Druckartikel: Überraschung beim Wachenrother Umzug

Überraschung beim Wachenrother Umzug


Autor: Sonja Werner

Wachenroth, Montag, 19. Oktober 2015

Die Männer des Schwallclubs Wachenroth fackelten nicht lange, nachdem ihnen am Samstag beim Baumeinholen ein Missgeschick passiert war, und nahmen sich am Sonntag öffentlich selbst auf die Schippe.
Der Schwallclub führte seinen ramponierten Hänger-Aufbau beim Umzug vor. Foto: Sonja Werner


Vier Umzugswagen sollten es heuer sein beim Kirchweihumzug am Sonntag in Wachenroth, und die absperrende Feuerwehr wollte den gesperrten Durchgangsverkehr schon wieder freigeben, als die angekündigten Wagen vorbeigezogen waren - da kam doch noch ein fünfter und sogar ein sechster schloss sich an.
Nummer fünf war wohl irgendwie bei der Anmeldung untergegangen - von Nummer sechs jedoch hatten die Ortsburschen und -madli selbst nichts gewusst. Er entstand in einer Nacht- und Nebelaktion des Schwallclubs, dem Verein in Wachenroth, der Ende der 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Kerwa wieder ins Leben gerufen hat. Nummer sechs war der Anhänger, auf dem die Jungs vom Schwallclub traditionsgemäß das Baumeinholen am Samstag begleitet hatten und der bei dieser Gelegenheit durch ein Missgeschick ein wenig von seiner ursprünglichen Schönheit und Aussagekraft verloren hatte.
Der Schwallclub mischt jedes Jahr noch irgendwie mit

- gemeinsam macht schließlich alles noch mehr Spaß. Heuer jedoch hatten sie Gelegenheit, sich spontan selbst auf die Schippe zu nehmen. Mithelfen beim Baumschlagen, das ist nicht vorgesehen - man dient höchstens mit guten Ratschlägen. Doch bei der Rückfahrt dann - auf eigenem Weg, denn heim bringen die Burschen und Madli die erwählte Fichte ja wohl allein - stellte sich der fröhlichen Gruppe plötzlich ein Baum von der Seite her in den Weg. Ein herabhängender Ast griff den Aufbau des Anhängers an, und der konnte nicht standhalten. Passiert ist weiter nichts, weder dem Baum noch den Menschen. Der Aufbau war jedoch in die Knie gegangen. "Nächstes Jahr ist zu lang hin", witzelte der Michl vom Schwallclub. "Da schließen wir doch heuer lieber gleich das Original an den Umzug an."
Das passte denn auch gut dazu - auch wenn der Zug ohne diese Ergänzung bestimmt ebenso viel Erfolg bei den zahlreichen Zuschauern am Straßenrand gehabt hätte. Ein Stromausfall mit ungeahnten Folgen bei einem örtlichen Bekleidungsgeschäft, eine seltsame Trainersuche, die anstehende Dorferneuerung oder auch die Erlebnisse eines Mitbürgers, der wohl etwas zu viel vom köstlichen Gerstensaft erwischt hatte - die Wagen riefen so manches in Erinnerung, was wohl der eine oder andere lieber vergessen hätte.


Blick über den Tellerrand

Und dann der Blick über den eigenen Ortstrand hinaus - in Wachenroth beim Umzug schon fast Tradition. Der Abgas-Skandal von VW bekam sein Fett ebenso weg wie die Geschehnisse des Ortes. Begleitet wurde der Umzug von den Wachenrother Musikanten. Die Jungs und Madli selbst hatten wie immer keine Zeit zum Mitlaufen - sie spielten auf den Wagen die beschriebenen Szenen nach und trugen so zur Lebendigkeit der Darstellung bei.
Ach ja, die Kerwasfichtn: 43 Meter soll sie angeblich lang sein - nach ersten Aussagen. Doch dann fiel den Burschen ein, dass es ja in Wachenroth eine alte Regel gibt: Der Kerwasbaam darf nicht höher sein als der Kirchturm. Der misst in Wachenroth 42 Meter.
Da entschloss man sich doch lieber zur Korrektur der Angabe. 23 Meter sind es, und die schmücken den Kerwasplatz genau richtig.