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Uehlfeld: Schlachtschüssel mit Minister Schmidt


Autor: Johanna Blum

Uehlfeld, Samstag, 04. Februar 2017

In Uehlfeld hat am Samstag die Feuerwehrverein zu Schlachtschüssel i eingeladen. Zum ersten Mal war auch Bundesminister Christian Schmidt (CSU) dabei.
In Uehlfeld gab es Schlachtschüssel. Foto: Johanna Blum


Der alte Brauch der Schlachtschüssel wird heute noch auf dem Land von Vereinen und vielen Feuerwehren aufrecht erhalten. Diese besteht aus Kesselfleisch sowie aus Blut- und Leberwürsten und nicht zu vergessen die leckere, etwas fette "Metzelsuppe".

Nicht nur zum Essen trifft man sich in Uehlfeld, nein auch zum gemeinsamen Arbeiten. Der Schlachtschüsseltag ist für die Feuerwehr hier fast heilig. "Wir treffen uns schon zum 26. Mal und wir halten dieses alte fränkische Brauchtum hoch in Ehren", so Bürgermeister Werner Stöcker (CSU), der gleichzeitig noch erster Vorsitzender des Vereins ist. Jeder der unzähligen Gäste hatte sein eigenes Messer dabei und am großen Tisch in der Halle, wo sonst rote Autos und wichtige Geräte stehen, wurde eifrig gesäbelt, geschnitten und gegessen. Unterdessen rührte Metzger Wolfgang Beetz die Zutaten für die Blutwürste zusammen. "Dies dient auch der Pflege der Kameradschaft zwischen aktiven und den etwas in die Jahre gekommenen passiven - gesamt 100 Mitgliedern.", so Stöcker zufrieden.

Auch der Landrat (Landkreis Neustadt/Aisch) Helmut Weiß (CSU) und Hans Herold (MdL/CSU) schnippelten eifrig mit und hielten sich natürlich beim Genießen ebenfalls nicht zurück. Besonders freute sich der Verein, dass der Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, der schon lange auf der Gästewunschliste stand, endlich einmal Zeit gefunden hatte, vorbei zu schauen. "Wenn kein Gemeinschaftserlebnis da ist, kann die schönste und beste Feuerwehrgruppe nicht existieren.", so Schmidt in seiner Begrüßung. "Wer alles, was sich um Tiererzeuger und Schlachterei dreht, schlecht redet, muss sich im Klaren sein, dass es einfach besser gemacht werden muss. Wenn vielleicht das Schwein dann wo anders herkommt, wo nicht so genau drauf geschaut wird, ist das erst recht nicht gut.", mahnt er. "Ich genieße Schlachtschüssel so ab und zu, natürlich nicht täglich.", schmunzelt der Minister im Gespräch mit dem FT. "Bei uns zu Hause hielten wir zu meiner Kindheit zwei Schweine und natürlich haben wir zwei Mal im Jahr - im Frühjahr und im Herbst - selber geschlachtet", fährt er fort. "Das Speckschneiden gefiel mir nicht sonderlich, da holte ich doch lieber die Würst" aus dem Kessel heraus." Für ihn bedeutet Schlachtschüssel ein Stück Heimatgefühl und hier in Uehlfeld erinnert ihn alles auch ein bisschen an die berühmte "Schweinfurter Schlachtschüssel" - ein Fest in einer großen, geselligen Tafelrunde. Wie in Schweinfurt wird auch in Uehlfeld nicht vom Teller gegessen.

"Die Bedingungen damals in meiner Kindheit kann man natürlich mit denen von heute nicht mehr vergleichen. Die wären einfach nicht mehr akzeptabel.", erklärt der Minister fachkundig. In diesem Jahr hatten die zwei Metzger zum ersten Mal geschlachtete Schweine aus dem Schlachthaus mitgebracht, denn nur noch Hausschlachtungen, wo nichts verkauft wird und alles in der Familie bleibt. sind laut EU-Richtlinien erlaubt. "Wäre es hier anders gelaufen, da hätte der Landrat sonst schon was dagegen.", klärt Schmidt auf. Wer Schlachtschüsselfleisch heute öffentlich verkauft, unterliegt der Lebensmittelkontrolle. Der allgemeine Lebensmittelstandard müsse natürlich immer eingehalten werden, auch wenn nichts davon verkauft werde.

"Natürlich ist es nicht gut und gesund, täglich Bratwürste oder Schweinebraten zu essen. Aber es gehört einfach kulturell bei uns in Franken dazu.", so Schmidt. Jeder lebe jedoch nach seinem Geschmack und solle sich nichts vorschreiben lassen wie eben hier bei den Uehlfeldern auch, wo die gute alte Schlachtschüssel weiter lebt.
Der Minister hat gerade die "Grüne Woche" hinter sich gebracht - eine zehntätige 24-Stunden Veranstaltung, besucht bald in Berlin die "Fruit Logistica" und in zwei Wochen kommt er zur "Bio-Fach" nach Nürnberg, verrät er noch, ehe er sich zu einer Schaltkonferenz über Bio-Sprit mit zwei EU-Kommissaren aufmacht.

Bereits früh um fünf Uhr hatte Matthias Heidel, der Herr über die Kessel - er hat den zweit wichtigsten Job das Tages - die zwei Kessel angeschürt. Zwei Metzger und drei Helfer bereiteten alles vor und schauten immer nach dem Rechten. Sechs Schweinsköpfe, acht Backen, sechs Bäuche, vier Herzen, vier Zungen und mehr wurden verarbeitet. Leberwürscht, Blutwürscht und G"häck gingen laufend weg und natürlich das geschnittene Bauchfleisch - alles mit gutem Landbrot als Beilage. Hatte jemand Lust auf Kaffee und leckere Küchle, gespendet vom ehemaligen Bäcker Fritz Kraft, auch für den war gesorgt.