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Straßenverlegung entzweit Wachenroth


Autor: Evi Seeger

Wachenroth, Freitag, 28. Oktober 2016

Die geplante Umgestaltung des Ortskerns findet nicht nur Freunde, obwohl das Projekt von langer Hand vorbereitet wurde.
Adam Litz (l.) und Georg Martin orientieren sich an den Plänen. Foto: Evi Seeger


"Überlasst das doch den Leuten, die eine Ahnung davon haben", hielt Gerhard Schmidt den Kritikern entgegen. Die momentane Diskussion um die Umgestaltung des Wachenrother Ortskerns und die Verlegung der Staatsstraße regt Schmidt auf. Vor allem macht er sich Sorgen um die "katastrophale Außenwirkung", die der Protest einiger Bürger nach sich zieht.
In Wachenroth hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die die Verlegung der Staatsstraße ablehnt. Schmidt erinnerte an die "enorme Vorarbeit", die in Arbeitskreisen geleistet wurde. 60 Bürger hätten sich Gedanken gemacht, wie man Wachenroth voran bringen, gleichzeitig den Freistaat, das Amt für Ländliche Entwicklung und den Landkreis für dieses Projekt gewinnen könne.

"Wenn wir jetzt diese Hilfe zerreden, dann haben wir nichts anderes verdient!"
Dorferneuerung, Verlegung der Staatsstraße und die auf die Anlieger zukommenden Kosten waren Hauptthemen der Diskussion in der Bürgerversammlung. "Wir stehen zu unserer Dorferneuerung", betonte Bürgermeister Friedrich Gleits-mann (CSU) während seiner einstündigen Präsentation. Gesamtkosten von rund 2,2 Millionen Euro werden für die Umgestaltung anfallen. 650 000 Euro davon kommen über das Amt für Ländliche Entwicklung, 580 000 Euro vom Freistaat. Der Gemeindeanteil betrage 600 000 Euro. Die übrigen Kosten müssten auf die direkten Anlieger - nicht auf den ganzen Ort - umgelegt werden. Riesenbeträge würden dabei nicht herauskommen, glaubt Gleitsmann. Er bot den Betroffenen an, sich im Rathaus über ihre Beiträge Auskunft zu holen.
Dennoch schien es dem aufmerksamen Beobachter am Ende, als habe sich an den beiden Fronten kein Jota verändert. Dabei blieben die meisten Bürger sachlich und fair. Lediglich der Kleinwachenrother Wilfried Schilk warf "den Gemeinderäten, die da vorne sitzen" vor, "korrupt" zu sein. "Eine Hand wäscht die andere", kritisierte er.
Ein anderer Bürger brachte eine Ortsumgehungsstraße ins Spiel, für die sich auch Erich Weichlein aus Weingartsgreuth stark machte. Bürgermeister Friedrich Gleitsmann glaubt jedoch nicht mehr sehr daran, dass eine solche Verkehrsentlastung tatsächlich realisiert wird. Bereits 1998 habe sich die Gemeinde darum Gedanken gemacht. Auf einer Dringlichkeitsliste werde die Notwendigkeit immer wieder nach hinten geschoben. Im Flächennutzungsplan müsse die Trasse allerdings immer wieder fortgeschrieben werden. Holger Vogel (CSU/BBL) schien der Gedanke zu gefallen: Zu diesem Zweck solle sich eine Bürgerinitiative gründen, meinte der Marktgemeinderat.
Georg Martin, Wirt des "Grünen Baums", sieht sich als Hauptbetroffener. "Da unten wohnt ja keiner mehr", betonte er. Er fürchtet, dass die geplante Mauer den Verkehrslärm noch verstärkt. Ein weiterer Bürger regte die so genannten "wiederkehrenden Beiträge" an, die es den Kommunen seit April ermöglichen, "solche Maßnahmen aus diesem Pool zu zahlen". Das bedeutet, dauerhafte, jährliche Abgaben anstelle der "bösen Bescheide", die dann einen großen Batzen auf einmal von den Bürgern einfordern.
Wachenroths Geschäftsleiter Markus Schramm klärte über die Probleme mit diesem neuen System auf. Den Kommunen, die bereits eine Ausbaubeitragssatzung haben, habe der Gemeindetag empfohlen, die Finger davon zu lassen. Es gebe auch noch keine Rechtsprechung. "Dass es mehr Frieden bringt", glaubt der Geschäftsleiter schon gar nicht.
Mehr Nachteile als Vorteile sah ein Bürger in der Verlegung der Staatsstraße. "Der Verkehr wird schneller, die Mauer gefällt uns nicht!" Ihm erläuterte Edgar Göller (Planungsbüro Höhnen & Partner) die Grundlagen der Planung und die Kriterien, die sie erfüllen muss. Der aktuelle Verkehr werde gemessen und für die Zukunft hochgerechnet. "Das wird auch in 20 Jahren noch funktionieren", ist sich Göller sicher. Wenn allerdings der Verkehr der Autobahn umgeleitet werde - was Erich Weichlein ansprach - erhöhe sich der Gesamtverkehr um das Zehnfache. Das könne keine Straße leisten. "Könnte eine Staatsstraße den Verkehr der Autobahn aufnehmen, bräuchten wir ja keine Autobahn", betonte der Planer.


Platz für mehr Lebensqualität

Die Frage nach der "Hauptmotivation" für die Umgestaltung beantwortete Markus Dohrer vom Amt für Ländliche Entwicklung. Mitten in Wachenroth sei eine riesige Asphaltfläche, so Dohrer. Mit der Umgestaltung solle Platz für mehr Lebensqualität geschaffen werden. Bushaltestellen würden barrierefrei ausgebaut, es werde eine Ampel geben, um sicher die Straße queren zu können, geregelte Parkflächen und einen Platz, der eine hohe "Aufenthaltsqualität" habe. Zudem werde es "zugängliche Grünflächen" geben und nicht wie derzeit "Grün, das zwischen zwei Straßen eingequetscht ist". Nicht zuletzt soll, wie Bürgermeister Gleitsmann betonte, die Kirchweih wieder in den Ort geholt werden.