Druckartikel: Täglich neue Herausforderungen

Täglich neue Herausforderungen


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 11. August 2017

Die Diplom-Pädagogin Carolin Koch berät die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft am Lappacher Weg in Höchstadt in den verschiedensten Lebenslagen.
Aufklärung und Hilfe bekommen die Flüchtlinge im Büro von Carolin Koch (rechts) am Lappacher Weg in Höchstadt. Foto: Andreas Dorsch


Ein Routinejob sieht anders aus. Was die 35-jährige Carolin Koch an ihrem Arbeitsplatz zu bewältigen hat, ist alles andere als täglich wiederkehrende Aufgaben. Seit Juni 2016 sitzt die Diplom-Pädagogin in einem Büro in der Gemeinschaftsunterkunft am Lappacher Weg in Höchstadt und berät die dort lebenden Flüchtlinge und Asylbewerber.

Angestellt vom Diakonischen Werk Bamberg-Forchheim, ist sie 25 Stunden in der Woche für die Bewohner da. Dass ihr ihre Arbeit Spaß macht, merkt der Besucher sofort. Sie liebt es, jeden Tag vor neuen Herausforderungen zu stehen. "Flüchtlingsarbeit ist unendlich", sagt Carolin Koch.


Seit Jahren ausgebucht

Mit 130 Bewohnern aus den verschiedensten Krisenregionen der Erde ist die Unterkunft in Höchstadt seit Jahren ausgebucht. Ob aus Äthiopien, Eritrea, dem Irak, Iran oder Armenien, für die Beraterin ein "spannendes Klientel" mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen: "Da musst du viel improvisieren."


"Man lernt, sich durchzusetzen"

Obwohl Carolin Koch eine eher zierliche Person und eine Frau ist, wird sie von den Flüchtlingen akzeptiert. "Man lernt schnell, sich durchzusetzen", sagt sie. Probleme habe sie noch nie gehabt, angegangen worden sei sie auch noch nicht.

Die Beraterin wird in ihren Sprechstunden "mit allen Fragen konfrontiert, die das Leben mit sich bringt". Privates ebenso wie Krankheiten, das Asylverfahren, Kinderbetreuung und natürlich die Kommunikation mit Ämtern. Bei manchen Briefen von Behörden verstehen die Flüchtlinge oft nur Bahnhof. Da ist das Erklärungstalent von Koch gefragt.

Mit Beginn des neuen Schuljahres gilt es auch wieder, jede Menge Anträge, beispielsweise auf Kostenübernahme für die Kinderbetreuung in Kindergarten oder Krippe, zu stellen. Arzttermine müssen ausgemacht, Unterlagen über die Abrechnungsmodalitäten ausgefüllt werden. Spannend wird es immer, wenn die Bewohner der Unterkunft Post vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in einem gelben Umschlag bekommen. Das können negative oder positive Bescheide sein. Wird ein Flüchtling anerkannt, muss er sich beim Jobcenter melden, weil dann das Sozialamt nicht mehr zahlt. Beim Antrag auf Arbeitslosengeld II kommen die Flüchtlinge ohne Hilfestellung nicht weiter.

In der Regel hapert es ganz einfach an der Sprache. Es sei schon eine Herausforderung, die sprachlichen Barrieren zu überwinden. Koch spricht zwar fließend Englisch, aber auch das hilft nicht immer weiter. "Die Leute helfen sich auch untereinander", sagt die Beraterin. Es werden aber auch Dolmetscher engagiert, doch die sind rar und kosten Geld. Die Diakonie fördert diesen Dolmetscher-Einsatz mit Spendengeldern.

Dass in einer solchen Gemeinschaftsunterkunft mit 130 Menschen unterschiedlichster Kulturen, Religionen und bis zu fünf Leuten in einem Zimmer nicht immer alles glatt läuft, ist für Koch völlig normal: "Das ist Alltag in einer GU." Bei Problemen mit Alkohol, Drogen oder anderen Delikten sei auch die Polizei immer wieder mal da.


Intensive Betreuung

Manche ihrer Klienten brauchen eine besonders intensive Betreuung, vor allem kranke und traumatisierte Menschen. Hier wären auch Dolmetscher gut, die Deutsch und die Muttersprache des Flüchtlings beherrschen. Koch: "Noch besser wären Psychiater mit dem gleichen Fluchthintergrund wie die Betroffenen."

Froh ist Carolin Koch über die ehrenamtliche Unterstützung in Höchstadt. Allen voran durch den Helferkreis Helfende Hände. Der sucht ständig noch Mitstreiter. "Jede Hilfe ist willkommen", sagt Koch. Die Diakonie bietet für Ehrenamtliche auch Weiterbildung und Fahrtkostenerstattung an. Wer mitmachen möchte, sollte nur mal in die Sprechstunde kommen, sich registrieren lassen und kann durchstarten.

Gesucht werden auch Wohnungen für Flüchtlinge, die bleiben dürfen. Die Miete wäre übrigens sicher. Wer vermieten möchte, kann sich ebenfalls bei Carolin Koch melden.