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Tierheim Oberndorf rüstet sich für den Winter


Autor: Sabine Memmel

Oberndorf, Sonntag, 27. Oktober 2013

Die kalte Jahreszeit rückt näher und näher. Auch im Tierheim in Oberndorf rüsten sich die insgesamt 175 Tiere langsam für den Winter. Ob Rotlichtlampe, Heizung, Stroh oder der eigene dicke Pelz - frieren muss hier keiner.
Der unternährte Igel muss jetzt noch kräftig futtern, bevor er seinen Winterschlaf antritt.  Fotos: Sabine Herteux


Vor lauter Stacheln ist er fast nicht zu sehen. Nur ganz langsam zeigt er sein kleines Gesichtchen. Schnuppert vorsichtig mit seiner Schnauze. Auf der Hand von Ilse Pauli-Kurz hat der Igel sich zu einer kleinen, stachligen Kugel zusammengerollt. Seit drei Wochen lebt er im Tierheim in Oberndorf. Gebracht hat ihn ein Ehepaar aus Lonnerstadt - völlig untergewichtig. Jetzt wird er nach und nach aufgepäppelt, damit er für seinen bevorstehenden Winterschlaf wieder ganz bei Kräften ist. Er wird nicht der einzige Igel bleiben, der über die kalte Jahreszeit im Tierheim Unterschlupf findet: "Wir rechnen noch mit viel mehr Igeln. Letztes Jahr hatten wir im Winter fast 20 Stück hier", sagt Pauli- Kurz.


Igel stehen unter Naturschutz. Sie dürfen eigentlich nicht der Natur entnommen werden - außer sie sind verletzt oder krank. 270 Gramm wiegt der kleine Besucher im Tierheim momentan. 500 Gramm sollten es werden, bevor er sich in sein Häuschen, irgendwo auf dem Gelände des Tierheims, bis ins Frühjahr verkriecht. Pauli-Kurz ist zuversichtlich: "Er wird wieder gesund. Er futtert tüchtig."

Und nicht nur der Igel, alle insgesamt 175 Bewohner des Tierheims bereiten sich zur Zeit auf die kalte Jahreszeit vor. Und das sind viele: "Wir haben alles, was die Menschen über lassen - und die Menschen lassen wirklich alles über", weiß Ilse Pauli-Kurz. Genauso wie Boy und Funny. Die beiden Kaninchen bleiben auch bei kalten Temperaturen in der unbeheizten Scheune. "Mit Heu und Stroh wird aber alles warm und gemütlich gemacht", erklärt Pauli-Kurz. Sollte es ganz extrem kalt werden, kommen Wärmelichtlampen dazu.

Schafe und Ziegen haben es da ein bisschen leichter. Durch Pelz und dickes Fell haben sie ihren ganz eigenen Winterschutz. Sie bleiben auch in der kalten Jahreszeit draußen im Freiland. Ihr Stall wird mit zusätzlichen Holzplatten winddicht gemacht. Viel zu tun für Ilse Pauli-Kurz und ihren Mann Herbert Kurz. Der Tag beginnt für beide um 5.45 Uhr. Gegen 21.30 Uhr ist er erst zu Ende. Einfach alles dreht sich um die Tiere. Und im Winter noch ein bisschen mehr als sonst. Besonders bei Minusgraden: "Wenn das Wasser für die Tiere einfriert, müssen wir es immer wieder neu auffüllen", sagt Ilse Pauli-Kurz.

So kalt ist es jetzt zum Glück noch nicht. Der kleine Kater Fernando macht es sich trotzdem lieber drinnen gemütlich. Er kriegt gerade nur schwer die Augen auf. Viel zu gemütlich ist es unter der Rotlichtlampe. Und vor allem schön warm. Gleich im Raum daneben liegt Kaja und wärmt sich auf der Heizung auf. Draußen ist es einfach schon zu kalt. "Unsere Katzen übernachten in einem beheizten Zimmer. Für freilaufende Katzen haben wir mehrere Styroporboxen vorbereitet", sagt Pauli-Kurz.

107 Katzen sind derzeit im Tierheim untergebracht. Im Gegensatz zu den 22 Hunden eine ganze Menge. Und es werden immer mehr. Zwar kann das Ehepaar bis zu 100 Katzen im Jahr vermitteln, viele sind laut Pauli-Kurz aber einfach zu alt oder krank. Sie bleiben also im Tierheim, werden liebevoll "Bleibis" genannt. "Es gibt zu viele Katzen. Wir sind schon seit Jahren dabei, ganze Dörfer leer zu machen", erzählt Pauli-Kurz. Das sogenannte "Animal hording" gibt es ihr zufolge immer häufiger: Zu viele Tiere halten, sie aber nicht versorgen können. "Es sind Menschen, die es erst einmal gut meinen. Aber dann eskaliert es."

Im Tierheim finden sie ein Zuhause. Vorübergehend oder dauerhaft. Sommer wie Winter. Dass es langsam kälter wird, zeigt vor allem ein Indiz: "Die Tiere fressen deutlich mehr", beobachtet Pauli-Kurz. Genauso wie der Igel, der hoffentlich bald seinen Winterschlaf beginnen kann.

22 Katzenbabys leben zur Zeit im Tierheim. Sie sind noch in Quarantäne. In vier bis sechs Wochen sind sie vermittelbar. Wer Interesse hat, kann sich telefonisch beim Tierheim melden: 09548/8187.