fresspakete ist noch der angenehmere Teil. Zuerst müssen die Gaßhenker abklären, welche Vereine und Gruppen an dem Zug teilnehmen wollen. Das heißt, in der Planungszeit ziehen 300 Briefe durch die Metropolregion. Die Stadt muss den Zug natürlich noch genehmigen. THW, die freiwilligen Feuerwehren und das Rote Kreuz unterstützen die Faschingsgesellschaft bei der Durchführung. "Die Sicherheit ist mein wichtigster Punkt. Ich hoffe, dass mir nie ein Kind unter einen Wagen läuft, das ist zum Glück auch noch nie passiert". Die Kinder sollten lieber ein Bonbon liegen lassen.
Zwei Ordner pro Wagen
Pro Wagen sind mindestens zwei Ordner mit Warnwesten im Einsatz, für die großen Wagen sogar bis zu acht. In Absprache mit der Polizei müssen dann noch Straßensperren geplant und Schilder aufgestellt werden. Die Oberleitungen der Bahn in der Äußeren Tennenloher Straße müssen spannungsfrei geschaltet werden. Yvonne Ladwig und ihre Helfer müssen noch die Startnummern und die Spielverträge verteilen. "Ich habe das Glück, Urlaub nehmen zu können. Mein Chef kommt aus dem Rheinland und hat vollstes Verständnis für meine Karneval-Aktivitäten", freut sich Yvonne Ladwig. "Die schönsten Wagen werden auch wieder prämiert", erklärt sie.
Auf dem traditionellen Inserententreffen vor einigen Tagen warfen alle Narren zusammen mit Vertretern aus der Politik einen ersten Blick auf die Wagen und informierten sich über den diesjährigen Umzug.
Bürgermeisterin Elisabeth Preuß (FDP) und Wolfgang Vogel von der SPD ließen es sich nicht nehmen, einen ersten Blick auf den Wagen zu werfen, und signierten eifrig das Ehrenwappen. "Ich freue mich schon wieder darauf, für den nächsten Umzug zu sammeln, aber nur wenn ich wieder ein Musketier-Kostüm bekomme", sagte die Bürgermeisterin. Dies nahm die Organisatorin des Umzuges gleich als Anlass, ihr die Sammelbüchse mit der Nummer eins zu überreichen. "Wir finanzieren ja alles selbst. Vom Umzug bis zur Endreinigung, da sind Spenden immer gerne gesehen. Wer einen Euro oder mehr gibt, bekommt dieses Jahr erstmals unseren Anstecker, als Souvenir", sagt Ladwig.
Die beiden Prinzenpaare konnten bei dieser Gelegenheit schon einmal das Winken üben und die Empore testen. "Schöne Menschenkinder habt ihr euch dieses Jahr ausgesucht", sagte Ehrenpräsident Helmut Frenzel. "Wir sind erst seit letztem Jahr dabei. Wir sind über die Brucker Kerwasburschen zu den Gaßhenkern gekommen", erklärt Sebastian I., Sebastian Pfister mit bürgerlichem Namen und Bankkaufmann von Beruf. "Die Wochenenden sind voll, aber zu Glück haben wir einen Chauffeur, der uns zu unseren Terminen fährt", sagt Lisa I., eigentlich Lisa Nägel und Industriekauffrau.
Wie sich für einen Karnevalsverein gehört, gab es nicht nur Informationen, sondern auch ein kleines Showprogramm und eine Ordensverleihung. Pascal Armbruster und Fabien Lehner zeigten ihr Können. Den Gesellschaftsorden erhielten die beiden ehemaligen Stadträte der CSU, Johann Brandt und Robert Hüttner.
Der Name Gaßhenker geht übrigens auf eine alte Legende zurück. Während einer Belagerung zogen die Brucker eine Geiß den Kirchturm hinauf, damit sie das Gras von der Kirchenmauer fressen konnte. Allerdings zog sich der Strick um den Hals der Ziege zusammen und das Tier ist erstickt.