Studentin arbeitet am anderen Ende der Welt
Autor: Mona Lisa Eigenfeld
Lauf, Donnerstag, 11. Sept. 2014
Die Adelsdorferin Theresa Schuhmann war ein halbes Jahr lang als Praktikantin in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur. Dabei lernte sie nicht nur, dass Asiaten sich nicht gerne in die Sonne legen.
"Reisen öffnet die Augen, erweitert den Horizont, baut Vorurteile ab und hilft dabei, die Welt zu verstehen", findet Theresa Schuhmann. Die 22-Jährige ist schon viel herumgekommen. Zuletzt verbrachte die Studentin aus dem Adelsdorfer Ortsteil Lauf ein halbes Jahr in Südostasien.
"Asien ist eine spannende Region und absolut im Kommen", war sich die junge Frau, die Politikwissenschaften und Öffentliches Recht in Heidelberg studiert, schon im Vorfeld sicher. So zögerte sie auch nicht lange, als sie Anfang des Jahres ein sechsmonatiges Praktikum bei Siemens in Malaysia angeboten bekam. Und dann musste alles ganz schnell gehen. Innerhalb weniger Tage organisierte sich Theresa in Frankfurt ein vorläufiges Visum und fand ein passendes WG-Zimmer über das Internet.
In der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur angekommen, wurde sie dann von neuen Eindrücken regelrecht erschlagen.
Station in Kuala Lumpur
Und auch in ihrer neuen Wohnanlage mitten in Kuala Lumpur warteten so einige Überraschungen auf die junge Frau. Für wenig Geld standen den Bewohnern dort ein eigener Pool, ein Fitnessstudio, eine Sauna sowie ein Tennisplatz zur Verfügung. Die Anlage selbst wurde sogar von Sicherheitspersonal bewacht. Innerhalb der Wohnanlage waren dann wieder junge Leute aus aller Welt anzutreffen. Überwiegend lebten dort nämlich Praktikanten wie Theresa.
Am Pool jedenfalls habe man Malaysier jedoch vergeblich gesucht, sagt Theresa. "In Asien herrscht ein ganz anderes Schönheitsideal als hierzulande. Während wir Europäer uns den ganzen Tag in der Sonne bräunten, trugen die Einheimischen stets einen Sonnenschirm bei sich und benutzen sogar Aufhellungscreme", erinnert sich die Lauferin. Blässe sei dort nach wie vor Erkennungsmerkmal der wohlhabenderen Bevölkerungsschicht.
Ihre Wohnung teilte sich Theresa mit einem weiteren Praktikanten aus Kitzingen sowie einer Studentin aus dem Iran. Den täglichen Weg zur Arbeit legte sie zu Fuß zurück. In Kuala Lumpur stellte sie damit aber eine echte Seltenheit dar. "Die Einheimischen bewegen sich nur wenig und halten sich am liebsten in klimatisierten Malls auf", erklärt Theresa.
Andere Arbeitsweise
Ihre Arbeit im Büro erledigte sie zwischen 8.30 und 17.30 Uhr. Zu ihren Aufgaben zählten unter anderem die Analyse und Zusammenfassung englischsprachiger Verträge. Doch auch in der Arbeitsmentalität unterscheiden sich Malaysier von den Europäern in vielerlei Hinsicht, weiß Theresa. "Sie sitzen viel länger im Büro, sind dabei aber weniger effektiv", resümiert die Politikstudentin. Vor allem in Sachen Eigenverantwortlichkeit hätten viele ein Defizit: "Die Malaysier brauchen genaue Anweisungen, was zu tun ist. Logische Schritte im Arbeitsalltag tätigen sie oft nicht von sich aus, sondern müssen erst dazu aufgefordert werden".
Theresa selbst arbeitete auch mit einigen Deutschen zusammen. Viele von ihnen seien bereits vor Jahren nach Kuala Lumpur gekommen und hätten sich inzwischen ein eigenes Leben dort aufgebaut, berichtet die 22-Jährige. Ihre eigenen Wochenenden verbrachte sie damit, den Kontinent zu erkunden. Auf dem Programm standen Reisen nach Thailand, Vietnam, Bali, Singapur, Brunei, Nepal sowie Erkundungstouren durch Malaysia selbst.
Während ihres Aufenthalts widerfuhren dem Land gleich zwei Flugzeugtragödien, die für weltweite Bestürzung sorgten. Das Verschwinden bzw. der Absturz der beiden "Malaysian Airlines"-Maschinen sei ständig präsent gewesen, erinnert sich Theresa Schuhmann noch genau. "Es gab Werbespots und Anzeigetafeln mit Beileidsbekundungen. Ein paar Arbeitskollegen von mir kannten sogar einige der Opfer", erzählt die Lauferin.
Trotz solcher Erfahrungen überwiegen bei ihr letztlich doch die positiven Erinnerungen. Aus diesem Grund kann sie sich auch vorstellen, irgendwann nach Malaysia zurückzukehren. "Zuerst möchte ich aber noch andere Teile der Welt kennenlernen", stellt die Bachelorstudentin klar. Bis dahin möchte sie mit den neu gewonnen Freunden aus aller Welt in Kontakt bleiben. Denn eins hat Theresa während ihres sechsmonatigen Aufenthalts gelernt:
"Man hat mit den meisten Menschen viel mehr gemeinsam, als man sich vorstellen kann."