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Ulbrich Spieledesign stellt Schachbretter für die UEFA her


Autor: Pauline Lindner

Weisendorf, Donnerstag, 11. April 2013

Die Firma Ulbrich Spieledesign aus Weisendorf ist deutschlandweit der einzige Hersteller von Spielbrettern aus Holzfurnier. Ein Abnehmer ist der europäische Fußballverband UEFA.


Am Freitag werden die Paarungen für das Champions-League-Halbfinale ausgelost. Viele bedeutende Persönlichkeiten werden sich diese Spiele in den Stadien anschauen. Die UEFA wird es sich nicht nehmen lassen, ihnen ein Gastgeschenk zu überreichen. Ein Gastgeschenk, das die Firma Ulbrich Spieldesign hergestellt hat. Diesmal ist es ein Reiseschach in den Farben Blau und Weiß.

Gottfried Ulbrich stellt in der dritten Generation Schach- und andere Spielbretter aus Holzfurnier her. Als einziger Hersteller in ganz Deutschland. Die Firma ist eine typische Gründung der Nachkriegsjahre. Gottfrieds Großvater Rudolf Ulbrich musste aus Reichenberg in Tschechien fliehen.Der Inhaber eines Kaufhauses kam nach Neustadt an der Aisch und suchte eine neue Existenz in der Holzverarbeitung. Die Firma, die sich auf Spielbretter spezialisierte, zog bald nach Vestenbergsgreuth und wurde später vom Sohn Rolf weitergeführt.




In den 90er Jahren stellte Rolf eine Schreinergesellin ein: Corinna. 1995 wollte Rolf an seinen Sohn Gottfried, der in einer anderen Firma tätig war, übergeben. Dem Sohn gefiel nicht nur die neue Aufgabe, sondern auch die Schreinerin, die, so Corinna selber, "keinen handgestrickten Pullover und keine Jesuslatschen trug". Eine "Zusammenarbeit" auch auf privater Ebene nahm ihren Anfang.

Heute liegt die Spielbrettfertigung weitgehend in der Verantwortung von Corinna. Auch die für die UEFA. Für das Finale der Europa-Liga in Istanbul entwarf und baute sie ein Reisebackgammon, das türkische Nationalspiel. Oder für das Endspiel 2012 einen Koffer mit vier Spielbrettern: Schach, Backgammon, Mühle und Mensch-ärgere-dich nicht.

Nun sind die "Blauweißen" im Entstehen. In viel mehr Einzelschritten, als der gewöhnliche Schachspieler denkt. Der erste Schritt, so erklärt Corinna, ist der Furnierzuschnitt. Sie wählt "Furnierbücher" aus den Hölzern, die sie für die 32 hellen und 32 dunkeln Felder ausgewählt hat. "Ein Furnierbuch hat 32 Blatt übereinander. Deshalb auch der Name", sagt sie und greift nach dem "Buch". Sie legt es in die Furnierschneidmaschine, um Streifen in der Breite der künftigen Schachfelder zu schneiden. Die Maschine ist eine spezielle Herstellung einer Fachfirma für Druckereien, die auf einer Weiterentwicklung von Buchpapierschneidemaschine durch Rolf Ulbrich ist. Achtmal blau und achtmal weiß schneidet Corinna. Jedesmal rauscht das Schneidmesser herunter. "Das gibt einen viel saubereren Schnitt als mit herkömmlichen Furniersägen", erklärt sie, ehe sie je einen blauen neben einen weißen Streifen anordnet.

Das "gestreifte Quadrat" wird wieder in die Schneidemaschine geschoben. Nun werden die Streifen in Feldbreite abgelängt. Hochexakt. "Unser kleinstes hatte eine Kantenlänge von 12 Millimetern und das größte fast acht Zentimeter", erklärt dazu Gottfried.

Der nächste Arbeitsgang wird normalerweise von einer sehr geschickten Frau aus Weisendorf erledigt. In Heimarbeit. Dieser Arbeitsgang erfordert höchste Konzentration und eine gehörige Portion Fingergeschick. Acht Felder im Farbwechsel legt Corinna nebeneinander und heftet sie mit einem speziellen Furnierklebeband zusammen. Und so geht es Streifen für Streifen weiter. Das typische Schachbrettmuster ist nach acht Streifen gut zu erkennen.

"Das Geheimnis der gleichmäßigen Holzmaserung des fertigen Brettes ist das Furnierbuch", verrät Corinna. Denn die einzelnen Blätter liegen in der ursprünglichen Schnittlage vom Baumstamm. Und im Millimeterabstand ändert sich die Musterung nur minimal. Bei nur schwach gemasertem Holz wie Ahorn oder Buche ist das erste Zuschneiden unproblematisch. Anders bei Wurzelhölzern. Ihre kräftige Struktur ist gerade für die dunklen Felder recht beliebt. Hier sind die Furnierbücher nur bedingt glattrandig. Mit Einbuchtungen und natürlichen Aussparungen ist zu rechnen. Da ist Corinnas Kreativität und ihre Fachkenntnis als Holztechnikerin gefragt.

Auch für die Spielbretter, die der bildende Künstler Paul Wunderlich für seine von Schachfiguren abgeleiteten Kunstwerke bei Ulbrich bestellt. Bei ihnen wird das Schachbrett an den Seitenkanten weitergeführt.
Seinen ungewöhnlichsten Auftrag hat Ulbrich Spieledesign von der Porzellanmanufaktur Meißen erhalten. Ein Nachbau der berühmten Augsburger Schachkassette im Bayerischen Nationalmuseum. "Um die Kostbarkeit aus der Vitrine zu nehmen, wurde der Museumssaal für einen ganzen Tag gesperrt", erinnert sich Gottfried. "Das dunkle Feld wurde beim Faksimile in Platin eingelegt. Das Schildpatt des Originals darf ja nicht mehr verwendet werden." 50 000 Euro kostet der Nachbau weiß Ulbrich. Das wäre wohl ein zu kostbares Geschenk für die Fußball-VIPs, fügt er lachend an.