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Tierschutzverein Erlangen feiert 135. Geburtstag


Autor: Petra Malbrich

Erlangen, Donnerstag, 05. Oktober 2017

Bis zur Erschöpfung mussten die Tiere 1882 arbeiten. Der damalige Erlanger Bürgermeister gründete daraufhin den Tierschutzverein.
1500 Tiere werden jedes Jahr im Tierheim in Erlangen gepflegt. Fotos: Tierheim Erlangen


Tierschutz ist sicher keine Notwendigkeit der Moderne. "Tiere brauchen eine Lobby", betont Elisabeth Stosiek. Sie ist die Vorsitzende des Tierschutzvereins Erlangen, der zum Welttierschutztag mit einem Tag der offenen Tür im Tierheim Erlangen seinen 135. Geburtstag feiert. Wie dringend die Tiere bereits 1882 Hilfe benötigten, weiß der Verein aus Aufzeichnungen nur zu gut. "Als 1882 der Tierschutzverein von Dr. Georg Ritter von Schuh, Bürgermeister von Erlangen und späterer Oberbürgermeister von Nürnberg, gegründet wurde, waren die Zeiten für Tiere denkbar schlecht.

Die Situation für die Hunde in Erlangen war nicht weniger rosig. Hier gab es den "Hundegöpel", ein Laufrad, mit dem Schleifmaschinen, Webstühle, Pumpen und andere Geräte angetrieben wurden. Die oft kranken, unterernährten und viel zu kleinen Hunde mussten laufen bis zum Umfallen. "Ein Horror für jeden Tierfreund", sagt Vollertsen-Diewerge.

So erging es wohl auch dem Oberforstmeister Otto Leischner, der jedem Tier in Not half und vor allem den Tierschutzgedanken verbreitete. Das wurde in seinem Nachruf hervorgehoben. Der Oberforstmeister Leischner war der Vorsitzende des Tierschutzvereins von 1965 bis 1976. Damals zählte der Verein 279 Mitglieder. Doch noch etwas Wertvolles entstand in den 70er Jahren unter Leischners Kampfgeist und Hilfe für seine tierischen Freunde: Das elende, kleine Tierasyl an der Fuchsenwiese. "Die armseligen Kreaturen wurden in ein Drahtgehege über Nacht gesperrt und, wenn sie Glück hatten, am nächsten Tag nach Nürnberg gefahren. Otto Leischner kämpfte damals schon um ein Grundstück und um Geld für den Bau eines eigenen Heims. Auch der neue Vorstand unter Arietta Eberstadt kämpfte lange dafür, ein eigenes Tierheim zu bauen", erinnert sich Vollertsen-Diewerge, die auch damals schon aktiv dabei war.

Der Bau des Tierheims war kein leichtes Unterfangen. Denn abgesehen vom fehlenden Grundstück und Geld, scheuten die Mitglieder die Verantwortung. Tierschutzvereine gab und gibt es genug, aber nur eine begrenzte Anzahl an Tierheimen. Die Gründe sind heute noch dieselben wie damals: Es kostet zu viel Geld, ehrenamtliche Zeit und bedeutet ein großes Risiko.

Das Tierheim in Erlangen kann bestehen, weil der Tierschutzverein und das Heim mit den vielen ehrenamtlichen Tierschützern durch zahlreiche Aktionen und durch Spenden weiter existieren kann, seit 31 Jahren. Eingezogen sind die ersten Tiere 1986. Doch auch das Heim samt Anlage sind beengt, ein Anbau aufgrund der Lage nicht möglich. "Jedes Jahr werden durchschnittlich 1500 Tiere aufgenommen, wobei es längst nicht mehr nur Hunde und Katzen sind. Exotische Tiere wie Schlangen, Vogelspinnen, Bartagamen, sogar Präriehunde und ein Stachelleguan waren schon Gäste des Tierheims", erzählt Vollertsen-Diewerge.

Die strengen Auflagen des Veterinäramtes machen die Arbeit der Tierheimmitarbeiter nicht leichter, findet Stosiek. Quarantäne-Vorschriften, gesetzliche Maßnahmen und in Deutschland nicht vorkommende Krankheiten müssen verkraftet werden. Von diesen Sorgen ahnen die Tiere nichts. Sie sind glücklich, der Not entkommen zu sein, ein Dach über den Kopf und Futter im Napf zu haben. Daneben gibt es noch viele Streicheleinheiten. Und vielleicht ein neues Zuhause.

Doch durch das Internet hat sich auch das für die Tiere geändert. "Die Leute machen die Tiere wieder zur Katalogware, weil sie bequem von zu Hause aussuchen", ärgert sich Elisabeth Stosiek. Die Rechtsanwältin ist Tierrechtlerin, weil die Tiere Rechte brauchen. "Tiere sind keine Sache", sagt Stosiek, die mit den anderen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen exzellenten Tierschutz leistet und auf viele Besucher am 8. Oktober, am Tag der offenen Tür von 12 Uhr bis 17 Uhr zur Geburtstagsfeier des Vereins hofft. Neben einem Kinderprogramm und einem Hundeprogramm gibt es auch Rabattverkauf im Tierheimshop, Essen und viele Informationen.