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Traditionsgasthaus soll Wohnblöcken weichen


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 22. März 2018

Sind die Tage des Weberskellers in Höchstadt gezählt? Der Gastwirt plant vier Mehrfamilienhäuser auf seinem Areal.
Noch prägt der Weberskeller den Höchstadter Kellerberg. Jetzt ist der Abriss im Gespräch. Das Gasthaus soll modernen Wohnhäusern Platz machen.  Foto: Andreas Dorsch


Sind die Tage des alten Höchstadter Gasthauses Weberskeller gezählt? In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses des Höchstadter Stadtrats standen Pläne auf der Tagesordnung, nach denen das Gasthaus samt angebautem Saal abgerissen werden soll. An Stelle der alten Gastwirtschaft ist ein Mehrfamilienhaus geplant. Dazu kämen noch drei weitere Wohnblöcke auf dem Weberskeller-Areal - einer oberhalb und zwei unterhalb im Bereich des Parkplatzes.

Auf große Begeisterung im Ausschuss stieß dieses Vorhaben nicht gerade. Verschiedene Räte sorgten sich um den Zustand der historischen Felsenkeller im Untergrund. Irene Häusler (JL) lehnte das Vorhaben aus Sorge um die Keller grundsätzlich ab. Die übrigen Ausschussmitglieder stimmten dem Vorschlag für einen Kompromiss zu.

Laut Bürgermeister Gerald Brehm (JL) handle es sich im oberen Bereich des Grundstücks ohnehin um Baugebiet. Ob aber unterhalb der Gaststätte auch noch zwei Wohnblocks möglich sind, soll erst noch statisch geprüft und mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt werden.


Höchstes Kulturgut

Für Bürgermeister Brehm ist der insgesamt unter Schutz stehende Kellerberg "höchstes Kulturgut". Wenn in dem Bereich neu gebaut werde, müsse es in einem städtebaulich verträglichen Rahmen sein. Brehm habe dem Antragsteller Manfred Linsner und dessen Planern schon im Vorfeld klar gemacht, dass der Antrag abgelehnt werden müsse, sollte er so wie eingereicht behandelt werden.


Charakter muss bleiben

Man müsse aber grundsätzlich anerkennen, dass es sich um ein Wohngebiet handelt, sagt der Bürgermeister. Mit den beiden Wohnblöcken im oberen Bereich könnte er sich anfreunden, der dritte sei problematisch und das untere Haus gehe gar nicht. "Beim Blick von oben muss der Kellerberg-Charakter erhalten bleiben", fordert Brehm.

Auch statisch müsste alles so abgesichert werden, dass keiner der Felsenkeller Schaden nimmt. Schwere Baumaschinen sollten in der Bauphase auch nicht über die Keller fahren, meint der Bürgermeister.

Antragsteller Manfred Linsner war am Donnerstag nicht zu erreichen. Er hatte in der Vergangenheit in Gesprächen mit dem FT aber schon mehrmals anklingen lassen, dass er irgendwann aus der fränkischen Gastronomie aussteigen wolle. Zudem werde es für Gasthäuser dieser Art immer schwieriger, gesetzliche Vorgaben und Auflagen einzuhalten - auch unter diesen Voraussetzungen geeignetes Personal zu finden.

Bereits 2006 gab der Weberskeller seinen Saalbetrieb teilweise auf. Damals verlor Höchstadt den einzig bewirteten Saal, in dem bis zu 200 Personen untergebracht werden konnten.Wirtschaftliche Gründe hatten zu dieser Entscheidung geführt. Hohe Unterhaltskosten und die fehlende Bereitschaft von Veranstaltern, Saalmiete zu zahlen, seien die Hauptgründe gewesen.


Hotel-Pläne verworfen

Die 2014 geschmiedeten Pläne, ein Hotel mit 21 Zimmern am Kellerberg zu bauen, wurde bisher nicht realisiert. Für Bürgermeister Brehm wäre ein solches Hotel mit Gastronomiebetrieb und Biergarten auch heute noch wünschenswert. Am liebsten wäre es Brehm, wenn jemand das historische Anwesen sanieren und weiter betreiben würde. In Zeiten knappen Wohnraums sei aber auch der Kompromiss mit Wohnungen eine Lösung.

Noch ist Manfred Linsner Gastwirt mit Leib und Seele. Sollte der Weberskeller seinen Gastronomiebetrieb aber einstellen, müsste man sich überlegen, ob nicht die städtische Petersbecks-Kelleranlage mehr touristisch und gewerblich genutzt werden könnte, meint Bürgermeister Brehm.