Streicher spielen Dmitrij Schostakowitsch in Höchstadt
Autor: Pauline Lindner
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 11. Juli 2013
Zum russischen Jahr macht das Bamberger Streichquartett bei einem russischen Konzert in Höchstadt Leben und Werk des Komponisten Dmitrij Schostakowitsch bekannt.
Die erste Bürgerreise in die Partnerstadt Krasnogorsk 2004 führte die Höchstadter auch auf den Nowodjewitschi-Friedhof (Neu-Jungfrauen-Friedhof) in Moskau, auf dem fast alle Größen Russlands des 20. Jahrhunderts bestattet sind. Es ist ein russischer Brauch, so lernten sie von ihren Gastgebern, auf Gräbern von geschätzten Verstorbenen eine Blume niederzulegen. Unter dem Eindruck eines Streichquartetts von Dmitrij Schostakowitsch, interpretiert vom Bamberger Streichquartett, wählte damals die Verfasserin das Grab des 1975 verstorbenen Komponisten.
Ein russisches Konzert
Der bleibende musikalische Eindruck war es auch, der Eberhard Ranger und Klaus-Dieter Stolper vom Förderkreis Pro Musica dazu bewog, zum Russischen Jahr in Höchstadt ein "russisches Konzert" zu veranstalten.
Auf der einen Seite war die Politisierung der Gesellschaft mit dem Auftrag an Künstler, den Massengeschmack zu befriedigen. Das belegen die vielen Filmmusiken. Auf der anderen Seite stehen für Stolper die 15 Streichquartette. Er nennt sie ein "persönliches musikalisches Tagebuch". "Das sind Riesenbrüche", nimmt Ranger die oft gleich hintereinanderliegenden banalen Kompositionen und die sehr privaten Kammerwerke wahr.
Vernichtende Rezension
Schostakowitschs Leben hatte ausreichend tragische Momente. Allein schon durch seinen angeschlagenen Gesundheitszustand. Dazu kamen die Launen von Stalin. Das erste Mal fiel Schostakowitsch 1936 in Ungnade. Bei der Premiere seiner Oper "Lady Macbeth von Mzensk" verließ der Diktator, ein großer Opernfreund, die Aufführung vor dem Ende mit einem vernichtenden Kommentar. Die Rezension in der Prawda war dann auch vernichtend.
Schostakowitsch befürchtete seine Verhaftung. 1941 komponierte er die "Leningrader Symphonie", als die Metropole an der Newa über ein Jahr von deutschen Truppen belagert wurde. Im ersten Satz verfremdete er die Melodie "Jetzt geh' ich ins Maxim" aus der Operette "Die lustige Witwe" so, dass sie eine Klangfratze des Bösen wurde.
Stalin soll das auf Hitler gemünzt haben und entsetzt darauf reagiert haben, dass in den folgende Sätzen nicht die heroischen Taten der Russen im Großen Vaterländischen Krieg musikalisch verherrlicht worden waren. Das nächste Verdikt folgte. Schostakowitsch notierte später in seinem Tagebuch: Das Warten auf die Exekution ist eines der Themen, die mich mein Leben lang gemartert haben, viele Seiten meiner Musik sprechen davon."
So auch das vom Bamberger Streichquartett ausgewählte 11. Streichquartett f-Moll op. 122. F-Moll ist seit J. S. Bachs Matthäuspassion die Tonart für große Tragik. Das Werk klingt in einer Art Totentanz aus. Das Gegenstück dazu bildet im Konzert eines der "Russischen Quartette" von Joseph Haydn. Eine Auftragsarbeit vom Wiener Kaiserhof, als dort ein Zar als Staatsgast erwartet wurde.