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Storchenpaar in Stolzenroth zieht in Luxusappartement


Autor: Evi Seeger

Stolzenroth, Donnerstag, 26. März 2015

In Stolzenroth müssen Heiner und Heidi runter vom Schornstein des Backhauses im Heinershof. Die Ersatzwohnung ist aber schon fertig und muss nur noch bezogen werden.
Gleich zwei Storchenpaare haben sich am Heinershof niedergelassen: Die älteren Rechte haben Ali und Aline (hinten) auf der ehemaligen Scheune, dem heutigen Schulbauernhof. Heiner und Heidi vorne müssen von ihrem Schornstein endgültig Abschied nehmen, dürfen aber in ein Luxusappartement übersiedeln. Foto: Evi Seeger


Es ist ein Luxusappartement, das Heiner und Heidi geboten wird! Aber bei Tieren ist es wohl nicht anders als bei Menschen: Mancher Zeitgenosse hat sein Herz an das Einfache, Altgewohnte gehängt. Daher bleibt es auch spannend, ob die Störche vom Heinershof ihr neues Zuhause auf dem Dach des Schulbauernhofs annehmen.
Um beim Vergleich mit dem Menschen zu bleiben - die Bezeichnung "Dickschädel" träfe auf Heiner und Heidi durchaus zu. Schon im vergangenen Jahr hat man ihnen ein neues Nest angeboten. Angenommen haben es die beiden nicht.

Vor kurzem haben sie sich wieder auf dem Schornstein wohnlich eingerichtet. Nicht ganz so vornehm, wenn man das Gestrüpp sieht, das die beiden dort aufgetürmt haben. Auf Dauer bleiben konnten sie da nicht. Der Schlot gehört zu einem Backofen unten im Gebäude, in dem das Team des Heinershofs einmal wöchentlich Brot backt. Das schien der Versicherung zu gefährlich, so dass Tina Sickmüller, die Chefin des Heinershofs eine Umsiedlung in die Wege leitete.

"Die Störche bringen uns Glück", ist Sickmüller überzeugt. Sie und ihr Team betreuen Kinder im Hort und im Schulbauernhof, einer Art Schullandheim. Obwohl sie nicht auf Zuschüsse hoffen kann, nimmt sie die Kosten für den Nestbau in Kauf.

Heiner und Heidi sind aber nicht die einzigen ihrer Art auf dem Heinershof. Als im Frühjahr 2013 der Schulbauernhof eröffnete, bezogen Ali und Aline das Storchennest, das man vorausschauend auf dem Dach aufgerichtet hatte. "Die Namen haben Kinder, die gerade im Schulbauernhof waren, den Störchen gegeben", erzählt Sickmüller. "Die Neuen", Heiner und Heidi, ließen sich erst im letzten Jahr ziemlich spät hier nieder.

Kampf ums "gemachte Nest"

Vierzehn Tage seien sie über dem Hof gekreist, erinnert sich der Steppacher Karl Volland, der ebenfalls sein Herz an die Störche verloren hat. Heiner und Heidi wollten sich sozusagen "ins gemachte Nest" setzen, Ali und Aline aber gaben ihr Heim nicht auf. "Sie haben gekämpft bis aufs Blut", erzählt Tina Sickmüller. Schließlich hätten die Neuen angefangen zu bauen und brachten 2014 auch schon Nachwuchs zur Welt. "Peter und Petersilie" wurden die Jungen getauft. Mit Sendern ausgestattet, weiß man genau, dass der Nachwuchs aus Stolzenroth heute auf Gibraltar und an der deutsch-französischen Grenze lebt.

Die Umsiedlung vom Dach des Backhauses auf das ehemalige Scheunengebäude erwies sich als aufwändige Aktion. Ein Hubsteiger musste her, um Gestell und Unterbau des Nestes auf dem steilen Dach sicher zu befestigen. Aus Höchstadt kam "Storchenvater" Edmund Lenz dazu, der den Umzug mit der Naturschutzbehörde abgestimmt hatte. Wichtig ist Lenz vor allem die Durchlässigkeit des Nestbodens. In die Halterung aus Holz mussten daher Löcher gebohrt werden. Schließlich war auch noch ein Steppacher Metallbetrieb gefragt. Er hat den Auftrag, eine "Vergrämungsvorrichtung" auf dem Schornstein anzubringen. "Sonst hätten die ja wieder drauf gebaut", so die Fachleute.

Riesenkorb wurde in Altendorf geflochten

Tina Sickmüller hatte in Altendorf einen riesigen Korb aus Weiden für ihre Störche flechten lassen. Den stattete Lenz mit zwei Lagen Schilf aus, darüber Seggenheu, dann Hackschnitzel und noch einmal Seggenheu. Durch eine "Testfahrt" im Hubsteiger überzeugte sich Lenz, dass Ali und Aline sich von der ungewohnten Aktion nicht vertreiben lassen. Doch sie zeigten sich "wesensfest" (O-Ton Lenz) und ließen sich nicht stören.

Besuch beim Kind im Zoo

"Es ist einfach toll, dass unsere Kinder die Tiere so nah erleben können", findet Tina Sickmüller. Schon bald sollen Schafe und ein Schwein auf den Hof kommen. Ali und Aline, die Alteingesessenen, fliegen übrigens im Winter nicht weg. Sie seien immer wieder im Nürnberger Zoo gesehen worden, weil da gefüttert wird. Ein "Kind" der beiden "wohnt" auch dort. Es war im vergangenen Jahr abgestürzt und musste operiert werden. Der Versuch, das Junge danach auszuwildern, scheiterte. Karl Volland brachte es in den Nürnberger Zoo, wo es oft Besuch von den Eltern bekommt.

Auch zwei junge Schwarzstörche aus Steppach leben im Zoo, weiß Volland. Der Schwarzstorch kreiste übrigens immer wieder über dem Heinershof, um sich ein Bild von dem spektakulären Nestbau zu machen.

Seit 1. Januar ist der Heinershof vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz als "Umweltstation" anerkannt. Einen offiziellen Festakt dazu gibt es am 30. Oktober mit Melanie Huml, der Projektpatin des Schulbauernhofs, und Umweltministerin Ulrike Scharf.

Engagement für die Störche

350 Storchen-Brutpaare gibt es derzeit in Bayern, weiß Storchenvater Edmund Lenz zu berichten. Um 1900 habe man gerade mal 150 Brutpaare gezählt. Im Durchschnitt schlüpfen pro Paar jährlich vier Junge. Früher seien häufig drei davon durch die "Vernassung" der Nester oder durch Energieversorgungstrassen zu Tode gekommen, so dass nur noch ein Jungstorch übrig blieb. Michael Zimmermann (aus Erlangen) und Edmund Lenz kämpfen zusammen seit mehr als 30 Jahren für die Störche und machen die Nester wasserdurchlässig. Schließlich trug auch der Energieversorger durch das Einrichten von "Sitztraversen" dazu bei, dass mehr Jungtiere überleben. Das erkläre auch, weshalb im Aischgrund die größte Storchendichte in ganz Bayern zu finden sei.