Druckartikel: Uferschwalbe gegen Rutschgefahr an der Sandgrube

Uferschwalbe gegen Rutschgefahr an der Sandgrube


Autor: Pauline Lindner

Etzelskirchen, Mittwoch, 14. August 2013

Der Bund Naturschutz befürchtet, dass mit dem Auffüllen der Etzelskirchner Sandgrube eine der letzten Brutstätten der Uferschwalbe im Aischgrund verloren geht. Die Stadt will die Grube verfüllen, weil sie Gefahren wegen rutschenden Bodens befürchtet.
Die Steilwand der Etzelskirchner Sandgrube beherbergt eine Uferschwalbenkolonie.  Foto: Pauline Lindner


Eine Eisentor sperrt die städtische Sandgrube hinter den Tennisplätzen ab. Steinhaufen und Erdberge verraten, dass sie lange als Lagerplatz für Aushub benutzt wurde. Wie tief in den Sandhügel einst gegraben wurde, erkennt man von Nachbargrundstück aus. Steil bricht die Kante mehr als zehn Meter nach unten. Loser Sand am unteren Rand und deutliche Abbruchkrater zeigen, dass die Wand unruhig ist und ständig Rutschgefahr besteht.

Die aufgelassene Grube ist ein idealer Lebensraum für die Uferschwalbe, die ihre armlangen Bruthöhlen in weiche Steilhänge an Ufern und Küsten gräbt. "Plätze dieser Qualität gibt es im Aischgrund kaum mehr", sagt Christoph Reuß, der BN-Beauftragte für Höchstadt. In Sandgruben bei Röttenbach und bei Lonnerstadt leben keine Kolonien mehr

60 brütende Paare haben Mitglieder des Bunds Naturschutz (BN) gezählt.

90 Bruthöhlen haben am oberen Rand sie entdeckt. "In Etzelskirchen ist einer der wenigen Brutplätze in Mittelfranken", so Reuß. Und: "Die Sandgruben bei Haid sind kein Ausweichquartier wegen der vielen Besucher, die dort Sport treiben oder grillen." Reuß sorgt sich wegen der Absicht der Stadt, der Geländeeigentümerin, die die Grube wegen der Rutschgefahr verfüllen will.

"Das stimmt. Das Landratsamt hat den Plan genehmigt", bestätigt Hermann Zehn, der Sachbearbeiter im städtischen Bauamt. Die Verfüllung soll im Herbst erfolgen. Nach der Brutzeit, wie Bürgermeister Gerald Brehm (JL) zugesichert hat. Er geht davon aus, dass die Tiere wegen ihrer Lebensweise in einem sich ohnehin schnell verändernden natürlichen Umfeld im nächsten Jahr neue Brutplätze finden. Eben diese Chance sehen die BN-Mitglieder Helmut König und Reuß für sehr gering an.

Ihrer Meinung nach wurde bei der Abwägung zwischen Gefahrenbeseitigung und Artenschutz der fehlend Nachweis eines Alternativstandorts nicht genügend berücksichtigt. Enttäuscht zeigt sich Reuß von der Oberen Naturschutzbehörde bei der Regierung von Mittelfranken. Sein nachfragendes Schreiben wurde nicht beantwortet.
Nicht diskutiert wurde bislang die Frage, ob nicht eine Teilverfüllung aus Sicherheitsgründen genügt. Und so das obere Wandstück mit den vielen Bruthöhlen erhalten bliebe.

Die Uferschwalbe
Name Die Uferschwalbe, biologische Bezeichnung Riparia riparia, ist die kleinste Schwalbenart Europas.

Zugvogel Sie gehört zu den Weitstreckenziehern. Ihre Überwinterungsgebiete liegen in Zentral- und Nordwestafrika.

Brutverhalten Die Uferschwalbe brütet in Kolonien. Die Vögel graben armlange Gänge in steile Lehm- oder Sandwände. Das Ende wird verbreitert und als Nistmulde ausgepolstert.

Bestandsschwankung Sie ist in Mitteleuropa nur ein unregelmäßiger Brüter, aber oft mit zwei Bruten pro Saison, wegen ihrer Ansprüche an ihren Lebensraum und den Bedingungen in den Winterquartieren. Das führt oft zu kurzfristigen und zahlenmäßig erheblichen Bestandsschwankungen.

Streng geschützt In Bayern steht sie deshalb auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Unter anderem ist es verboten, während der Brutzeit ihre Lebensstätten aufzusuchen.