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Streuobstwiese in Höchstadt: Was bringt der weiße Anstrich?


Autor: Tina Meier

Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 25. August 2015

Senkrechte Risse und Schwarzfärbungen an Obstbäumen deuten auf einen neuartigen Rindenbrand hin. Durch den Schaden können die betroffenen Bäume absterben. Doch es gibt neben Kalk eine andere Möglichkeit, sie zu schützen. Das weiß Herbert Lawrenz, der Vorsitzende des Höchstadter Obst- und Gartenbauvereins.
Herbert Lawrenz zeigt die charakteristischen Risse, die auf den Rindenbrand hinweisen.  Foto: Tina Meier


"Verursacht werden die Rindenschäden sehr wahrscheinlich durch die Erderwärmung und die starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Die Rinde platzt also auf", erläutert Herbert Lawrenz, der Vorsitzende des Höchstadter Obst- und Gartenbauvereins. Außerdem werden die Bäume besonders bei ausgeprägter Sommertrockenheit durch einen Pilz infiziert.

Als Folge kann der Baum absterben, da das Kambium, die Wachstumsschicht unter der Rinde, abstirbt und auch die Rinde selbst sich ablöst. "Bereits vor über 100 Jahren wurden die Obstbäume im Frühjahr mit Kalk angestrichen. Während am Tag die Sonne schien, brachte die Nacht den Frost", berichtet Lawrenz.
Extreme Temperaturschwankungen sollen durch die reflektierende weiße Farbe vermindert werden. Diese althergebrachte Art eines Weißanstrichs brachte zwar gute Erfolge, wurde aber im profitorientierten Anbau nicht fortgesetzt, da die Bäume niedriger und auch nicht so alt wie die Obstbäume auf einer Streuobstwiese werden.
"Problematisch ist, dass der Kalkanstrich sehr schnell abgewaschen wird und jeder Baum zwei mal pro Jahr gestrichen werden müsste", erklärt der 65-Jährige. Bei circa 600 Bäumen mit historischen Obstsorten im Landkreis würde das eine Menge Arbeit bedeuten.

Die Bäume auf der Streuobstwiese am Wachenrother Weg hinter der Wasseraufbereitungsanlage wurden daher mit einem ungiftigen industriellen Mittel bestrichen. Dieses soll fünf Jahre halten. Ein erster gelber Farbmantel im Mai sorgte dafür, dass die Rinde am Baum besser haftet.

Vor rund drei Wochen wurden die Bäume ein weiteres Mal bestrichen und erstrahlen nun in Weiß. Weitere Gartenbauvereine und auch der Landkreis selbst schlossen sich dem Vorbild an.

Auch in einem anderen Bereich soll der Anstrich helfen. Zum Schutz junger Bäume werden häufig Schilfrohrmatten locker angelegt. "Der Stamm bleibt aber zu lange feucht und kann schlecht kontrolliert werden", erklärt Lawrenz. Der Schutzanstrich verursache diese Probleme nicht. Nun hofft er, dass die Farbe auch gegen den neuartigen Rindenbrand hilft.


Maßnahmen bei Rindenbrand

Wie einem Bericht der hessischen Hochschule in Geisenheim zu entnehmen ist, werde bei befallenen Apfelbäumen empfohlen, die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen zu stärken. Ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel gebe es nicht. Eine Verwundung des Baumes sei dringend zu vermeiden, da sie neue Eintrittspforten für den Pilz biete. Der Obst- und Gartenbauvereinverein verschließt die Baumwunden deshalb mit einem fungizidhaltigen Mittel und vernichtet aus hygienischen Gründen auch das Schnittgut und Altholz.

"Vor drei bis vier Jahren fiel Angelika Schiffer, der Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege, auf, dass die Rinde von Apfel- und Birnbäumen Risse bekam. Dadurch können sich Krankheitskeime und Schädlinge im Baum verbreiten", erklärt Lawrenz.

Um die Ursache herauszufinden, wandte sich Schiffer an bayerische Institutionen, die das Problem aber scheinbar noch nicht erkannt und demnach keine Lösung parat hatten. Mit der Forschungsanstalt Geisenheim fand Schiffer den entsprechenden Ansprechpartner und konnte von deren positiven Erfahrungen mit der Stammschutzfarbe profitieren.

Der Anstrich empfehle sich laut Lawrenz auch bei Obstbäumen im eigenen Garten: "Es lohnt sich! Besonders bei Hochstämmen, die älter werden."