Druckartikel: Tourismus spielt in Herzogenaurach durchaus eine Rolle

Tourismus spielt in Herzogenaurach durchaus eine Rolle


Autor: Bernhard Panzer

Herzogenaurach, Donnerstag, 19. April 2018

Judith Jochmann, die Stadtmarketing-Beauftragte im Rathaus, schilderte aktuelle Maßnahmen. Die Übernachtungszahlen steigen in der Stadt.
Entwürfe für die neuen Schilder des Fußgängerleitsystems wurden im September im Planungsausschuss präsentiert. Sie sollen jetzt bald montiert werden.  Foto: Bernhard Panzer


Judith Jochmann, die Marketingbeauftragte der Stadt, ist sich sicher: "Herzogenaurach hat sehr wohl ein touristisches Potenzial." Das Rathaus kann seinen Teil dazu beitragen, indem die Attraktivität der Stadt weiter gesteigert wird. Ins Aufgabenfeld des Amts für Stadtmarketing fallen mehrere Maßnahmen, über die Jochmann vor dem Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstagabend berichtete.
Dazu zählt ein Leitsystem für Fußgänger, das noch vor den Sommerferien in die Tat umgesetzt werden soll. Dieses betrifft einen künftig einheitlichen Auftritt, was die Hinweisschilder für Gäste der Stadt angeht. 19 Stelen und 33 Einzelwegweiser werden aufgestellt, die die Besucher in einer konsequenten Wegeführung durch die Stadt geleiten sollen. Nicht nur auf öffentlichen Flächen und in der Innenstadt, sondern auch auf Privatgrund und auch außerhalb an den Outlets zum Beispiel sollen die Stelen stehen.


Gästeführer und Übernachtungen

Ihr erstes Jahr beendet haben inzwischen die Gästeführer, die sich in einer Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen haben. 42 Stadtführungen, die durch die Tourist-Info angefragt worden sind, wurden angeboten, darunter zwölf in englischer Sprache. Dieser hohe Anteil ist für Bürgermeister German Hacker (SPD) durchaus bemerkenswert, zeigt doch auch das die Internationalität der Stadt. Noch eine weitere Zahl dokumentiert das: Der klassische Stadtrundgang wurde 24 Mal gebucht, aber 28 Mal hatten Firmen beziehungswiese Vereine oder Institutionen angefragt.
Ob sich auch die steigenden Zahlen bei den Übernachtungen dem Tourismus zuschlagen lassen, ist eher offen. Denn eine klare Trennung zwischen Freizeit und Business, also Buchungen im Urlaub oder von Geschäftskunden, lasse sich in Zahlen nicht ziehen, sagte Jochmann. Sie beantwortete damit eine Frage von Kurt Zollhöfer (CSU). Fest stehe allerdings, dass immer wieder Gäste händerringend vor der Tür stehen, sagte Jochmann.
Seit 2015 habe sich bei den Gästeübernachtungen ein Plus von 22 Prozent ergeben, 2017 lag man knapp an der Hunderttausender-Grenze (99 670 Übernachtungen). Die Fachklinik eingerechnet, ergaben sich ein Plus von sieben Prozent und eine absolute Zahl von 259 670 Übernachtungen.
Jochmann legte ein Balkendiagramm vor, das die Übernachtungszahlen bis ins Jahr 2001 aufzeigt. Da ist optisch gut ersichtlich, dass es zwei Top-Jahre gegeben hat: Einmal 2006 und dann zuletzt 2017. Jochmann erklärte: 2006 waren im Zuge der Fußball-WM besonders viele Gäste in der Stadt; in Herzogenaurach hatte ja die argentinische Mannschaft ihr Quartier aufgeschlagen. Und 2017 war deshalb top, weil die Zahl an Zimmern erneut erheblich gestiegen sei.


Markenleitbild und Newsletter

Judith Jochmann betonte auch, dass die Stadt sich mit diesen stetig steigenden Zahlen nicht brüsten wolle. Denn das sei eine Leistung der privaten Wirtschaft. Außerdem habe man auch keine klare Übersicht, da nur die Anbieter mit mehr als neun Betten erfasst seien. Aber auch die einzelnen Unterkünfte, also der so genannte "Sofa-Tourismus", seien stark ausgeprägt.
Freilich besteht die Arbeit im Amt für Stadtmarketing bei weitem nicht nur aus dem Tourismus. Das Standort-Marketing war ein weiteres Schlagwort, wozu auch die konsequente Umsetzung des Markenleitbilds zählt. "Das geht über die neuen Willkommensschilder hinaus", sagte Jochmann. Und verwies auf die Glaswand, die demnächst auf dem Plätzchen an der Ritzgasse angebracht wird. Das könnte ideal in die Stadtführungen eingebunden werden, meinte die Marketingchefin mit Blick auf die Gästeführer. "Ich bin felsenfest überzeugt, dass es für die Gästeführer ein guter Startpunkt wird."
Des Weiteren habe die Abteilung einen Newsletter eingeführt, der monatlich versandt wird. Interessenten können sich über die Webseite der Stadt anmelden. Hatte der frühere Email-Versand nur 190 Abonnenten, verzeichnet der Newsletter laut Jochmann schon 650 Abnehmer und es sei noch viel Luft nach oben. Geleistet werde diese Arbeit durch die Online-Redaktion, wie Jochmann sagte. Und das auch erläuterte: "Das entspricht einer halben Stelle."
Generell sei das Stadtmarketing nicht gerade üppig ausgestattet, was auch der Bügermeister bestätigte. "Mit den Kapazitäten, die wir haben, findet Hervorragendes statt", sagte Hacker.
Die Leiterin der Abteilung, der auch die Kultur zugeschlagen wird, hatte aber auch kritische Worte parat. Bei der Neuauflage des Genuss-Guides wurden mehr als 60 Gastronomen angeschrieben. Geantwortet aber hatte ein einziger. Inzwischen habe man nachgelegt und einzelne Telefonate geführt, mit dem Ergebnis, dass man nun sechs Interessenten habe. Für einen solchen Gastroführer sei das freilich zu wenig.
Die Bereitschaft zur Beteiligung in der Innenstadt nehme generell eher ab, meinte Jochmann. Einen Lichtblick wollte sie nicht erkennen. Aber auch, wenn gewisse Dinge von der Stadt finanziell gefördert werden, müsse man halt wollen. Auf Nachfrage von Walter Drebinger (CSU) sagte die Rathaus-Mitarbeiterin, dass die Einzelgastronomie ebenso wie der Einzelhandel freilich einen schweren Stand habe. Möglicherweise sei es die Besonderheit von Herzogenaurach, sich zurückzulehnen und zu sagen: "Stadt, tu mal", vermutete Jochmann, fand bei Drebinger aber keine Zustimmung.
Gut gelungen seien der Lebendige Adventskalender und der Weihnachtsmarkt, den die Stadt 2017 zum ersten Mal komplett in Eigenregie durchgeführt hat. Heuer kommt das Mittelalterfest hinzu. Alle dies Events hatte früher die Werbegemeinschaft mitorganisiert.