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Teichwirte blicken in eine düstere Zukunft


Autor: Evi Seeger

Lonnerstadt, Mittwoch, 20. April 2016

Die Karpfenzüchter aus dem Aischgrund sehen durch Kormoran, Biber und Fischotter, aber auch durch immer mehr Auflagen und Regularien ihre Existenz bedroht.
Walter Jakob (hier beim Abfischen des 3-Herzen-Sees bei Reichmannsdorf) beklagt immer schlechter werdende Rahmenbedingungen für die Teichwirtschaft. Foto: Barbara Herbst


Die Situation der Teichwirte sei schlechter denn je, beklagte Walter Jakob, der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Aischgrund, in der Jahreshauptversammlung. "Wir stehen mit einem Bein im Gefängnis", stellte ein Teichwirt mit Blick auf sämtliche Verordnungen, Auflagen und Regularien fest, und Jakob bekräftigte diese Aussage. Diese Vorschriften seien aber nichts Neues.
Wirklich neu scheint ein Problem zu sein, vor dem der Präsident des Fischereiverbandes Mittelfranken, Jörg Zitzmann, warnte: "Der Fischotter wird auf uns zukommen!" Der Fischräuber sei bereits in der Oberpfalz aufgetaucht. Die Teichwirte sollten darauf vorbereitet sein und die Augen offen halten. Außerdem fürchtet Zitzmann, dass Standsicherheitsgutachten für Dämme durchgesetzt und "über alle Gewässer in Bayern gestülpt werden".
Dabei reichen den Karpfenzüchtern ja schon Biber und Kormoran, die ihnen nach wie vor zu schaffen machen.

"Wir haben keine Setzfische mehr, es ist ein katastrophaler Zustand." 7500 Euro hatte die Genossenschaft nach dem Bericht der Geschäftsführerin Gisela Dahms im vergangenen Jahr als Aufwandsentschädigungen an die Jäger ausbezahlt. Kein Wunder, dass sich Johann Pfister (BBL) darüber aufregte, dass der Kormoran 2010 zum "Vogel des Jahres" ausgerufen wurde.
Pfister, stellvertretender Landrat des Landkreises Bamberg, war einer von vier Landräten, die Walter Jakob eingeladen hatte. Denn die Region des Aischgründer Karpfens hört nicht an der Grenze des Landkreises auf. Sie erstreckt sich auch über Teile der Landkreise Bamberg und Forchheim. Über den Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim ohnehin. Dessen Landrat ließ sich bei der Mitgliederversammlung durch Thomas Müller-Braun, den Vorsitzenden der Teichgenossenschaft Neustadt/Aisch vertreten.
Dass die Landkreischefs "zu ihrer Teichwirtschaft stehen und dafür ein Bekenntnis ablegen", wünschte sich Walter Jakob. "Die Rahmenbedingungen für unseren Beruf werden immer schlechter", weshalb den Unteren Naturschutzbehörden immer größere Bedeutung zukomme.
Jakob berichtete von einer Gerichtsverhandlung, die ihn besonders aufgebracht hatte. Wenn Teichwirte als Gewässerverschmutzer hingestellt oder beschuldigt würden, den Tierschutz zu missachten, geht das dem Fischwirtschaftsmeister aus Mühlhausen, für den sein Beruf "der schönste der Welt ist", entschieden zu weit. Die Teichwirtschaft müsse wirtschaftlich bleiben, "sonst können wir eine Hofnachfolge nicht mehr garantieren", betonte er.
Zum Glück gab es im voll besetzten Sonnensaal auch Positives zu berichten: Der Aischgründer Karpfen sei auf dem Erfolgstrip, berichtete Jakob. 40 Karpfenküchen hätten sich verpflichtet, explizit Aischgründer Karpfen anzubieten.
Weiter mit ihnen an einem Strang zu ziehen, versprach Erlangen-Höchstadts Landrat Alexander Tritthart (CSU) den Karpfenzüchtern. "Würdet ihr die Teiche nicht mehr bewirtschaften, sähe unsere schöne Landschaft ganz anders aus." Der Karpfen sei der einzige nachwachsende Fisch, der von Greenpeace als ökologisch unbedenklich eingeordnet werde. Er könne bedenkenlos gekauft und verzehrt werden.
Dem Landrat ist bewusst, dass die Verluste durch den Kormoran sehr hoch sind. Die Vergrämung dürfe nicht nachlassen, betonte er. Aber auch der Klimawandel werde immer stärker zu einem Problem. In trockenen Sommern wie dem letzten fehle das Wasser in den Teichen. In den Wintern fehle die Eisschicht, so dass der Kormoran weiter zuschlagen könne.
Das Marketing mit dem Gütesiegel sei ein großer Erfolg. Gemeinsames Auftreten sei bei der Vermarktung wichtig. Daher unterstütze der Landkreis das "Karpfenland Aischgrund", bringe Werbematerial und Lokalführer auf den Markt, habe dazu beigetragen, dass der Kormoranmanager weiterbeschäftigt werde und begrüße das Hinweisschild an der Autobahn. Wenn sie Schäden durch den Biber hätten, sollten sie sich ans Landratsamt wenden, bot er den versammelten Teichwirten an.
Zusammenarbeit signalisierte auch der Forchheimer Landrat Hermann Ulm (CSU). Nur insgesamt als Region könne man erfolgreich sein. Ulm könnte sich daher eine landkreisüberschreitende Broschüre der Karpfenlokale vorstellen. Teichwirtschaft sei ein uraltes Kulturgut und zudem wichtig für den Klimaschutz, betonte der stellvertretende Landrat Pfister aus Bamberg. Die Bewirtschaftung der Weiher sei ein Dienst an der Natur, bei dem noch dazu "ein ganz tolles Produkt herauskommt".
"Der Aischgrund ist mehr als ein Landkreis, und die Karpfenwirtschaft hat viele Väter", freute sich Fischexperte Martin Oberle über das gemeinschaftliche Auftreten der Erzeuger aus der Region. Die kleinstrukturierte Teichwirtschaft müsse unbedingt erhalten bleiben, "damit wir die Freude daran nicht verlieren". Als Vorsitzender des Karpfenlands Aischgrund lobte Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL) die Liebe und den Idealismus der Karpfenerzeuger. Man habe die Gastronomie vom Gütesiegel des Aischgründer Karpfens überzeugt. "Gemeinsam werden wir beweisen, dass es dieses Produkt wert ist, dass wir uns dafür einsetzen."
Ein ganz persönliches Dankeschön richtete der Vorsitzende Jakob an seinen langjährigen Stellvertreter Lorenz Jordan. "Er hält mir immer den Rücken frei. Ohne ihn könnte ich diesen Job nicht leisten!"